Montag, 28. Juli 2008

Nasca und die beruehmten Linien

Nachdem wir am Samstag mittag in Camana gestartet waren, rechneten wir mit ca. 5-6 Std. Fahrt, 350km lagen vor uns. Entgegen unserer Erwartungen war die Panamerikana nicht nur stur geradeaus. Es gibt Kurven ueber Kurven und die liegen zum Teil gefaehrlich hoch ueber dem Meer. Kein Wunder, dass es hier jede Menge Kreuze am Strassenrand gibt. Zweimal kamen uns LKWs so nahe, dass mir fast das Herz stehen blieb, doch alles ist gut gegangen. Die Lkws haben hier Ausmasse, die man sich kaum vorstellen kann. Sie sind zum Teil 25-30m lang, haben 2-3 riesige Anhaenger und fahren wie die Henker. 110km/h sind keine Seltenheit. Sie sind meistens total ueberladen und haben alles Erdenkliche auf der Lageflaeche, mehr oder weniger gesichert.

Wir fuhren am Meer entlang, leider war es immer noch neblig. Scheint hier tatsaechlich ein Dauerzustand zu sein. Aber die Landschaft war toll. Ploetzlich standen wir mitten im feinen Sand, der zum Teil meterhoch auf der Strasse lag. So schnell kann die Strasse gar nicht gereinigt werden, wie sie wieder zugeweht wird. Kein Wunder, die Strasse geht mitten durch eine riesige Duene.

Wir kamen gegen 18 Uhr in Nasca (auch Nazca geschrieben) an. Eine nette Stadt mit 50.000 Einwohnern, die in einer Oase mitten in der Wueste liegt. Nasca ist die Hauptstadt der Nasca-Provinz in der Ica-Region, an der Mündung des Flusses Nasca. Daneben ist es auch der Name des Systemes von Tälern, in dem die Stadt liegt. Ihren wirtschaftlichen Aufschwung verdankt die Stadt den nahegelegenen Linien und Bodenzeichnungen von Nasca und Pampas de Jumana (seit 1994 Welterbe der Menschheit der UNESCO), den Nasca-Linien.


Die Nasca-Linien sind riesige Scharrbilder (Geoglyphen) in der Wüste. Die Nasca-Ebene zeigt auf einer Fläche von 500 km² schnurgerade, bis zu 20 km lange Linien, Dreiecke und trapezförmige Flächen, sowie Figuren mit einer Größe von zehn bis mehreren hundert Metern, z. B. Abbilder von Menschen, Affen, Vögeln und Walen. Oft sind die figurbildenden Linien nur wenige Zentimeter tief. Durch die enorme Größe sind sie nur aus großer Entfernung zu erkennen.

Entdeckt wurden die Nasca-Linien erst in den 1920er Jahren, als die ersten kommerziellen Fluglinien über die Nasca-Wüste flogen und Passagiere die Linien ausmachten. Entstanden sind die Bilder durch Entfernung der oberen Gesteinsschicht, die von Wüstenlack überzogen ist. Dieser Wüstenlack besteht aus einem rostroten Gemisch aus Eisen- und Manganoxiden. Dadurch kommt das hellere Sedimentgemisch zum Vorschein und bildet deutlich sichtbare, beigegelbe Linien. Immer noch ist vieles ungeklärt, jedoch wird eine Mischung aus agrikultureller, astronomischer und religiöser Bedeutung der Linien angenommen.

Natuerlich wollten auch wir die geheimnisvollen Linien sehen. Flo wollte unbedingt einen Rundflug machen, ich war davon weniger begeistert. Ein Flug mit einem kleinen Huepfer war nun nicht so unbedingt mein Fall. Aber schliesslich ist dies die einzige Moeglichkeit, die Bilder zu sehen. Von dem Aussichtsturm kann man naemlich kaum etwas erkennen. Gesagt, getan. Wir fuhren zum Flughafen und buchten einen Flug (30 Min fuer 70 Dollar ist ja noch bezahlbar). Da in der Frueh starker Nebel war, sollte unser Flieger um 14.30 Uhr abheben. Damit hatten wir noch 3,5 Std. Zeit. Was tun? Obwohl Sonntag war, hatten wir gesehen, dass hier in Nasca alle Geschaefte offen hatten. Das war was ganz Neues fuer uns. Bisher war am Sonntag ueberall tote Hose, selbst Restaurants hatten zu. So fragten wir uns durch und hatten bald mit *Mao* eine Autowerkstatt gefunden, der wir unseren Auspuff anvertrauten. Zuerst dachten wir, wir haetten nur ein Loch. Als das zugemacht war, roehrte Schorsch immer noch. Natuerlich wollten die Herren gleich den kompletten Auspuff auswechseln, doch darauf liessen wir uns nicht ein. Schliesslich wird hier alles und jedes geschweisst, das musste bei uns auch gehen. Noch ein Blick unter das Auto brachte die Wahrheit ans Licht. Der Auspuff war hinten komplett abgerostet und hing herunter. Durch das Gewackel auf dem Acker 6 Stunden lang hatten wir ihm scheinbar den Rest gegeben. Deswegen zog der Schorsch auch nicht mehr richtig. Nun fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Das musste gemacht werden, denn so konnte man weder fahren noch das Auto verkaufen. Also. Ueber die Grube mit der Karre und los gings. Nun wurde geschweisst und gebastelt und eine Stunde spaeter war der Auspuff wieder dran und das Roehren weg. Der Spass hat uns 8 EUR gekostet, die wir diesmal ohne Handeln bereitwillig bezahlt hatten. Wir waren uebergluecklich, am Sonntag in der kurzen Zeit unseren Auspuff wieder heil zu haben. Nasca gefiel uns. Hier wurde nicht lange gefackelt. Dann noch was Essen und schon gings los zum Flughafen.


