Am Freitag, den 18.7. brachen wir mal ausnahmsweise schon vor 8 Uhr auf. Eine absolute Besonderheit, doch da wir in einem Tag von Cusco nach Arequipa fahren wollten, wollten wir auf Nummer sicher gehen. Der Bus brauchte fuer diese Strecke 10 Std. und wir wollten in jedem Fall im Hellen ankommen. Nachdem wir noch etwas altes Brot beim "Fruehstueck" eingepackt hatten (man weiss ja nie), ging es um 7.45 Uhr los. Um die Zeit hatte der Baecker im Supermarkt mit den leckeren Ciabattas leider noch zu, aber egal. Wir hatten ja die alten Kanten. Wir kamen gut voran und immerhin hatten wir es geschafft, unsere Pinkelpausenfrequenz auf gut alle 2 Std. zu steigern. Ein echter Fortschritt, wenn man bedenkt, dass wir vorher alle Stunde gehalten haben (hier muss man einfach oefter, keine Ahnung warum). Wenn wir eines auf unserer Reise gelernt haben: wild pinkeln an jeder Ecke koennen wir nun. Und ohne Klopapier gehen wir nirgendwo mehr hin.
Nachdem wir wirklich sehr gut vorankamen, kauften wir unterwegs noch ein vermeintlich frisches Brot, von dem sich im Nachhinein rausstellte, dass es angeschimmelt war. Super. Der Kaese, den wir gekauft hatten, schmeckte "very local" und war echt indiskutabel. Den Geruch kann man sich nur vorstellen, wenn man ihn schon mal gerochen hat. Flo ist auf ihn noch allergischer als ich. So haben wir den Queso den Strassenhunden gespendet, die fanden ihn toll. Wir kamen nach ca. 5 Std. in Juliaca an und hier war nicht mal die Stadt Arequipa ausgeschildert. Es gibt eine grosse Kreuzung in der Stadt und nicht mal da standen Schilder, so dass wir 2x fragen mussten.
Was unterwegs auffaellt und auch allgemein fuer Peru gilt, ist, dass es wenig Zopffrauen mit einheimischer Tracht gibt. Davon gab es ja in Bolivien Massen, auch in den Staedten. Peru erscheint allgemein kultivierter, sauberer, geordneter. Ueberall am Strassenrand stehen Schilder, dass man seinen Muell aufheben soll, Zaehne putzen soll, vorsichtig fahren soll, usw. Und die Schilder/Erziehung scheint zu wirken. Hier gibt es kaum Orte, an dem der Muell rumliegt wie in Bolivien, sehr angenehm.
Der Weg ab Juliaca war ein besserer Acker, aber geteert und wir kamen schnell weiter. Es ging wieder ueber die Berge, die Landschaft war traumhaft. Sie erinnerte an den Weg, den wir von Argentinien (Salta) Richtung Chile nahmen. Ein riesiger See tat sich auf, die Berge karg und doch wunderschoen. Unterwegs sahen wir bei einem kurzen Stop 3 Maenner auf der Strasse auf uns zukommen. Wir sahen zu, dass wir ins Auto kamen und wollten schon los, als sie uns ansprachen. Angeblich hatten sie eine Panne und kein Wasser/Essen und wir sollten sie abschleppen. Mir kam das Ganze komisch vor, ich wollte weiter. Flo wollte zuerst noch helfen und wir boten ihnen Wasser an. Doch sie wollten nicht. Wir sollten mitkommen. Mir war das Ganze zu heiss und wir entschieden, weiterzufahren und nichts zu machen. Wer weiss, was das war. Im Nachhinein waren wir froh, uns so entschieden zu haben, denn das Ganze war einfach seltsam. Nur kein Risiko eingehen. Die Strasse war genug befahren so dass sie ohne Weiteres alle 5 Minuten ein Auto anhalten koennten.
