Donnerstag, 3. Juli 2008

La Paz

Am Dienstag sind wir um 8.30 Uhr losgestartet, um Richtung La Paz zu fahren. Angeblich sollte die Stadt in 3-4 Std. von Cochabamba aus erreichbar sein, doch angesichts der fast 400km haben wir das nicht ganz geglaubt. So ganz trauen wir den bolivianischen Zeitangaben nicht mehr. :-)

Die erste Haelfte der Strecke kamen wir recht langsam voran, weil die Strasse viele Loecher hat und vor allem weil wir mitten in den Bergen waren. So sind wir innerhalb der ersten 2 Stunden von 2400m auf 4400m hochgekommen. Da meine Mutter an dem Tag Geburtstag hatte und nur von 9.30 bis 10.30 Uhr unserer Zeit erreichbar war, hatten wir es schon fast aufgegeben, sie in dieser Zeit anrufen zu koennen. Doch ploetzlich ist wie aus dem Nichts ein Telefonshop aufgetaucht, den wir natuerlich prompt genutzt haben. Ist schon komisch, dass man mitten im bolivianischen Niemandsland ans andere Ende der Welt telefonieren kann.

Gegen 12 Uhr haben wir dann wieder den Altiplano erreicht und dann ging es nur noch geradeaus, so dass man sogar mal 130 km/h fahren konnte. So sind wir tatsaechlich entgegen unserer Vorstellungen um 14 Uhr in La Paz angekommen. Vor La Paz haben wir schon die ersten schneebedeckten Gipfel gesehen. Die Stadt liegt mitten in den Bergen zwischen 3.800 und 4.000m und auf den ersten Blick scheint es, dass die Stadt so dicht bebaut ist, dass kein Fleckchen Luft dazwischen ist. Die Haeuser kleben an den Haengen und der Talkessel ist umrundet von Bergen, die mehr als 6000m hoch sind.

Vom Altiplano aus fuehrt eine mehrspurige "Autobahn" direkt ins Zentrum der Stadt. Naiv wie wir waren haben wir uns natuerlich brav hinter den "Micros" (den hiesigen Bussen) eingereiht und prompt waren wir mitten in einer Art "Bus-Boerse". 100 Micros mit 100 "Marktschreiern" priesen ihre Strecken an und warben um Mitfahrer. Interessanterweise fuhren keine los ... es war ja auch viel zu voll und als wir das eine Viertelstunde mit angesehen hatten, erbarmte sich ein freundlicher Polizist mit uns "Gringos" und winkte uns auf die linke "Fahrspur" ... hier ging es tatsaechlich langsam voran.

Bei der etwas verwirrten Fahrt durch die Stadt checkten wir noch schnell 20 "Repuesto" Shops um einen neuen (oder gebrauchten) Aussenspiegel fuer unser Autochen zu erstehen ... erfolglos. Nach 60 Minuten Fahrt fanden wir aber ein Hostal mit annehmbaren Preisen und !!! WIFI !!! und haben gleich eingecheckt. Die Garaje um die Ecke wird von einem sehr netten aelteren Paerchen betrieben und sah sehr vertrauenserweckend aus. Sie gaben uns auch gleich noch einen Hinweis, wo unser Spiegel aufzutreiben sein und telefonierten nach. Im "Casa Vicor" sollte es einen geben.

Am Abend war als erstes "Tourist-Office" angesagt, in dem wir zwar keinen Stadtplan fuer 18 Bolivianos (merke: manche Menschen verdienen hier 5 Bol. pro Tag) erstanden, aber vier Tickets fuer zwei Stadrundfahrten.

So sind wir am naechsten Morgen losgezogen, um zuerst einmal das Koka Museum zu besuchen. In ihm wird die Geschichte der Koka von ihren Anfängen als Bestandteil kultischer Riten bis hin zur Verwendung in der modernen Medizin dargestellt.Dies war direkt in der Tourimeile versteckt und nach 3x fragen hatten auch wir es gefunden. Juhu. Sehr klein und schnuckelig, doch hochinteressant. Anschliessend sind wir durch den Markt gelaufen, auf dem es allerhand Neues zu sehen gab. Das seltsamste sind wohl hier Lamafoeten, die als Mumie im Ganzen und uneingepackt verkauft werden. Sollen wohl Glueck bringen. Anschliessend haben wir den ersten Teil der Stadtrundfahrt mit dem Bus gemacht. Hier haben wir mit einem Touridoppeldeckerbus die ganze Stadt abgefahren und sind am Ende an einem tollen Aussichtspunkt gelandet, von dem aus der Blick ueber die Stadt atemberaubend ist. Von hier aus sieht man die vielen Hochhaeuser und Leuchtreklame noch besser. Was uns am besten gefaellt sind die hohen Berge hier um die Stadt. Die Stadt wird vom mächtigen Illimani (6.439 m) mit seinen drei Gipfeln beherrscht. Mit viel Fantasie kann man in den Felsen an seinen Hängen ein Bild eines Indio mit Frau, Kind und einem Lama erkennen.

