Samstag, 26. Juli 2008

Tour durch den Colca Canyon

Am Montag waren wir nach der Rafting Tour noch mit unseren beiden Mitpaddlerinnen Nicole und Angie beim Essen und haben die Bilder ausgetauscht, die wir ueber die Agentur erstanden hatten (die CD). Natuerlich haben wir ein paar davon auch hochgeladen. Wir haben mit den beiden vereinbart, dass wir gemeinsam zum Colca Canyon fahren. Alle bis auf mich waren sich einig, dass die Tour im Canyon auch ohne Agentur schaffbar sein sollte. So hatten wir also nichts gebucht, auch wenn die Diskussion darum nicht ohne war.

Dann haben wir ausgemacht, dass wir ausprobieren, ob wir alle gemeinsam mit Schorsch nach Cabanaconde fahren koennen oder ob es zu viert doch zu eng ist. In der Frueh hat Flo nach einigen Verwirrungen das Auto wiedergefunden. Es stand noch in der Garaje des Hostals, nur leider wusste der Rezeptionist nicht mehr, wo die Garaje genau war und schickte Flo in die Wueste. War es nun im 1. , 2. oder 3. Quadra? Das ist ein Riesenunterschied, vor allem wenn man zu Fuss unterwegs ist. So haben wir etwas verspaetet festgestellt: zu viert im Schorsch mit Gepaeck, das geht ja gar nie und nimmer. Wir riefen Angie und Nicole an, so dass sie doch mit dem lokalen Bus fahren mussten. Eigentlich riefen wir nicht direkt bei den Beiden an, sondern in ihrem Hostal. Nachdem Susi in englisch versucht hat, mit einer Rezeptionistin zu sprechen und nach ca. 2 Minuten verzweifelt aufgelegt hatte (die sprach immer nur davon dass es Zimmer mit Dusche und warmem Wasser gibt ... davon dass Susi nach Angie fragte wollte sie nichts wissen) versuchte Flo es - mit spanisch. ¡Quiero hablar a Angie o Nicole! De Suisa, si. Und tata ... Nicole war am Apparat. So einfach geht das!

Als wir unser Auto vollgeladen hatten, welches wir auf dem Seitenstreifen illegal abgestellt hatten (nur zum beladen), kam auch schon eine ca. 20 jaehrige Politesse auf uns zu. Sie fragte Flo *Tiene papeles?* Flo sagte natuerlich brav und mit tiefer Stimme *Siiiii*. Damit traute sie sich nicht mehr danach zu fragen und machte uns noch darauf aufmerksam, dass wir hier nicht parken dueften. Nach dem obligatorischen Dummstellen durften wir losfahren...Das half wirklich immer.

Die Fahrt ging ueber Acker, Teer und noch mehr Acker nach Chivay am Anfang des Colca Canyons, vier Stunden von Arequipa entfernt. Dort ein kleines Mittagessen und weiter gings. Nochmals 2 Stunden auf noch mehr Acker nach Cabanaconde. Die Strasse hier war kaum noch befahren, waehrend wir nach Chivay noch zig Touribusse ueberholten, die an jedem Lama und an jedem Wasserfall anhielten (der gefrohrene war wirklich toll).

In Cabanaconde angekommen ging es erstmal darum, das reservierte Hostal zu finden. Das Kaff besteht aus mehr Haeusern als wir zuerst gedacht hatten und nachdem wir 6 Eseln, drei Schafen und zwei an der Leine gefuehrten Lamas ausgewichen waren standen wir tatsaechlich schon davor: Hostal Valle de Fuego ... very Basic!

Natuerlich gab es nicht die zwei reservierten Doppelzimmer, sondern nur die Wahl zwischen zwei Vierer-Zimmern fuer 20 Sol / Person / Nacht. Nunja, wir suchten uns das schoenere aus und entdeckten gleich noch eine "Wasserstelle" (Wasserhahn) auf dem Gang. Endlich eine Gelegenheit unser Auto wieder anfassbar zu machen. Gesagt getan - der Wirt gab uns noch einen Schlauch, damit es schneller geht - und der Dreck (zumindest der lockere Staub) war schnell abgespuehlt.
Danach warteten im kerzenbeleuchteten "Restaurant" neben dem offenen Kaminfeuer auf die beiden Maedels. Zu Essen gab es entweder Suppe und a) Reis, Gemuese und Carne oder b) Reis, Gemuese und Fisch oder c) Reis, Gemuese und Huhn. Nachdem am Nachbartisch nur Reis mit Gemuese stand, bestellten wir das gleiche :-)

