Donnerstag, 31. Juli 2008

Naturwunder Paracas

Nachdem wir am Morgen im Norden von Nasca noch zwei der Scharrbilder vom Aussichtsturm angeschaut hatten, waren wir einstimmig der Meinung, dass sich der Flug trotz Uebelkeit gelohnt hatte. Die Bilder waren vom Turm nur ansatzweise sichtbar, vor allem nur 2 von den ca. 20.


Dann war unser Ziel die Weinstadt Ica. Nachdem wir dort angekommen waren, sahen wir zwar ueberall die Weinduenen, von Bergen kann man bei Wein in der Wueste wohl kaum sprechen. Die Stadt mit ueber 100.000 Einwohnern schien uns nach ein paar Minuten zu wenig einladend, dass wir uns schnell wieder Richtung Panamerikana bewegten. Hier wollten wir nicht bleiben.


Im Nachhinein haben wir gelesen, dass das wohl auch daran lag, dass die Stadt letzten August zu 80% bei einem Erdbeben zerstoert wurde.


Nach ca. 30 Minuten kamen wir zur Abzweigung, die zum Nationalpark Paracas geht und den wollten wir sehen. So fuhren wir 15 km Richtung Kueste und gerieten mitten in einen dicken Sandsturm. Zu der Jahreszeit gibt es hier bis zu 3taegige Sandstuerme, die vor allem am Nachmittag ihren Peak haben. Daher heisst die Halbinsel auch "Paracas", das bedeutet auf Quechua "Sandsturm". Die Paracas-Halbinsel, südlich der Paracas-Bucht und die Islas Ballestas bilden das Nationalreservat Paracas, das am 25. September 1975 gegründet wurde und eine Gesamtfläche von 335.000 Hektar hat. Das Reservat soll die reichen Vorkommen an Mähnenrobben, Blaufußtölpeln, Pelikanen, Pinguinen und anderen Meeressäugern und Seevögeln schützen. Berühmtes Wahrzeichen war bis August 2007 die Felsformation der Kathedrale von Paracas, die beim Erdbeben von Peru 2007 zerstört wurde.
Auf der Halbinsel befindet sich eine große Felszeichnung, der Candelabro de Paracas (Der Kerzenleuchter von Paracas), der den Nazca-Linien ähnelt, aber bedeutend jünger. Er diente wahrscheinlich Seefahrern als Orientierungszeichen zur Navigation.


In dem Dorf Paracas angekommen, die genauso heisst wie die Halbinsel und der Nationalpark haben wir schnell das nettes Hostal "Santa Maria" gefunden und uns dort einquartiert. Schnell hatte sich herausgestellt, warum das Bad trotz geschlossener Fenster so gut belueftet ist:Ein Fenster hatte keine Scheibe mehr. Doch das half auch nichts um den staendigen See am Boden zu trocknen, der aus dem Waschbecken kam... Dann haben wir erst mal die Zeit genutzt und unsere Waesche gewaschen. Hier war es windig, wenn auch sandig, so dass Hoffnung auf schnelle Trocknung bestand. Meine drei Pullover hatten mittlerweile alle einen grausamen Geruch angenommen, der nicht mehr auszuhalten war. Waehrenddessen tat es einen lauten Schlag und wir sahen, wie beim Hostal gegenueber die Scheibe der Eingangstuer in 1000 Fetzen zersprang. Der Wind ist hier wirklich sehr sehr stark und gefaehrlich fuer alle beweglichen Glasscheiben.


Danach haben wir den ersten Strandspaziergang am Pazifik unternommen. Leider war der Strand alles andere als gepflegt, doch dort tummelten sich einige Pelikane. Pelikane sind viel groesser als ich dachte, aber sehr flink und beweglich. Ein Mann hat sie gefuettert und so konnten wir sie in aller Pracht bestaunen. Dann noch ein Abendessen am Strand, bei dem Flo seinen ersten Fisch probierte. Chiccharron. Das sind panierte Fischstuecke, die fritiert werden und mit Pommes gegessen werden. Ein riesen Berg, der natuerlich nicht ansatzweise bezwingbar war.


