Am Freitag sind wir wieder mal sehr zeitig aufgestanden, denn schliesslich wollten wir in der Frueh am *Cruz del Condor* die maechtigen Kondore fliegen sehen. Dazu fuhren wir an einen Aussichtspunkt mit dem genannten Namen (20km vor Cabanaconde) und waren gegen kurz nach 8 Uhr dort. Angeblich sind die Voegel nur zwischen 8 und 10 bzw. am Abend gegen 17 Uhr zu sehen, da sie in dieser Zeit nach Futter suchen. Da dies ein Hauptbestandteil der Touritouren ist, waren ausser uns natuerlich eine Million (oder so) Touristen aus aller Welt in Busscharen da. Damit war es zwar aus mit der Ruhe, aber wir waren ja neugierig. Wir hatten ja schon den ein oder anderen Kondor fliegen sehen, doch ueber der Schlucht des Colca Canyons war dies natuerlich spektakulaerer. Wir suchten uns einen guten Platz und dann hiess es warten und das dauerte. Nach 30 Minuten hatten wir die Nase voll. Kein Kondor in Sicht. Wir gaben den Voegeln nochmal die obligatorischen 5 Minuten und schon kam der Erste in Sichtweite. Ein riesiger schwarzer Vogel mit weissem Kragen, der durch die Luft schwebte. Durch die Morgensonne war die Thermik ueber dem Canyon besonders stark, so dass das Gleiten wunderschoen aussah. Innerhalb weniger Momente kamen noch ca. 8 Voegel in Sichtweite, die vor unseren Augen auf Nahrungssuche gingen. Wir beobachteten sie eine Weile und machten uns dann vom Acker. Schliesslich hatten wir alles gesehen und noch einiges vor uns...
Unser Plan fuer den Tag war bis zur Panamerikana und dann noch ein Stueck weiter zu kommen. Allerdings wollten wir nicht den gewoehnlichen Weg Richtung Osten nehmen. Wir hatten vor, Richtung Westen und dann Sueden zu fahren, um ca. 2 Std. Fahrt zu sparen und nicht noch einmal ueber Arequipa zu muessen. Allerdings ist die Strecke ca. 145km lang (laut Karte), wovon ca. 120km Acker sind. Das bedeutete ca. 4-6 Std. Fahrt bis zur Panamerikana. So starteten wir gegen 9.20 Uhr in Cabanaconde und fanden auch schnell die Strasse. Schliesslich gab es nur eine. Laut Karte sollte der naechste und einzige Ort auf der Strecke Huambo nach ca. 24 km sein. Wir fuhren also auf dem Acker durch tolle Landschaft und sahen die ersten Kilometer noch ein paar Menschen. Dann wurde es leer. Nach knappen 2 Std. waren wir 50km gefahren und noch kein Huambo war in Sicht. Bravo. Da uns bisher auch nur ein Auto auf der ganzen Strecke entgegen gekommen war, war uns doch etwas mulmig. Endlich ein Mensch in einer Huette in Sicht. Nachfragen. Wie immer. Er meinte, Huambo kaeme nach der Kurve. Buhhh, Gott sei Dank. Wir waren richtig. Nicht, dass es viele Abzweigungen gegegen haette, aber komisch ist das schon, so lange niemand zu sehen. Die Landschaft war ganz verschieden, Berge ueber Berge in allen Farben und Serpentinen ueber Serpentinen. Aber wunderschoen. Ein paar Kurven und 15 Min spaeter kamen wir tatsaechlich nach Huambo. Dort mussten wir wir immer ueber den Dorfplatz. Wir fanden einen Polizist, der nichts zu tun hatte und der froh war, mit uns jemand zum Plaudern zu haben. Das ist hier ganz oft so. Die Polizisten haben Langeweile und freuen sich, sich mit uns einfach nur zu unterhalten. So fragte er uns, wo wir herkaemen, hinwollten und so weiter. Wir gaben bereitwillig Auskunft, schliesslich war er sehr nett. Er wollte, dass wir einen weiteren Polizisten mitnaehmen zur Panamerikana. Doch wir lehnten ab mit dem Hinweis, unser Schorsch sei voll, was ja auch stimmte. Solch eine Umraeumaktion mit dem Gepaeck hatten wir einmal gemacht und wollten wir nicht nochmal haben. Schliesslich weiss man nie, wen man da mitnimmt. So fuhren wir weiter. Nach kurzer Zeit wurde der Acker immer schlechter. Querrillen ohne Ende, auf denen man einfach keine richtige Geschwindigkeit fand, da alles wackelte und schepperte. Das nervigste war, wir hatten entdeckt, dass unser Schorsch seit dem Morgen sehr stark nach Abgas stank, wenn man das Fenster aufmachte. Und der Auspuff wurde von Stunde zu Stunde lauter. Bald war klar: der hat irgendwo ein Loch. Kein Wunder bei der Beanspruchung. Wir fuhren und fuhren und die einzige Orientierung waren die Kilometerstandsschilder am Strassenrand alle paar Meter. Noch 90km, noch 70km, noch 50km. Es zog sich und kein Ende war in Sicht. Wir wechselten uns immer wieder mit dem Fahren ab, denn man musste sich so stark konzentrieren, dass einem bald die Augen uebergingen vom