Dort angekommen bekamen wir erst mal einen Film ueber die Linien gezeigt. Dann hiess es warten. Unser Flug war nun auf 15.30 Uhr verschoben, da wegen dem morgendlichen Nebel keiner fliegen konnte und so einige Fluege aufgelaufen waren, die noch vor uns waren. Dann noch mal Verzoegerung und um 16 Uhr ging es endlich los. Wir hatten einen sehr netten stattlichen Piloten. Dazu kamen ein Hollaender und ein japanisches Paaerchen. Wir sassen hinten und hatten die beste Sicht. Schon ging es los. Der Pilot flog sehr sicher und wir hatten unseren Spass. Er gab ueber Kopfhoerer Anweisungen, wo welche Bilder zu sehen waren. Die ersten Linien und Bilder kamen bald in Sicht und man konnte eine Katze, eine Sonne, eine Spinne, einen Vogel, einen Austronauten, einen Affen und ein paar weitere Gebilde erkennen. Der Pilot flog ganz enge Kurven um die Bilder und dementsprechend neigte sich der kleine Flieger zur Seite. Innerhalb kurzer Zeit hatte die Japanerin die Tuete vor der Nase und fuellte sie in kurzen Abstaenden. Natuerlich wurde zwischen dem Kuebeln immer wieder der Fotoapparat gezueckt, schliesslich muss man Fotos mit nach Hause bringen. Dann noch die Tuete vom Nachbarn eingefordert und so ging es weiter. Wir versuchten auch Bilder zu machen, doch das war gar nicht so einfach, dann haben wir einfach blind fotografiert, werden schon was erwischt haben...

Auch wir hatten unsere Probleme. Mittlerweile war auch uns speiuebel, stopften einen Kaugummi nach dem anderen in uns, tranken Wasser und kaempften. Bilder wollten wir nun auch keine mehr machen, wir hatten andere Sorgen. Nur nicht auch die Tuete gebrauchen muessen. Durch den schnellen Druckverlust und die Kurven hatten wir beide leicht mit dem Kreislauf zu kaempfen. Nun hofften wir nur noch, schnell wieder runter zu kommen, so toll die Bilder am Boden auch sind. Und Gott sei Dank verging die Zeit schnell. Wir konnten die Tuete verhindern, doch gereicht hat es uns beiden. Wir waren echt froh, wieder aus dem Huepfer rauszukommen und brauchten erst mal frische Luft.


Dann sind wir in die Stadt zurueck und haben unser Auto wieder in die Garage gefahren, die von einer netten Familie betrieben wird. Dort parkte Flo rueckwaerts ein, sah noch was Gelbes hinter sich am Boden, dachte es sei eine Tuete und es krachte. Er fuhr ueber ein Spielzeugauto des Kindes, das es in 1000 Fetzen zerrissen hat. Wir haben erst mal alle gelacht. War alles halb so schlimm, doch natuerlich war es uns peinlich. Nun haben wir ein Neues am Markt erstanden, obwohl die Dame meinte, das sei absolut unnoetig. Doch uns plagte das schlechte Gewissen.


Dann gab es auf dem Markt noch leckere frische Teigteile, die frisch aus dem Fett kamen. Genau das Richtige, wenn es einem eh schon schlecht ist. Wir haben uns nach der ersten¨Portion gleich noch eine Zweite geholt, so lecker waren die Kringel. Dazu gab es Honig. Die Teilchen lagen auf einem Plastikteller und schwammen in dem Honig. Natuerlich bekam ich wieder mal nicht genug und ass viel zu schnell. Die Dinger waren einfach zu lecker. So hielt ich den Teller etwas schraeg und der Honig lief mir in Stroemen in den Aermel nach innen. Iihhhhhh. Ich habs erst gemerkt, als es schon zu spaet war. Alles pappte innen. Und die Haende erst recht. Trocknen wollte das Ganze nicht so recht, aber es reichte, dass mir der Aermel am Arm festpappte. Lecker...Da half nur noch Duschen und zwar mit dem Pulli...


Am Abend suchten wir noch ein nettes Restaurant, die Bedingung war, dass es warm sei. Doch das ist hier schwer zu finden, denn alle Restaurants sind nach vorne hin offen, ueberall sitzen Leute mit Jacken und Muetzen. Schliesslich fanden wir was und es war lecker. Nachts hatten wir wieder mal ein paar laermende Amerikaner am Gang, die sich verhielten, als wollte jeder ihr Geschrei (fraenkisch: Gschmarri) hoeren, doch wir konnten ja nicht aus. Unser Zimmer liegt einfach zu weit vorne beim Fruehstuecksraum. Nichtsdestotrotz haben wir bis Mittags ausgeschlafen (endlich mal wieder), bis uns endlich der Desfile (Umzug) aus dem Bett riss. Schliesslich ist es der 28.7. der perunanische Unabhaengigkeitstag und es waren wieder jede Menge Festivitaeten angesagt. Wir sahen ein Teils des Umzugs, diesmal gab es sogar Verkleidungen als Kammerjaeger, Holzarbeiter mit Kettensaege und Pestbekaempfer, sehr lustig. Dann haben wir den Nachmittag mit Essen und Internet verbracht. Schliesslich wollen die vielen Bilder auch mal gesichert werden und hier gibt es schnelles Netz.

Morgen wollen wir weiter Richtung Ica. Vorbei an den Linien ist unser naechstes Ziel *die* Weinanbaustadt in Peru und wir sind gespannt.




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