Am Sonntag sind wir zu Flos Leidwesen wieder mal in aller Fruehe aufgestanden. Orginalzitat Flo: "So oft wie ich hier frueh aufstehen muss, bin ich alle Tage zusammen in meinem ganzen Leben noch nicht aufgestanden..... "**Knirsch** ... Aber alles Murren half nix, der Weg bis zum Zielort war einfah zu weit, um auszuschlafen. Um Punkt Acht Uhr befanden wir uns auf dem Weg Richtung Machu Picchu in unserem Schorsch. Die Anfahrt dorthin ist gar nicht so einfach zu bewerkstelligen, vor allem mit Auto. Die meisten Leute fahren mit dem Zug von Cucso direkt nach Aguas Calientes, dem Dorf, das ca. 3 Km von Machu Picchu entfernt ist. Das Dort hat keine Strassenverbinung und ist nur mit dem Zug erreichbar. Wir wollten aber kein Heidengeld fuer eine organisierte Tour dorthin ausgeben, denn wir haben ja schliesslich dafuer Schorsch gekauft. Also hatte uns die Dame im Touri-Office gesagt, dass wir mit dem Auto bis zu einem kleinen Ort namens "Santa Theresa" fahren koennen, von dort aus mit dem Taxi nach "Hydroelectrica" (Wasserkraftwerk) und von dort aus mit dem Zug nach Aguas Calientes: Und dann zu Fuss in 2,5 Std oder per Bus in 20 Min auf den Berg, auf dem Machu Picchu liegt. Ganz einfach. Keine Karte hat uns genau aufgezeigt, wo wir hin muessen, aber so ein Gekritzel der Dame am Schalter hatten wir ja, das musste reichen. Schaun wir mal. So sind wir zuerst nach Chinchero gefahren, dort warteten die ersten Inkaruinen auf uns. Dort haben wir erst mal eine Karte fuer unsere Handy mit einer peruanischen Nummer gekauft, damit wir beim Autoverkauf eine Nummer zum Angeben haben. Waehrend ich im Laden war, haben schon wieder 2 Frauen mit Tracht Interesse am Auto bekundet. Sie haben uns dann eingeladen, ihren Laden zu besuchen, in dem sie uns ihre Handwerkskunst zeigen wollten. So kamen wir in einen tollen Innenhof, in dem ca. 8 Frauen in ueblicher Tracht uns vorfuehrten, wie die Wolle aus Schaf/Lama/Alpakafell verarbeitet wird. Anschliessend wird sie mit Kraeutern oder sonstigen natuerlichen Substanzen, die in kochendes Wasser kommen, eingefaerbt. Zum Farbwechsel/Fixieren wird Salz verwendet. Anschliessend haben sie uns gezeigt, wie ein traditioneller Teppich gewebt wird. Sehr aufwaendig. 45 Tage fuer ein kleines Teilchen. Dann gabs zum Essen ein gegrilltes Cuy (Meerschweinchen) mit Kartoffeln. Flo wollte nicht probieren, ich dachte aber: "Jetzt oder nie". Hier ist die Chance eines zu probieren ohne ein Ganzes essen zu muessen. Und: es schmeckte ganz gut. Sehr zartes Fleisch, der Geschmack sehr fein. Nach ein paar Bissen gab ich auf, so ganz wohl war mir beim dem Essen nicht. Ist schon komisch, wenn das ganze Tierchen so vor einem liegt, samt Kopf. Naja. Test bestanden. Dann haben wir noch ein paar Kleinigkeiten bei den netten Frauen erstanden und sind weitergezogen. Natuerlich nicht, ohne vorher Telefonnummern auszutauschen, immerhin wollen sie ja unbedingt unser Auto kaufen ... Schaun wir mal ...Dann gings weiter zu den Inkaruinen von Chinchero und anschliessend noch ueber den Markt, auf dem es alle moeglichen Leckereinen und Textilien gab. Nachdem es dann schon 11.30 Uhr war, hatten wir echt viel Zeit dort verbracht und waren ein wenig im Verzug mit unserem weiteren Weg. Wir mussten uns ranhalten und es war fraglich, ob wir unsere Route bis Aguas Calientes schaffen koennen. Wir wollten in Hydroelektrika den letzten Zug um 16.30 schaffen und bis dahin wartete jede Menge Acker auf uns. Angeblich. So duesten wir los. Bis Ollantanytambo tolle Strasse, tolle Landschaft, alles bestens. Dann kurzzeitig Acker und wieder Teer. Und Niemandsland. Es ging mitten ueber einen hohen Bergpass bis auf 4.500m. Und das zog sich. Auf dem Weg ploetzlich ein gefaellter Baum auf der Strasse, nach 5 Min mit 5 Mann anpacken und alles war geschehen. Kaum noch Haeuser, noch weniger Autos und eine unwirkliche Gegend. Es wurde sehr kalt und vor allem so neblig, dass man kaum die Hand vor Augen sah. Wir waren in den Wolken. Die Zeit