Waehrend des Essens hoerten wir uns die lokalen Angebote fuer Touren an - der Wirt ist gleichzeitig auch Guide hier. Nachdem sein Preis fuer die gleiche Tour hoeher lag als bei den grossen Agenturen, die von Arequipa aus starteten, lernten wir folgendes: Alle die nicht mit ihm unterwegs waeren, wuerden 1. sehr viel schlechter schlafen, 2. viel weniger zu Essen bekommen, 3. nur in riesigen Gruppen wandern und 4. das Doppelte fuer evtl. benoetigte Esel bezahlen. Nunja wir wussten jetzt, dass wir ihn nicht buchen wuerden, weil uebers Ohr hauen koennen wir uns auch selbst - gell Herr Hoellaender von CXC aus Coroico!

Sobald die Maedels da waren - Nicole ging es auf der Fahrt im Local-Bus wegen Migraene richtig schlecht - entschieden wir, dass wir alleine laufen wollten. Die Wege waren auf einer kleinen Karte ganz gut eingezeichnet und mit ein bisschen Nachfragen auf der Strecke sollte es gehen (falls es da jemand gaebe:))

Die Tour: Von Cabanaconde (am Suedrand des Canyons) nach St. Juan de Chuccho und weiter ueber Malata zur Oase Sangalle (ein kleines flaches Stueck Land, direkt im Canyon mit gruenen Wiesen, Baeumen und Swimmingpools). Dort uebernachten und dann am naechsten Tag zurueck nach Cabanaconde.

Am naechsten Morgen standen wir wieder frueh auf und stellten um kurz nach sieben unser Auto mit allem Gepaeck, das wir fuer die Wanderung nicht mitnehmen wollten, bei der lokalen Polizeistation unter - der sicherste Ort fuer einen Tag und eine Nacht hier. Kosten: nix ... ausser einer kleinen freiwilligen Gabe von 5 Sol.
Dann ging es los: Die ersten Meter waren schnell gegangen und wir kamen an die "Kante" zum Canyon ... ein atemberaubender Blick! Nachdem wir mit dem Guide einer anderen Gruppe gesprochen hatten ("immer links halten"), ging es an den Abstieg. Nach ca. 3 Stunden steil nach unten auf Schotter und mucho Polvo (Staub) - fast nur in der prallen Sonne mussten wir rasten, weil Susi etwas Probleme mit dem Kreislauf hatte. Es ist mega anstrengend dauernd Stufen zu laufen und dann noch ein Weg ohne Schatten ...
Nach einer kurzen Rast stiegen wir eine weitere halbe Stunde ab und waren endlich an der ersten "Puente" (Bruecke) angekommen. Beim Aufstieg auf der gegenueberliegenden Seite waren wir schon alle ziemlich fertig und so kam uns die "Posada Roy" in St. Juan de Chuccho gerade richtig. Ein kleines Paradies mitten im Nichts.


Nachdem wir uns nicht vorstellen konnten, auch nur eine halbe Stunde weiter zu gehen, bestellten wir uns dort Mitagessen (die besten Spaghetti mit Tomatensosse die wir auf unserer Reise bekommen haben) und quartierten uns gleich ein. Die beiden netten Schweizerinnen zog es weiter und so gaben wir ihnen unseren Zweitschluessel vom Auto mit, damit sie auch an ihr Gepaeck kommen konnten, falls wir uns vorher nicht mehr treffen.
Kaum waren die Beiden ausser Sichtweite, fragte uns die super nette Hauswirtin, wo die beiden denn hin wollten ... Richtung Oase ging es unten rum weiter. Der Weg, den die beiden genommen hatten, wuerde ins naechste Dorf, 3 Stunden den Berg hinauf fuehren. Nunja, nachdem wir keinen Empfang am Handy hatten, konnten wir hier leider nicht helfen. Wir haben noch ein wenig die fetten Huehner beobachtet, ein wenig mit der Hausherrin geplaudert und vor allem unsere Klamotten von ca. 3 kg Polvo befreit.
Wie wir schnell merkten, hatte weder unser Zimmer noch irgend ein anderer Raum elektrisches Licht und so konnten wir bei romantischem Kerzenschein unser Abendessen (in der Kueche wird auch nur mit Kerzenlicht gekocht) geniessen. Der Sternenhimmel ist gigantisch, wenn keine Strassenbeleuchtungen oder andere Lichter in der Naehe sind! Fix und fertig haben wir uns um halb 8 ins Bett gelegt und sind sofort eingeschlafen.

