Nachdem wir am Morgen im Norden von Nasca noch zwei der Scharrbilder vom Aussichtsturm angeschaut hatten, waren wir einstimmig der Meinung, dass sich der Flug trotz Uebelkeit gelohnt hatte. Die Bilder waren vom Turm nur ansatzweise sichtbar, vor allem nur 2 von den ca. 20.
Dann war unser Ziel die Weinstadt Ica. Nachdem wir dort angekommen waren, sahen wir zwar ueberall die Weinduenen, von Bergen kann man bei Wein in der Wueste wohl kaum sprechen. Die Stadt mit ueber 100.000 Einwohnern schien uns nach ein paar Minuten zu wenig einladend, dass wir uns schnell wieder Richtung Panamerikana bewegten. Hier wollten wir nicht bleiben.
Im Nachhinein haben wir gelesen, dass das wohl auch daran lag, dass die Stadt letzten August zu 80% bei einem Erdbeben zerstoert wurde.
Nach ca. 30 Minuten kamen wir zur Abzweigung, die zum Nationalpark Paracas geht und den wollten wir sehen. So fuhren wir 15 km Richtung Kueste und gerieten mitten in einen dicken Sandsturm. Zu der Jahreszeit gibt es hier bis zu 3taegige Sandstuerme, die vor allem am Nachmittag ihren Peak haben. Daher heisst die Halbinsel auch "Paracas", das bedeutet auf Quechua "Sandsturm". Die Paracas-Halbinsel, südlich der Paracas-Bucht und die Islas Ballestas bilden das Nationalreservat Paracas, das am 25. September 1975 gegründet wurde und eine Gesamtfläche von 335.000 Hektar hat. Das Reservat soll die reichen Vorkommen an Mähnenrobben, Blaufußtölpeln, Pelikanen, Pinguinen und anderen Meeressäugern und Seevögeln schützen. Berühmtes Wahrzeichen war bis August 2007 die Felsformation der Kathedrale von Paracas, die beim Erdbeben von Peru 2007 zerstört wurde.
Auf der Halbinsel befindet sich eine große Felszeichnung, der Candelabro de Paracas (Der Kerzenleuchter von Paracas), der den Nazca-Linien ähnelt, aber bedeutend jünger. Er diente wahrscheinlich Seefahrern als Orientierungszeichen zur Navigation.
Auf der Halbinsel befindet sich eine große Felszeichnung, der Candelabro de Paracas (Der Kerzenleuchter von Paracas), der den Nazca-Linien ähnelt, aber bedeutend jünger. Er diente wahrscheinlich Seefahrern als Orientierungszeichen zur Navigation.
In dem Dorf Paracas angekommen, die genauso heisst wie die Halbinsel und der Nationalpark haben wir schnell das nettes Hostal "Santa Maria" gefunden und uns dort einquartiert. Schnell hatte sich herausgestellt, warum das Bad trotz geschlossener Fenster so gut belueftet ist:Ein Fenster hatte keine Scheibe mehr. Doch das half auch nichts um den staendigen See am Boden zu trocknen, der aus dem Waschbecken kam... Dann haben wir erst mal die Zeit genutzt und unsere Waesche gewaschen. Hier war es windig, wenn auch sandig, so dass Hoffnung auf schnelle Trocknung bestand. Meine drei Pullover hatten mittlerweile alle einen grausamen Geruch angenommen, der nicht mehr auszuhalten war. Waehrenddessen tat es einen lauten Schlag und wir sahen, wie beim Hostal gegenueber die Scheibe der Eingangstuer in 1000 Fetzen zersprang. Der Wind ist hier wirklich sehr sehr stark und gefaehrlich fuer alle beweglichen Glasscheiben.