verging und die Strasse war immer noch ein Traum, wir waren happy. Es schien doch noch eine Chance zu geben, den Zug zu erwischen. Doch dann: in Alfamayo, ein Kaff in der Pampa und da war er: der Acker. Ein steiniger Feldweg und das ca. 80km. Fuer die ersten 50km brauchen wir 2 Std, das ging. Und das Fahren machte wirklich Spass ... da konnte ich endlich mal heizen und Schorsch schlug sich wacker. In Santa Maria, einem kleinen Ort angekommen, in dem die Strasse nach Santa Theresa gehen sollte, mussten wir wieder mal nach dem Weg fragen, wie an jeder Abzweigung in Peru (keine Schilder weit und breit). Ein freundlicher Polizist nannte uns die Richtung und sagte uns, dass es bis St. Theresa 20km waeren und dass man ca. 1,45 Std dafuer braeuchte. Wir, wie immer superschlau dachten: so ein Schmarrn. Entweder ist die Zeit oder die Entfernung falsch, der hat doch keine Ahnung. Und schon gings weiter. Nach 5km breitem Acker kam sie: die schlimmste Strasse, die ich je gefahren bin. Wenn jemand behauptet, die Strasse nach Coroico in Bolivien sei die Todesstrecke, der kennt diese hier nicht. Ein Acker, so breit wie ein Auto, der sich in den Felsen graebt und neben uns nur Abhang. Unten ein toller Fluss, ein genialer Blick. Aber neben uns nur gaehnende Leere. Natuerlich war der Abhang links und da sass ich beim Fahren auch, so dass ich vom Nichts noch ein wenig mehr hatte. Nur gut, dass ich keine Hoehenangst hab (hahaha). Von der sollte ich hier kurriert werden. Wir sind mit 10-20km/h, max. 30 km/h gefahren und nachdem die Kilometer nicht mehr werden wollten war klar, der Polizist hat uns die Wahrheit gesagt. Damit gab es nicht mal mehr ansatzweise eine Chance auf den Zug, denn der war schon abgefahren. Bravo. Das hiess in St. Theresa uebernachten. Aber angeblich gibts da Hostals. Schaun wir mal. Bleibt ja nix. Damit verlieren wir nur einen Tag, sonst nix. Nach diversen bangen Minuten und Angstattacken kam der Abschuss: ein Fluss, ueber den eine Bruecke ging. Kaum breiter als unser Auto, nur Holzlatten und sperwacklig, natuerlich ohne Gelaender. Und darunter Wasser und Abhang, was sonst. Panik. Never, never fahr ich da drueber. Dann tat sich die Rettung auf. 30m weiter gab es die Moeglichkeit, durch den Fluss zu fahren. War zwar recht tief, aber besser als die Bruecke. Mit Vollgas durch das Wasser und durch waren wir. Juhu. Weitere 45 Minuten spaeter erreichen wir in der Daemmerung St. Theresa und ich war noch nie so froh, eine 20km lange Strecke gut hinter mich gebracht zu haben. Und: ich liebe Bananenstauden. Die gabs naemlich immer wieder neben der Strasse und sie haben den Abhang verdeckt. So gings zumindest manchmal ein wenig leichter. Nachdem wir eine Ortsumrundung des Dorfes hinter uns hatten landeten bei "Angel", der hatte als einziger ein Bett und eine Garage zu bieten. Alles very basic, aber immerhin ein Dach ueberm Kopf. Natuerlich hat er uns gnadenlos abgezockt, wie alle hier. Alles was irgendwie in der Naehe von Machu Picchu ist, kostet ein Vermoegen, auch die Absteige samt Garage. Die Garage stellte sich als hasenstallgrosser Holzverschlag heraus und er war genau so breit wie unser Schorsch. Wahnsinn. Ich habs nicht geschafft, Schrosch darin zu parken, nur gut, dass Maenner besser einparken koennen ... Flo hats geschafft. Nach einem zaehen Fleischchen sind wir frueh und sehr muede ins "Bettchen" gekrochen. Nachts hat es aus allen Loechern geregnet. Und Mosquitos gabs ohne Ende. Kein Wunder. Immerhin sind wir auf 1.500m gelandet gewesen, Cusco hat 3.300m. Nach einer halbwegs passablen Nacht ging es frueh um 7 Uhr los. Angels Sohn hat uns nach Hydroelektrika zum Bahnhof gefahren. Natuerlich noch ein Todesacker, nur in die andere Richtung. Und der Gute fuhr wie ein Henker. 45 Min spaeter waren wir froh, heil angekommen zu sein. Dann kam der Zug... Fortsetzung folgt.
P.S. Es gibt die restlichen Photos von Bolivien (Titicacasee) nun im Album.
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