Nach einer erholsamen Nacht (nur mit Eselheschrei)- die gar nicht so kalt war wie gedacht - gab es gemuetlich Fruehstueck (Panqueques mit Honig!) und wir lernten auch gleich das Geschaeftsmodell unserer Wirtin kennen. Sie kann mittels einem halben Fernglas genau sehen, wer innerhalb der naechsten Stunde zur Bruecke kommen wird. Nachdem sie fast alle Guides kennt, kann sie sagen, welche Gruppe wo einkehren wird und die Einzelreisenden faengt sie an der Bruecke ab, verkauft ihnen Wasser und Suessigkeiten und laed sie zu sich ins Casa ein. Sehr schlau.

Wir haben die nette Frau gefragt, wie wir auf dem schnellsten Weg zur Oase kommen, denn der Herkoemmliche ueber die Doerfer dauert ca. 5 Std und das war uns zu weit. Wir wussten von einem direkten Weg am Fluss entlang, der aber ohne Guide nicht zu finden war. So haben wir sie gefragt, ob sie uns nicht ihren Sohn mitschicken kann, der Guide ist. Der kannte aber den Weg nicht und so schrieben wir die Abkuerzung schon ab. Ca. 10 Min spaeter kam eine andere Frau aus dem Dorf mit ihrer Tochter vorbei und die kannte den Weg. So hat sich angeboten, dass sie mit uns geht. Gesagt, getan. So sind wir in ca. 2 Std. auf und ab, wieder in Hitze, aber diesmal mit manchmal Schatten auf dem Berg ueber der Oase angekommen (ganz schoen anstrengend). Auf dem Weg dorthin gab es 1000 Abzweigungen und er ging an einigen steilen Ecken vorbei, wo man besser nicht hinunter sah. Einmal durch den Fluss. Allein war der Weg wirklich unfindbar. Die restliche Stunde sind wir allein gegangen, haben die Wasserfaelle gegenueber bestaunt und konnten es kaum erwarten, in der Oase Sangalle anzukommen.

In der Oase gibt es drei Grundstuecke, die alle ein Schwimmbecken mit Wasser aus einer Quelle haben, eine Huette mit Mittagessen und ein paar Bambusbungalows mit superdurchgelegenen Betten. Nachden wir uns abgekuehlt hatten und unsere Klamotten zum Trocknen ausgelegt hatten, gabs wieder mal Spaghetti, diesmal leider nicht so lecker wie am Vortag. Schnell war entschieden, dass wir uns die Betten fuer die Nacht nicht antun wollten. Zudem hatten wir Bedenken, dass es in der Nacht zu kalt werden wuerde.