Was in La Paz auffaellt sind die Schuhputzer. Wie ueberall in Bolivien gibt es sie auch hier massenweise auf den Strassen, doch hier haben sie ihr Gesicht verhuellt. Wir haben uns sagen lassen, dass dies deswegen gemacht wird, um nicht von Freunden erkannt zu werden. Die Schuhputzer schaemen sich hier fuer ihren Job.

Und noch ein Highlight gibt es hier ... "Chicle Eis" ... Eis mit Kaugummi-Geschmack und kleinen Kaugummi-Stueckchen drin :-) sehr geil! Im "Eli´s" gab es eine schnelle, leckere Pizza und dann sollte es mit dem Taxi zum "Casa Vicor" gehen ...
Nachdem der Taxifahrer sich echt super bemueht hatte war die Casa zwar gefunden ... aber geschlossen. Nachdem wir ihm erklaert hatten, was wir eigentlich suchen, ueberlegte er kurz und wir fuhren los. Eine kleine Werkstatt drueckte uns auch sogleich fuer 220 Bol. das gesuchte Stueck in die Hand. GENIAL! Nachdem sich "Augusto" anbot am naechsten Tag noch mit zum Einbauen zu fahren, machten wir 9:30 Uhr aus (Deutsche Zeit ... nicht wie in Bol. ueblich eine halbe Stunde zu spaet (Original-Ton Augusto).


Am naechsten Tag ging es super puenktlich los ... Augusto gab auf unsere Frage hin seinen Ausweis bei unserer Rezeption ab (fuer unsere Sicherheit, man weiss ja nie wo er uns hin schleppt) und die Hotel-Dame telefonierte noch schnell mit seiner Frau um sicherzustellen dass er derjenige ist und sie ihn kennt und er OK ist :-) 15 Minuten spaeter waren wir mit unserem Auto bei der Werkstadt und bekamen den neuen Spiegel in sein Gehaese geklebt ... mit glasfaserverstaerktem Kunststoff ... den nimmt niemals jemand mehr ab! Unser Taxi-Driver half uns super mit Verstaendigung und wir haben seine Nummer damit wir ihn anrufen koennen falls wir mal Probleme haben ... cool!

Nachmittags wollten wir uns den zweiten Teil der Stadtrundfahrt in den Sueden der Stadt und Valle della Luna zu Gemuete fuehren, doch nachdem wir am Treffpunkt ankamen, teilte uns eine Dame mit, dass der Bus leider heute morgen kaputt gegangen ist. Nix wars, aber wir bekamen nach langem hin und her immerhin unser Geld zurueck. So haben wir uns noch ein paar leckere Empanadas Napolitana im Cafe um die Ecke gegoennt, die definitiv die besten bisher waren. Und ein Chickle Eis musste natuerlich auch wieder her. Das gabs wie immer beim Dumbo, der besten Eisdiele, die auch supertolle Torten im Angebot hatten. Als wir dort ankamen, hat ein Paaerchen versucht eine riesige Torte, die ca. einen dreiviertelten Quadratmeter Flaeche hatte, in ein Taxi zu packen. Der Kofferraum war zu klein und das Ding durch die Tuer zu bringen, war echt eine Tortur (haha), aber sie haben es geschafft und wir haben nur noch gestaunt.

Abends haben wir beschlossen, das Restaurant ¨Leckerbissen¨aufzusuchen. Es war etwas ab vom SChuss, doch mit dem Taxi haben wir es gefunden. Dort war Tote Hose, aber das Essen war lecker. Die Spaetzle mussten einfach mal sein...mmmhhhh....dort haben wir noch zwei Bayerinnen getroffen, die einfach witzig waren....als die eine ploetzlich auf den spanischen Redeschwall des Kellners "Wooos hot er gsogt?"antwortete, hatten wir wirklich Muehe uns zu halten, so skuril klang das hier und doch war es so passend....

Wir sind hier in La Paz im Dunkeln alles im Radio Taxi gefahren, nie gelaufen, da die Stadt als besonders gefaehrlich gilt und wir kein Risiko eingehen wollten. Wir hatten immer nur das Noetigste dabei und das doppelt und dreifach gesichert und das hat sich bewaehrt.

Was hier in a Paz noch auffaellt ist der wahnsinnige Verkehr in der Stadt. Man steht immer im Stau und alles ist voller Taxis und Busse. Dazwischen massen an Minibussen (Trufis), die ebenfalls Leute einsammeln, es ist kein Durchkommen. Um den Verkehr in der Stadt einzudaemmen, gibt es eine Verordnung, dass jedes Auto an einem bestimmten Wochentag nicht in die Stadt fahren darf. Die mit der 0 und der 1 am Ende des Nummernschildes am Montag, 2 und 3 am Dienstag usw. Nur Samstag und SOnntag duerfen alle fahren. Sehr witzig...Funktioiniert mehr oder weniger, Verkehr gibts immer noch genug.

Wettertechnisch ist La Paz sehr angenehm. Tagsueber echt sehr heiss, nachts kalt, aber nicht eisig, sehr zu unserem Geschmack.

Am Freitag haben wir den Plan, La Paz zu verlassen und Richtung Jungas zu fahren, dem Gebiet zwischen Altiplano und Amazonasgebiet. Dort ist unser Ziel Choroico.

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