Gegen 16.30 Uhr kam Arequipa in Sicht und war auf den ersten Blick haesslich. Alles staubig und grau. Die drei Vulkane in Sicht und viele Haeuser. Kein guter Eindruck, doch warten wir es mal ab. Als wir in die Stadt fuhren, aenderte sich alles. Dort gab es Massen an Laeden und alles, was man sich so vorstellen kann und die Stadt war ploetzlich gruen.
Hier ein paar Details zur Stadt:
Arequipa ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region Arequipa im Süden Perus und stellt das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des südlichen Perus dar. Arequipa liegt auf über 2.300 m Höhe und hat rund 783.000 Einwohner. Beherrscht wird die Stadt durch die Vulkane in der nahen Umgebung, dem 5.822 m hohen kegelförmigen Misti, denm6.057 m hohen Chachani und dem kleineren und entfernteren Pichu Pichu. Nicht weit von Arequipa liegen auch die Schluchten des Cotahuasi- und des Colca Cañonn, die mit bis zu 3000 m Höhenunterschied mit zu den tiefsten der Welt zählen. Die Küste des Pazifik liegt nur 75 km Luftlinie entfernt und beschert der Stadt das ganze Jahr über ein mildes und sonniges Klima.
Die Herkunft des Beinamens „die weiße Stadt“, mit dem sich Arequipa schmückt, bezieht sich wahrscheinlich nicht auf das weiße Sillar-Gestein vulkanischen Ursprungs, mit dem viele der alten historischen Gebäude im Zentrum Arequipas erbaut wurden, sondern eher auf die hellere Hautfarbe der einstmals im Stadtzentrum lebenden spanischstämmigen Bewohner, die es den Einheimischen verboten, in der Innenstadt zu leben.
Das Gebiet wird häufig von heftigen Erdbeben heimgesucht und im Durchschnitt gibt es täglich zwölf Erdbewegungen. 1608, 1687, 1784, 1868, 1958 und 1960 wurden große Teile der Stadt durch Beben zerstört. Das letzte Erdbeben im Jahre 2001 ließ einen der beiden Türme der Kathedrale am Hauptplatz einstürzen. Dieser wurde bis zum Jahr 2004 restauriert.
Die UNESCO erklärte 2000 das Stadtzentrum von Arequipa zum Weltkulturerbe.
Wir kamen schnell in die Innenstadt und trauten unseren Augen kaum. Ein Traum. Sehr viele alte und wunderschoene Gebaeude, alles sehr sauber und hergerichtet. Die Strassen werden gepraegt von gelben Minitaxis, wie es sie auch in Cusco gibt, die bunte beleuchtete Schilder auf dem Dach haben und fahren wie die Henker. Nach kurzer Suche hatten wir ein tolles Hostal (Maison Plaza) am Hauptplatz gefunden, das sogar eine Garaje hat. Der erste Eindruck der Stadt hatte uns wirklich getaeuscht. Wir gingen in ein nettes Restaurant im Ekeko Einkaufszentrum und bekamen eines der besten Fleischgerichte unserer Reise. Das Gegrillte war wirklich hervorragend. Was hier lecker ist, sind Tequenos. Das sind fritierte Teigtaschen mit Kaese. Und der Oberhammer: Queso Helado Arequipeno. Ein Eis aus frischer Milch, Zucker und Zimt, ein absoluter Traum. Ich konnte nicht genug davon bekommen, auch wenn es eine Bombe ist.