staendigen Starren auf Acker und Loecher. Zwischendrin mal ne Semmel und ne Trockenwurst, aber besser als nichts. War eben wieder mal ein¨*Brot-und-Wasser-Tag*, die kannten wir ja mittlerweile zur Genuege. So zwischendrin hatte ich wirklich Angst, dass die Achse der Raeder vom Auto bricht, so hat es mit den Loechern und Rillen gescheppert. Doch man konnte noch so aufpassen, das war unvermeidlich. Wir fuhren durch das absolute Nirvana, irgendwann wurde es trocken, nur noch Steine und Sand. Wir waren in der Wueste angekommen. Da waren wir bisher auch noch nicht mit eigenen Auto gewesen. Eine ganz neue Erfahrung. Kein Fluss, keine Pflanze, kein Haus, kein Mensch, nichts in Sicht und das ueber Stunden. Da wurde uns doch immer wieder mal mulmig. Was waere nur, wenn der Schorsch hier den Geist aufgaebe? Nur nicht daran denken, es wir schon gut gehen. Immerhin hatten wir genug Wasser und Essen. Das beruhigte. Laut Karte sollten die letzten 25 km Teerstrasse sein. Darauf hofften wir, denn der Acker war mittlerweile echt schlimm. Man konnte nur ca. 10-40km fahren, je nach Loechern. Die Kilometerzaehler zeigten nur noch 30km an. Bald musste der Teer kommen. Doch stattdessen kamen immer wieder neue Berge in Sicht, um die man sich schlaengeln musste. Aber in der Ferne meinten wir schon das Meer zu sehen. Im Dunst. Sollte auch hinkommen. So waren es nur noch 20km, ein paar Haeuser kamen in Sicht. Nun musste auch der Teer kommen. Nix. Wieder weiter in der Wueste. Der Sand wurde immer feiner, der Polvo immer mehr. Alles war voller Staub, einschliesslich uns. Dann der letzte Berg und noch ein paar Huetten. Dann fingen die krassesten Querrillen an, die wir je gesehen hatten. Wir waren uns absolut uneinig, wie da am besten drueber zu fahren. Jeder wusste es besser, beide durften wir testen. Doch egal wie schnell und an welcher Stelle, die Rillen waren echt unmoeglich zu befahren. Eine halbe Stunde spaeter und viele Nerven weniger hatten wir es geschafft. Die Panamerikana war erreicht und damit wieder die Zivilisation. Wir waren beide voellig am Ende, doch froh, die krasseste Strasse unseres bisherigen Lebens bezwungen zu haben. Alles in allem war die Strecke 170km lang und keine 140km. Und Teer gab es auch keinen. Und Huambo war auch nicht da, wie eingezeichnet. Die Karte log an allen Stellen. Wir haben fuer die Strecke 6 Std. gebraucht.
Nach kurzem Tanken und Durchschnaufen genossen wir den Teer der Panamerikana. Nun ging es erst mal geradeaus. Was fuer eine Erholung. Wir kamen durch rote Wuestenberge, die mal aus Stein, mal aus Sand sind. Und es war dunstig, so dass das Meer nicht in Sicht war, obwohl wir nicht weit davon weg waren. An manchen Stellen hatte die Wueste weisse Stellen, die aussahen wie Schnee. Schnee in der Wueste? Natuerlich nicht. Hier ist das Gestein einfach weiss. Und es war kalt. Richtig kalt, so dass wir Pullis und Jacken anziehen mussten. Nach ca. 1,5 Std. erreichten wir Camana. Die Stadt liegt genau an der Stelle, an der die Panamerikana auf das Meer trifft. Endlich. Wir hatten uns das Meer so toll vorgestellt. Doch nix. Es war kalt, unheimlich windig, dass man kaum aussteigen konnte und komplett im Nebel. Kein blauer Himmel, nur Dunst. Schade. Aber das hatten wir ja schon gehoert. Die Wolken nehmen ueber dem Meer Wasser auf und ziehen ueber die Berge und regnen dann ab. Daher ist das Gebiet zwischen dem Meer und den Anden Wueste, weil es hier nie regnet. Und hier waechst absolut nichts mehr.
In Camana haben wir uns ins beste Hotel einquartiert, um endlich eine vernuenftige Dusche zu haben. Leider war diese wiedermal kalt, aber immerhin. Wir waren endlich vom Polvo befreit.
Am Abend noch ein kurzer Streifzug durch die Stadt. Ganz nett hier, wenig Touris. Ein leckeres Essen und nur noch schlafen.
Am Samstag morgen wollten wir unbedingt noch den Schorsch vom Polvo befreien, denn so konnten wir nicht weiterfahren. Alles war voller Staub. Ein netter Herr zeigte uns eine Autowaescherei, dort gaben wir das Auto vor dem Fruehstueck ab. Zurueck ging es zum Hotel mit dem ersten suedamerikanischen Tuktuk. Die sind noch besser als in Asien, da die Sitzbaenke viel bequemer sind und man sitzt wie in einer Rikscha. Perfekt. 2 Std. spaeter war Schorsch sauber und wir gluecklich. Nun konnte es weiter Richtung Nasca gehen.
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