Da Susi beim Aufstieg sehr zu kaempfen hatte - sie hatte sich beim Rafting eine Rippenprellung geholt- musste eine Loesung her. Es hiess, dass der Aufstieg 4 Std. seien, unsere Fuehrerin hatte was von 2 Std. erzaehlt. Es sah nicht so weit aus, aber so ganz trauten wir dem Frieden nicht. Und: es war wahnsinnig heiss. Und wir konnten uns nicht vorstellen, vor 15 Uhr loszugehen, was bei 4 Std. Aufstieg bedeutet haette, allein im Dunkeln zu laufen (um 17.30 Uhr ist es dunkel). Viel zu riskant, denn dunkel heisst hier absolut finster. So haben wir uns entschieden, 2 Mulis zu mieten. Wir wussten von der Hausherrin vom Vorabend, dass ein Muli (en espanol: mula) 80kg schleppen kann, ein Esel (en espanol: burro) nur 40kg. Zuerst dachten wir an einen Muli fuer das Gepaeck und/oder uns. Doch es geht nur Mensch oder Gepaeck, da die Gepaeckmulis keinen Sattel, sondern ein Gepaeckgestell haben. So haben wir uns fuer 2 Mulis entschieden und wollten unseren Rucksack am Ruecken tragen. Wir haben den jungen Mann von der Oase gefragt, wo wir einen Muli herbekaemen und der sprang gleich los, seinen Onkel zu fragen, der welche hatte. Der war leider nicht da, so musste der Nachbar ran. Wir bekamen einen Sonderpreis und bezahlten fuer die beiden Mulis 80 Sol. Susi hatte grosse Bedenken wegen dem Ritt, denn sie hat ja eine Pferdeallergie. Doch es half nix, so weit Laufen ging mit der Prellung auch nicht mehr. Immerhin waren wir an der frischen Luft, wird schon gehen. So gingen wir in einer Gruppe mit 4 Mulis, auf denen wir sassen und noch 2 Franzoesinnen. Wir hatten null Reiterfahrung, die anderen auch nicht. Aber der Mulitreiber (Nachbar) meinte, einfach draufsetzen und los. Und so war es. Susi voran, dann die beiden Maedels, dann Flo, dann der Mulitreiber. Und wir ritten los. Was bloed war, Flos Muli hatte keinen Sattel, nur ein paar Decken auf den Muli gebunden und das hiess, er konnte sich nicht so einfach festhalten, sondern klammerte sich permanent irgendwie an Decke und Muli, in der Hoffnung, dass das ginge. Nun hiess es ca. 2 Std. bergauf mit den Mulis, die wirklich wahnsinnig schnell waren und unglaublich belastbar sind. Susi war ganz begeistert vom Reiten und trotz Allergie ging es sehr gut. Der Hintern tat zwar schnell weh, aber es ging besser als gedacht. Flo kaempfte. Und zwar so, dass er bei der Haelfte der Strecke schon damit liebaeugelte, lieber zu laufen und nur den Rucksack auf den Muli zu schnallen. Doch es gab keine Pause, der Mulitreiber liess den Tieren und uns keine Verschnaufpause und Flo harrte aus. Der Treiber rannte wirklich den Berg nach oben, Wahnsinn. Der war die Strecke gewohnt. Beim Abstieg am Tag vorher hatten wir noch gelacht und gemeint, dass wir so einen Muliritt nie machen wollten, weil es ja eh so steil runter ging und das Ganze noch auf dem Ruecken eines Tieres, nein danke. Und da waren wir nun: natuerlich gingen alle Mulis immer den Weg, der am naehesten am Abhang war. So ein Muli hat auch einen ganz anderen Wendekreis als wir, das muss man erst mal kapieren. Nach einer halben Stunde hatten wir uns mehr oder weniger damit abgefunden, dass wir dem Gaul vertrauen mussten. Es half ja nix. Er wuerde schon wissen, was er tat und immerhin hat auch er einen Ueberlebenswillen. Oben ging es dann noch ein Stueck bergab, das war echt nicht lustig, weil der Gaul rannte und wir uns an ihn klammerten, in der Hoffnung, nicht runterzufallen. Flo ohne Sattel hatte grosse Muehe, doch der Mulitreiber sagte ihm, wie es klappt, nicht runterzufallen, was mehr oder weniger klappte. So kamen wir tatsaechlich nach etwas mehr als 2 Std. Reiten in der Sonne oben an. Der Weg kam uns auf dem Muli noch weiter vor als von der Oase aus nach oben geblickt. Susi war klar, das waere zu Fuss mit der Rippe nie machbar gewesen, Flo war nur noch froh, vom Gaul zu kommen. Alle Knochen waren eingerostet, die Beine zitterten, doch wir hatten es geschafft und waren um eine Erfahrung reicher.

Wir haben dann schnell das Auto aus der Polizei geholt, alles war bestens. Wie vereinbart hatten die beiden Schweizerinnen ihr Gepaeck rausgeholt und den Schluessel im Auto eingesperrt. Alles bingo. Wir haben ein nettes Zimmer in der "Posada del Conde" bezogen, das mal nicht ganz basic war und wollten nur noch duschen. So eine Dusche nach 2 solchen Tagen ist wirklich ein Traum. Wir hatten wieder mal 5kg Polvo an uns, unglaublich, wie man nur so dreckig sein kann. Diesmal sind wir "erst" um 21 Uhr tot ins Bett gefallen und bis auf ein paar Esel und Hunde haben wir gut geschlafen. Am Morgen gabs noch ein leckeres Fruehstueck (die Semmeln sind hier echt super) und noch ein "Guten Morgen" vom peruanischen Kellner, der sehr zuvorkommend ein paar Worte in allen moeglichen Sprachen an seine Gaeste richtete.

Nun sollte es weiter Richtung Panamericana gehen, doch es vor uns lagen 5 Std. Acker....



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