Montag, 21. Juli 2008

Rafting auf dem Rio Chili

Gestern abend haben wir wieder einmal hoffnungslos versucht, ein Abendessen in einem Restaurant zu bekommen. Es ist hier wie ueberall: am Sonntag sind alle Gehsteige hochgekappt und man bekommt einfach nix. Nach langem Gesuche sind wir in einem Laden geladet, der aussah wie ein deutsches Wohnzimmer vor 30 Jahren. Der Kellner in seinem Konfirmationsanzug und seiner Hornbrille passte bestens dazu. Das Essen war miserabel, aber wir waren satt am Ende. Immerhin.


Heute hiess es um 7.30 Uhr aufstehen und um Punkt 9 Uhr wurden wir zum Rafting von der peruanisch-schweizerischen Agentur abgeholt (Agentur befindet sich in der Calle Jerusalem ca. Nr. 400). Wir fuhren ca. 20 Minuten zum Einstiegspunkt und bis dahin war klar, dass wir mit zwei netten jungen Schweizerinnen, Angie und Nicole das Boot teilen wollten. Nach einer sehr ausfuehrlichen Einweisung hatten wir alle Komandos mehr oder weniger begriffen und wurden eingekleidet. Das hiess: Aussziehen bis auf die Badehose, dann Hose und Jacke an, die halbwegs wasserdicht waren. Schwimmweste an und Helm auf. Das Equipment war fast neu und sehr gut in Schuss, sogar die Helme haben gepasst. Das hatten wir bisher noch nie. Wir waren 3 Boote und ein Kajak, das sicherheitshalber nebenher fuhr und auch Bilder machte. Wir waren 4-5 Leute im Boot samt Guide, das war optimal. Vor uns fuhr noch eine andere Gruppe, die mit 8-10 Leuten im Boot war. Das war sehr eng, da geht schnell einer ueber Bord.


Nach einigen Uebungen im Wasser ging es los. Unser Guide Hugo war sehr professionell und hatte alles super im Griff. Er macht die Tour jeden Tag mindestens einmal und das merkte man. Die Strecke war alles andere als einfach, denn sie hatte Stromschnellen der Stufen 3 und 4, das maximale sind 5. Zum Glueck fuhren wir nicht zum ersten Mal. Flo und ich wurden nach vorne gesetzt, die beiden Schweizerinnen in die Mitte. Der Fluss ist unheimlich kalt, kein Wunder. Rio Chili heisst ja auf Quechua "kalter Fluss". Die Fuesse im Wasser reichten schon, um zu frieren. Doch das Equipment war echt super, so dass uns dank der Sonne nicht kalt wurde. Es gab immer wieder Ausruhstellen nach den Stromschnellen, so dass man bei Kraeften blieb, denn das Rudern war echt anstrengend. Immer wenn Hugo Kommandos rief, hiess es kraeftig paddeln. Und wir waren alle eifrig bei der Sache. "Vorwaerts", Rueckwaerts", "links rueckswaerts", "rechts rueckwaerts", "alle nach links", "alle nach rechts", "Position einnehmen", "alle nach innen", "Hiside links" und so weiter. Da kam man schon mal durcheinander. Doch wir schlugen uns bestens und hatten einen Heiden Spass zusammen. Den Eindruck hatte man von den anderen Booten nicht, denn dort hatten einige Angst und paddelten kaum, was das Ganze verkomplizierte. Eine Stromschnelle war so steil, dass wir echt dachten, jetzt gehen wir baden, doch bis auf kraeftige Duschen ging alles gut. Ein Nachbarboot ist einmal fast gesunken, weil sie so tief ins Wasser kamen, doch auch sie hatte Glueck und niemand ist gekentert. Ein weiteres Mal hingen wir auf einem riesigen Stein fest und nix ging mehr. Wir ruderten und ruckelten Hin und Her, es hiess "alle nach vorn". Nix. Dann "alle nach links". Das Boot kippte verdaechtig auf die linke Seite. Wir dachten, das wars. Doch nix tat sich. Dann "alle nach rechts". Nix. Und dann "alle nach innen". Ploetzlich loeste sich das Boot und wir schossen nach unten. Wir mussten uns vor Lachen die Baeuche halten, doch alles war gut gegangen. Im Fluss gab es viele grosse Steine und oft dachte man "Wie sollen wir da nur durch", doch Hugo schaffte es immer. An zwei Stellen ging mit Fahren nix mehr. Alle anderen stiegen aus und watschelten durch das reissende Wasser, was wirklich gefaehrlich ist. Das wollte Hugo nicht. Er stieg aus und zog und schob uns durch die steilen Engstellen, so dass wir nur noch die letzten leichten Meter an Land laufen mussten. Genial. Wir wissen, wir haben die richtige Agentur gewaehlt. Beim zweiten Mal kam eine Stromschnelle mit Level 5, die liefen wir an Land, Hugo manoevrierte das Boot langsam und sicher alleine nach unten. Wir waren begeistert. Auf der Haelfte der Strecke machten wir Rast im Kehrwasser und es gab Mineralwasser und Schokoriegel. Ein super Service mit dem keiner gerechnet hatte. Man konnte sogar schwimmen und ich habe auch getestet, wie kalt das Wasser ist. Doch ich war die Einzige und es war eisig kalt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in solch kaltem Wasser gewesen zu sein und die oesterreichischen Gebirgsbaeche sind schon frisch. Am Ende hatte sich mein ganzer Anzug voll Wasser geladen, das schwallartig rausschoss, als ich wieder im Boot sass. Sehr witzig.


Die zweite Haelfte der Strecke war nicht weniger spektakulaer, wir genossen jede Minute... Die Aussicht auf den hoechsten Vulkan hier mit ueber 6000m Chachani war atemberaubend. Hugo hatte viel Spass mit uns und wir mit ihm. Er strahlte solch eine Routine und Professionalitaet aus, dass wir uns 100% sicher fuehlten. Wir hatten selten solch einen guten Guide wie ihn und das zu hoeren fand er natuerlich klasse. Wir waren sogar immer uebereifrig mit Paddeln, so dass er uns mit "leicht paddeln" und "stark paddeln" instruieren musste. Tat er das nicht, ruderten wir bei jedem Kommando wir die Verrueckten los, so dass er nach 2 Mal Paddeln schon "Stoooop" schrie, weil wir schon in der Richtung waren. Am Ende stiegen alle gluecklich und heil aus dem Wasser und wir machten noch ein tolles Gruppenfoto. Die CD mit den Fotos holen wir uns natuerlich. Alles in allem war der Trip sehr gelungen (auch wenn am Ende vom vielen Paddeln alles zwickte) und einer der besten, die wir je hatten.

Und: die Agentur ist absolut genial, was wir bisher nur von wenigen sagen konnten.


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