Am naechsten Morgen entschieden wir uns fuer Ausschlafen. Leider war unsere Rezeption der Meinung, dass wir das Fruehstueck in jedem Fall bis 9 Uhr einnehmen muessen und teilte uns dies per Telefon mit, somit war die Nacht vorbei. Nach einem Fruehstueck mit Blick ueber den Hauptplatz entschieden wir uns, zum Playa de Autos zu fahren, um zu sehen, wie hier in Peru der Autokauf funktioniert. Dort angekommen sahen wir kaum Jeeps. Kein Wunder, dass alle Leute scharf auf unseren waren, denn es gibt keine solchen Autos. Wir fragten mehrere Verkaeufer, wie der Verkauf hier funkioniert. Alle rieten uns, das Auto in Bolivien zu verkaufen, denn Peru ist viel buerokratischer und man muss das Auto importieren, was aber mit einem bolivianischen Kennzeichen wohl schwierig ist. Nun denn, wir werden sehen, wie wir Schorsch an den Mann bringen...
Danach entschieden wir uns wieder mal fuer die obligatorische Stadtrundfahrt mit dem Bus. Diese sollte 4 Std. dauern und wir fragten uns schon, warum, aber es stellte sich tatsaechlich als sinnvoll heraus. Zuerst ging es durch die Innenstadt, dann zu diversen Aussichtspunkten und wir besuchten fast alle Distrikte der Stadt, die alle ihre Eigenheiten haben. Jeder Distrikt hat einen eigenen Hauptplatz und man konnte ueberall in/ausserhalb der Stadt die Inka-Terassen sehen, auf denen die Bauern heute noch Gemuese und Getreide anbauen. Wir bekamen Erklaerungen ueber einheimische Fruechte und erfuhren, dass es eine besondere Sorte von Papaya in Arequipa gibt, die ganz winzig (wie eine kleine Birne) und sehr suess ist. Zudem gibt es hier viele Maracujas und Tumbos (Mischung zwischen Orange und Maracuja), die alle unglaublich lecker sind. Wir probierten Makalikoer, ein Likoer aus einer Kresse-Wurzel (das Viagra der Natur), der etwas gewoehnungsbeduerftig war, aber nicht schlecht. Wir lernten die Musik der Gegend kennen und wussten am Ende endlich den Unterschied zwischen Lamas und Alpakas. Auf einer Farm sahen wir naemlich Lamas, Alpakas, Vicunas und Guanacas, die vier "Kamele der Anden". Lamas sind am groessten und sehr stark/widerstandsfaehig. Die Wolle ist halblang, dick und grob, ebenso das Fleisch zaeh und sie dienen als Transporttier. Alpakas haben auch Wolle im Gesicht, eine eingedellte Nase, fast ein teddyaehnliches Gesicht und lange Zottelhaare, aber feiner als Lama. Das Fleisch ist weich und lecker. Alpakas und Lamas sind domestiziert. Vicunas sind ungezaehmte Wildtiere und leben auf Hoehen von 4.000 bis 4.500m. Sie sind viel kleiner und feiner als Lamas und haben ein ganz weiches und feines Fell . Sie sind sehr schlank und grazil. Ein lebendiges Vicuna hat einen Wert von 1000 Dollar. Guanacas leben nur in Peru und Patagonien und haben ein pferdeaehnliches Gesicht, sind groesser als Vicunas und haben ein groeberes Fell. Sie sind eher selten zu sehen. Auf dem Weg in die Stadt haben wir eine Cuyeria gesehen, die sich auf Meerschweinchenfleisch spezialisiert hat, das mutet eher komisch an. Aber die Reisebegleiterin hat berichtet, dass hier Cuys nur zum Essen und nicht wie bei uns als Haustier gehalten werden. Was wir auch gelernt haben, dass es hier ganz viele verschiedene Maissorten gibt, sogar lilane und schwarze. Der Colcamais geroestet mit Salz ist ein sehr leckerer Snack, von dem ich echt nicht genug kriegen kann.
Nach der Tour haben wir gleich nochmal das Restaurant vom Vorabend aufgesucht und mussten zu unserer Verwunderung feststellen, dass sich die Preise von einem auf den anderen Tag um 10% erhoeht hatten. So ein Pech. Naja... aber das Eis war immer noch genial.