Danach haben wir den ersten Strandspaziergang am Pazifik unternommen. Leider war der Strand alles andere als gepflegt, doch dort tummelten sich einige Pelikane. Pelikane sind viel groesser als ich dachte, aber sehr flink und beweglich. Ein Mann hat sie gefuettert und so konnten wir sie in aller Pracht bestaunen. Dann noch ein Abendessen am Strand, bei dem Flo seinen ersten Fisch probierte. Chiccharron. Das sind panierte Fischstuecke, die fritiert werden und mit Pommes gegessen werden. Ein riesen Berg, der natuerlich nicht ansatzweise bezwingbar war.
Nachdem wir die Nacht trotz dem Gekraehe von 3 Gockeln gut ueberstanden hatten, ging es am naechsten Morgen um 8 Uhr mit dem Boot zu den "Islas de Ballestas" und zur "Isla Gallan". Dort sollten wir tausende von seltenen Voegeln sehen, da diese Inseln eines der groessten Vogelgebiete der Welt sind. Wir hatten diesmal Glueck und ein echt schnelles Speedbot erwischt, auf dem wir erst mal in Schwimmwesten gesteckt wurden. Dann gings los und wir waren heilfroh, dass wir neben langen Unterhosen auch Muetzen und Handschuhe hatten, denn um die Zeit gibt es noch keine Sonne (wegen Hochnebel), so dass sehr kalt war. Nachdem wir zuerst die Felszeichnung "Kerzenleuchter" oder "Mistgabel" gesehen hatten, kamen nach 30 Min schon die Inseln in Sicht. Und dort gab es tatsaechlich viele tolle Gesteinsfarben (rot, gelb, orange, grau), jede Menge Hoehlen und Voegel aller Arten. Am meisten gab es Kormorane, Pinguine und Weisskopfmoeven. Auf den zerfurchten Felsen lagen zu unserer Begeisterung auch jede Menge Seeloewen, die wir noch nie in freier Wildbahn gesehen hatten. Meist schaaren sich 3-5 Weibchen mit gelblichem Fell um ein graues riesiges Maennchen. Wie die Tiere auf die Felsen kommen, blieb uns schleierhaft, da sie ja nur Schwimmflossen haben und doch auf sehr hohen Felsen lagen (evtl. bei Flut?). Auf den Inseln roch es ueberall nach Duenger. Hier leben nur Voegel und dementsprechend ist die Insel ueberall weiss von Vogelkot. Dieser wird einmal im Jahr "geerntet" und als Duenger teuer verkauft. Dies ist hier ein grosser Industriezweig und der sognannte "Guano" ist ein wichtiges Exportgut von Peru. Da die Inseln nicht betretbar sind, sahen wir alles vom Boot aus. Da die Wellen an den Inseln sehr hoch waren, schwankte und schaukelte das Boot ganz schoen hin und her. Bei der Rueckfahrt hatten wir nicht nur einmal das Gefuehl, in einer Achterbahn zu fahren. Ich habe selten so einen starken Seegang wie hier erlebt, doch unser Kapitaen hat die Wellen gut gemeistert.
Wieder zurueck haben wir erst mal noch eine Stunde geschlafen und noch einmal einen langen Strandspaziergang gemacht. Auf dem Rueckweg hat uns eine der Toechter des Hostals in einem "Buggie" (gesprochen B-u-g-y, nicht B-a-g-g-i-e) mitgenommen. Das ist ein Auto, das nur aus den wichtigsten Eisenstreben samt Motor und Sitzen besteht und sonst komplett offen ist. Damit werden hier Touren in der Wueste gemacht. Es hat wirklich Spass gemacht, in der Kiste mitzufahren.
Am Abend haben wir noch das Restaurant unseres Hostals getestet und haben ein tolles Essen bekommen. Nachdem es dort leckeres Eis gab, konnten wir nicht widerstehen. Schon zu lange war das letzte Eis her. Nicht, dass wir beide schon satt waren, aber das musste her. Natuerlich brauchte jeder seinen eigenen Riesenbecher, an denen wir dann klaeglich gescheitert sind, nachdem es die Bedienung einfach zu gut mit der Groesse der Kugeln meinte.
Am naechsten Morgen sollte es weitergehen... Pisco oder sogar Lima wollten wir schaffen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen