Nachdem er diverse unschoene Dinge von sich gab, kam auch schon Flo tropfend aus der Dusche nur mit einem Handtuch um die Hueften und war ebenso wenig erfreut, die beiden zu sehen. Auch er konnte es kaum fassen, dass dem Hollaender die 40 EUR, die wir immerhin gezahlt hatten, nicht genug fuer eine missglueckte Tour waren und er tatsaechlich die Frechheit besass, auch noch den Rest zu fordern. Da hatten wir den Guten wohl an der hollaendischen Fahrradehre gepackt. Angeblich haette unser Guide unsere Gespraeche - also Deutsch - verstanden. Und wir haetten gesagt dass wir platt gewesen waeren. Leider konnte Loy nicht einmal ein Wort englisch, geschweige denn Deutsch.
Abgesehen davon hatten wir uns lediglich ueber den schlechten Zustand der Bikes und die mangelnde Ausruestung sowie fehlende Vorbesprechung beklagt. Wir haben Fakten ueber Fakten aufgezaehlt (schlechte Bremsen und Schaltung, nicht genuegend Ausruestung, usw. , doch das hat den Hollaender nur noch mehr in Rage gebracht, bis er uns als Luegner beschimpfte und uns die Pest an den Hals wuenschte (im Detail: wir waeren Arschloecher und die Bremsen unseres Autos moegen doch versagen!). Bravo. Dann hat Flo ihm die Tuer vor der Nase zugemacht, was ihn nicht sehr begeistert hat, (er hat weiterhin auf uns eingeschimpft) doch immerhin war er draussen. Ich hatte danach echt Bammel, dass er uns was will, doch Gott sei Dank ist er abgezogen.
Wir haben dann noch versucht, unseren kaputten Benzinkanister zu flicken. Dort war bei der Herfahrt der Deckel aufgrund des Druckes der Hoehe geplatzt. Wir hatten schon immer wieder einen Druckausgleich gemacht, doch das hatte wohl nicht gereicht, so dass ein Riss im Deckel war. Flo hat ihn mit Schnueren, Folie und Faeden geflickt. Dann gings los. Wir sind diesmal zum Glueck gut an der Polizeikontrolle vorbeigekommen, denn der Beamte vom letzten Mal hatte frei. Aufatmen.
Nach kurzer Zeit und diversen Staubladungen durchs Fenster spaeter hat sich bewiesen, dass der Kanister immer noch undicht war und der Benzingestank im Auto unertraeglich. So haben wir angehalten und versucht, das Benzin in den Tank umzufuellen. Nicht so einfach, wenn man keinen Einfuellstutzen hat. Festes Papier hat als Trichter versagt, doch wir haben es so halbwegs hinbekommen. Anschliessend mussten wir den stinkenden Kanister am Wegrand stehen lassen, mit schlechtem Gewissen, doch der Benzingestank waerer noch schlimmer gewesen. Wir hatten Glueck, dass ein kleiner Wasserfall in der Naehe war, wo wir uns noch den Rest des Benzins von den Fingern gewaschen haben.
So sind wir gegen 13.30 Uhr in La Paz angekommen, haben noch schnell Geld geholt (am Titicacasee sollte es keinen Automaten geben) und weiter gings. Es war alles andere als einfach, den Weg Richtung Copacabana zu finden und schnell wurde uns klar, dass es Montag war und wir hatten mit unserem Kennzeichen am Montag ins Zentrum fahren durften. Doch zu spaet. Schon waren wir mitten drin. Wir hofften, dass uns keiner entdeckt, doch Pustekuchen. Nachdem wir uns schon dem Ende der Verbotszone naeherten, hielt uns ein Polizist auf und wollte 70 BS, weil wir illegal fuhren. Wir haben uns dumm gestellt, die unwissenden Auslaender mit 3 Worten Spanisch gemimt und es hat funktioniert. Er liess uns passieren. Aufatmen. Es dauerte keine 2 Minuten, schon der Naechste. Der war auf dem Motorrad und hielt uns mitten in einer Kreuzung an, als wir einen Moment gezoegert hatten, ob wir links oder rechts fahren sollten. Er war sehr hartnaeckig und die Masche des dummen Touris schien nicht zu ziehen. Er meinte, wir muessten das Geld bei der Bank soundso deponieren (jetzt waren es schon 200 Bol), die in mitten der Stadt waere. Haha. Wir sollten wir denn da wieder dahin finden, wo wir hinwollten. Ausserdem duerften wir ja heute nicht in der sTadt fahren. Dann wollte Flo ihm 10BS "Schweigegeld" geben, das wollte er leider nicht. Er hat immer wieder gesagt, dass wir hier Fahrverbot haetten und am Ende war er bereit, dass wir gemeinsam zu einer Tankstelle fahren und wir ihm 15 Liter Benzin zahlen. Doch auf die Frage, wo die Tanke sei, sagte er, in der Stadt. Schlecht. Wieder das Problem, dann das richtige Loch aus der Stadt zu finden und vor allem weiter Gefahr zu laufen, wieder in eine Kontrolle zu kommen. So haben wir noch 10 Min hin und her und uns dumm gestellt, dann hat er die 10 BS genommen und liess uns ziehen. Juhu. Nach mehrmaligem Nachfragen hatten wir dann auch nach 10 Abzweigungen den richtigen Weg und mussten uns wieder mal durch Massen an Bussen und Trufis quetschen. Nach 2 voellig erschoepfenden Stunden waren wir endlich aus der Stadt.
Gegen Nachmittag naeherten wir uns auf sehr guten Stassen dem See und waren begeistert. Der Titicacasee ist tiefblau und wirkt vor dem Hintergrund der schneebedeckten Gipfel und der gelben Felder wunderschoen. Wir waren ueberwaeltigt. Der Titicaca-See ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Er liegt auf einer Höhe von 3810 m über dem Meeresspiegel, ist 194 km lang und 65 km breit und hat eine mittlere Tiefe von 140 bis 180 m und eine maximale Tiefe von 370 m. Mehr als 25 Fluesse fließen in den Titicaca-See. Es gibt eine Vielzahl großer und kleiner Inseln, von denen einige Relikte der Inkkultur beherbergen, z. B. die Isla del Sol.
Die Herkunft des Namens Titicaca, ursprünglich eine Bezeichnung für die Sonneninsel ist nicht sicher bekannt. Er soll auf zwei Aymara-Wörtern beruhen: titi heißt „Große Katze“ oder „Puma“ und kaka heißt „grau“. Der Legende nach ist der erste Inka, Manco Capac über einen Felsen auf der Sonneninsel („Titi-Karka“, oder „Puma-Felsen“; „karka“ = Stein, Felsen) auf die Erde gestiegen. Dieser Felsen hat (mit genügend Fantasie betrachtet) die Form des Kopfes einer Wildkatze. Eine liegende Katze ist aber auch zu erkennen, wenn die Landkarte mit dem See auf den Kopf gestellt wird. Auf Quechua dagegen heißt titi „Blei“ oder „bleifarben“, qaqa heißt „Felsen“, also „bleierner (bleifarbener) Felsen“.
Nach ca. 40km um den See kamen wir in San Pablo, einem kleinen Ort, in dem wir mit dem Boot uebersetzen sollten, an. Wir hatten uns schon ein wenig Sorgen gemacht, dass wir um die Uhrzeit noch ein Boot bekommen, doch es gab hier sicher 20. Bis wir uns versahen, fuhren wir mit unserem Jeep schon auf den wackligen Holz-Kahn und schon gings los. Uns kam ein Boot mit einem Bus entgegen, da meinte man, das ganze Ding versinkt gleich im See. Nach ca. 10 Minuten und einem tollen Blick auf die Landschaft kamen wir am Schwesterort San Pedro an. Noch 45km und wir naeherten uns ueber die Berge dem Ort Copacabana. Der Ort ligt herrlich in einer Bucht der Halbinsel "Peninsula de Copacabana". Der Sonnenuntergang war genau auf uns getimed. Wir fuhren zum Strand und da war er. Tolll.... Der See wirkt hier so gross wie ein Meer und man sieht am Horizont nichts als Wasser und ein paar Inseln. Ich habe noch nie solch einen riesigen See gesehen. Copacabana liegt ca. 10 Kilometer von der peruanisch-bolivianischen Grenze entfernt auf 3841m . Der Ort besitzt ca. 8.000 Einwohner und ist durch seine Lage und touristische Infrastruktur bei Individualtouristen, die auf der Südroute durch Peru unterwegs sind, beliebt.
Nach dem Sonnenuntergang wollten wir eigentlich ins Hostal "La Cupula", das einen sehr guten Ruf hat. Doch das war leider voll. So sind wir in einem anderen netten Hostal gelandet und von unserem Zimmer aus haben wir Blick auf den See. Wunderschoen. Noch schnell was essen. Im Restaurant hat uns ein Junge bedient. Unglaublich, wie hier bedient wird. Ist fast ueberall das Gleiche. Das Besteck gibt es erst, wenn das Essen schon halb kalt ist und fuer jede Gabel, Salz, Messer, Glas muss extra gelaufen werden, so dass alles unendlich lange dauert. Nachdem Flo nach einer Ewigkeit die Nudeln unseres Tischnachbarn bekommen hatte und er sie wegen Hunger trotzdem gegessen hat, war die Verwirrung perfekt :).
Die Nacht war aufgrund der Kaelte nicht so angenehm und vor allem hat die Badtuer so geknarzt, dass man im Bett stand, wenn der andere sich dieser nur genaehert hat. In aller Frueh um halb sieben ging draussen ein Geschrei los. Ein Mann hupte permanent (keine Uebertreibung) und schrieh dabei im sekundenabstand "Kansali, Kansali": Flo dachte zuerst dass ein Marktschreier etwas verkaufen wuerde ... aber warum dann die Hupe. Dann stellte sich heraus: Es war ein Trufifahrer, der Fahrten in den Ort "Kansali" verkaufen wollte. Nicht, dass die Menschen um die Zeit in ein Kaff in der Pampa fahren wollen und auch, dass die die doch fahren wollen nicht wuessten, wo die Trufis abfahren. Nach einer Stunde Dauerbeschallung gaben wir das Schlafen auf und waren hellwach...
Aufgestanden gab es zu unserem Erstaunen halbwegs frische Brote, wenn auch der Esssaal Minusgrade aufwies. Anschliessend haben wir erst mal unsere sehr staubige Waesche der Vortage gewaschen, da das Hotel Esmeralda die Waesche nach der der Maschinenwaesche schmutziger zurueckgab, als wir sie abgegeben hatten.
Dann gings zu Fuss los zum Cerro Calvario, dem gut 4.000 m hohen Hausberg von Copacabana. Der Weg hinauf ist unter den Pilgern beliebt, da er auf 14 Stationen den Leidensweg Jesu bis zur Kreuzigung zeigt. Aufgrund der Hoehe haben wir ganz schoen gekeucht, aber wir haben ihn bezwungen. Was hier wieder einmal sehr unangenehm auffiel, waren die Berge an Muell, die es UEBERALL gab. Nachdem sich ein Junge ca. 15 Meter vor unserer Nase mitten auf der Wiese hinsetzte und sein grosses Geschaeft verrichtete, hatten wir es endgueltig schwarz auf weiss. Die Umwelt zaehlt hier nix, auch wenn die Menschen die Pachamama sonst immer und ueberall anbeten und ihr huldigen. Ueberall wird alles hingeworfen was man gerade nicht mehr braucht. Egal ob ein Muelleimer 2m weiter ist oder nicht. Ueberall sind Haufen von Tier und Mensch samt Klopapierfetzen und es stinkt dementsprechend. Die Menschen haben kein Gefuehl dafuer, dass es ihre eigene Um-Welt ist, die sie ruinieren.
Wieder unten im Dorf haben wir im Mercado einen Streichkaese erstanden, wenn auch nicht den, den es in der Stadt gab. Diesen gab es natuerlich im Fleischviertel, in dem es mit den Kuh- und Schweinehaelften dementsprechend stank. Aber wir sind ja schon dran gewoehnt.
Ein Mittagessen spaeter sind wir zur wunderschoenen Kathedrale gelaufen. Darin befindet sich die einen Meter hohe Figur der „Dunklen Jungfrau“ bzw. Virgen Morena, auch Virgen de Copacabana genannt. Die Figur wurde 1576 von einem Indio aus dunklem Holz geschnitzt. Sie hat eine Krone aus purem Gold. Die zugehörige Basilika im maurischen Stil wurde erst 1820 erbaut. Die Basilika sieht aus wie eine Moschee und ist wunderschoen, auch ihre zahlreichen Nebenkapellen.
Der Marienfigur werden zahlreiche Wunder und Heilungen zugeschrieben, sie wird als Schutzheilige des Titicaca-Sees verehrt. An jedem Wochenende kommen hier Familien aus ganz Bolivien und dem angrenzenden Peru und lassen ihre Autos segnen. Der Segen wird von einem Schamanen erteilt. Wir konnten solch einem Ritual auf dem Berg folgen. Dort gab es viele Altare, vor denen die Schamanen sassen. Eine Familie hatte ein Plastikauto, Plastikgeld und einen Wunschzettel dabei, auf das in der Zukunft Wirklichkeit werden sollte. Es gab viel Weihrauch, Beschwoerungsformeln, Bier wurde verspritzt, Kronenkorken gedeutet, Worte nachgesprochen. Dieses Ritual soll den Menschen verhelfen, dass ihre Wuensche in Erfuellung gehen.
Nachdem wir ca. 1 Std nach einem funkionierenden Internet gesucht hatten, waren wir endlich erfolgreich. Immerhin habe ich am Markt noch eine riesen Tuete mit gepopptem Mais und Weizen erstanden (7BS). Das ist genial hier. Der Weizen sieht aus wie Smacks, nur groesser und ist nicht so suess. Der Mais wie Popkorn, nur auch groesser und weniger Zucker. Das Ganze gibts auch mit Reis und alles ist superlecker. Diese Snacks werden hier schubkarnweise verkauft (kein Witz). Das Internet kostet hier im Touriort ein Vermoegen. 12BS pro Std, in La Paz waren es 7 fuer 3,5 Std. Naja.
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