Heute Morgen wurden wir von lauter Musik gegen 8 Uhr geweckt. Maersche rauf und runter und der Gang zum Fruehstueck bewies es. Wir sassen auf der Terasse mit Blick ueber den Hauptplatz und dort sahen wir diverse Tribuenen und viele Gruppen, die militaerisch marschierten. Das ging von Vertretern der Polizei, Militaer, Schulklassen, Studenten von diversen Unis, Krankenschwestern, Sekretaerinnen, usw. Alle hatten unterschiedliche Kleider an und marschierten sehr diszipliniert. Nach einem einstuendigen Marsch aller Gruppen um den Plaza de Armas war das Spektakel beendet. Sehr interessant. Aber irgendwie ziemlich aehnlich wie in Bolivien.
Nach einem Mittagessen in einem vegetarischen Restaurant in der Jerusalem Strasse (Inka Cola ist zwar giftgelb, aber schmeckt lecker giftig) mit miserablem Service (zwei Stunden fuer ein kleines Mittagessen) verglichen wir alle Agenturen, die eine Tour in den Colca Canyon anbieten. Alle bieten 2 und 3 Tagestouren an, die alle durch den Canyon wandern, wobei die Strecke bei 2 und 3 Tagen gleich ist, nur einmal wird sie langsamer gegangen und einmal schneller und die Tagesetappen unterscheiden sich. Wir haben uns nun dafuer entschieden, morgen erst mal zum Rafting auf dem Rio Chili (Quechua: kalter Fluss) zu gehen und am Dienstag mit unserem Auto nach Chivay am Eingang des Canyons zu fahren. Dort werden wir sehen und dann weiter fahren nach Cabanaconde (am Ende des Canyons), um von dort aus mit der gleichen schweizer Agentur, die wir auch morgen beim Raften haben, die 3-Tages-Trecking Tour zu machen. Die Tour startet normal von Arequipa um 6 Uhr und wir stossen dann dort vor Ort zu der Gruppe. So sind wir flexibel und koennen im Anschluss gleich Richtung Westen weiter zur Panamericana fahren, um unser naechstes Ziel, Nazca zu erreichen.
P.S. Was uns zu Bolivien noch einfiel: Ampeln in La Paz werden mit der Hand geschalten.
P.S.S. Cusco Nachtrag: Schwarzwaelder Torte gibt es auch hier. Sie heisst hier Selva Negra und ist mit Erdbeeren statt Kirschen. Kommt mir entgegen, da ich Erdbeeren essen kann, aber keine Kirschen. Als wir den Namen das erste Mal lasen, haben wir uns echt totgelacht, denn Selva ist hier die Bezeichung fuer den Regenwald.
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2 Kommentare:
Hallo liebe Susanne, zu eurem Besuch in Arequipa möchte ich anmerken, daß mein ehemaliger Nachbar -Pater Lorenz- hier in Ornbau, Bischof-Zottmann-Str. 14 sein Leben als Missionar und die letzten Jahre als Bischof in Arequipa verbracht hat. Er ist vor ca 8 - bis 10 Jahren gestorben und hat in seiner geliebten Wahlheimat Peru seine letzte Ruhe gefunden.
Ich wünsche Dir und Florian eine tolle Raftingtour.
Deine Mama
Hi Susi,
ich absolut toll finde, ist Dein Talent, aussergwöhnliche Kopfbedeckungen gegen die starke Sonneneinstrahlung zu finden. Das ruft bei mir Assoziationen an die tollen Heckablage- Toilettenpapier-Deko- Abdeck-Strickwarem hervor. Aber, dem wahren Abenteurer sind solche Äußerlichkeiten vollkommen unwichtig. Biggi hat übrigens eine tolle Kopfbedeckung für unter den Radhelm ich auch. Lust zu tauschen ?? ... ;)))
Dein Ingo
Beste Grüße ebenfalls dem Dokumentarfilmer Flo Sielmann.
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