Nachdem wir die Nacht trotz dem Gekraehe von 3 Gockeln gut ueberstanden hatten, ging es am naechsten Morgen um 8 Uhr mit dem Boot zu den "Islas de Ballestas" und zur "Isla Gallan". Dort sollten wir tausende von seltenen Voegeln sehen, da diese Inseln eines der groessten Vogelgebiete der Welt sind. Wir hatten diesmal Glueck und ein echt schnelles Speedbot erwischt, auf dem wir erst mal in Schwimmwesten gesteckt wurden. Dann gings los und wir waren heilfroh, dass wir neben langen Unterhosen auch Muetzen und Handschuhe hatten, denn um die Zeit gibt es noch keine Sonne (wegen Hochnebel), so dass sehr kalt war. Nachdem wir zuerst die Felszeichnung "Kerzenleuchter" oder "Mistgabel" gesehen hatten, kamen nach 30 Min schon die Inseln in Sicht. Und dort gab es tatsaechlich viele tolle Gesteinsfarben (rot, gelb, orange, grau), jede Menge Hoehlen und Voegel aller Arten. Am meisten gab es Kormorane, Pinguine und Weisskopfmoeven. Auf den zerfurchten Felsen lagen zu unserer Begeisterung auch jede Menge Seeloewen, die wir noch nie in freier Wildbahn gesehen hatten. Meist schaaren sich 3-5 Weibchen mit gelblichem Fell um ein graues riesiges Maennchen. Wie die Tiere auf die Felsen kommen, blieb uns schleierhaft, da sie ja nur Schwimmflossen haben und doch auf sehr hohen Felsen lagen (evtl. bei Flut?). Auf den Inseln roch es ueberall nach Duenger. Hier leben nur Voegel und dementsprechend ist die Insel ueberall weiss von Vogelkot. Dieser wird einmal im Jahr "geerntet" und als Duenger teuer verkauft. Dies ist hier ein grosser Industriezweig und der sognannte "Guano" ist ein wichtiges Exportgut von Peru. Da die Inseln nicht betretbar sind, sahen wir alles vom Boot aus. Da die Wellen an den Inseln sehr hoch waren, schwankte und schaukelte das Boot ganz schoen hin und her. Bei der Rueckfahrt hatten wir nicht nur einmal das Gefuehl, in einer Achterbahn zu fahren. Ich habe selten so einen starken Seegang wie hier erlebt, doch unser Kapitaen hat die Wellen gut gemeistert.


Wieder zurueck haben wir erst mal noch eine Stunde geschlafen und noch einmal einen langen Strandspaziergang gemacht. Auf dem Rueckweg hat uns eine der Toechter des Hostals in einem "Buggie" (gesprochen B-u-g-y, nicht B-a-g-g-i-e) mitgenommen. Das ist ein Auto, das nur aus den wichtigsten Eisenstreben samt Motor und Sitzen besteht und sonst komplett offen ist. Damit werden hier Touren in der Wueste gemacht. Es hat wirklich Spass gemacht, in der Kiste mitzufahren.


Am Abend haben wir noch das Restaurant unseres Hostals getestet und haben ein tolles Essen bekommen. Nachdem es dort leckeres Eis gab, konnten wir nicht widerstehen. Schon zu lange war das letzte Eis her. Nicht, dass wir beide schon satt waren, aber das musste her. Natuerlich brauchte jeder seinen eigenen Riesenbecher, an denen wir dann klaeglich gescheitert sind, nachdem es die Bedienung einfach zu gut mit der Groesse der Kugeln meinte.


Am naechsten Morgen sollte es weitergehen... Pisco oder sogar Lima wollten wir schaffen.

Montag, 28. Juli 2008

Nasca und die beruehmten Linien

Nachdem wir am Samstag mittag in Camana gestartet waren, rechneten wir mit ca. 5-6 Std. Fahrt, 350km lagen vor uns. Entgegen unserer Erwartungen war die Panamerikana nicht nur stur geradeaus. Es gibt Kurven ueber Kurven und die liegen zum Teil gefaehrlich hoch ueber dem Meer. Kein Wunder, dass es hier jede Menge Kreuze am Strassenrand gibt. Zweimal kamen uns LKWs so nahe, dass mir fast das Herz stehen blieb, doch alles ist gut gegangen. Die Lkws haben hier Ausmasse, die man sich kaum vorstellen kann. Sie sind zum Teil 25-30m lang, haben 2-3 riesige Anhaenger und fahren wie die Henker. 110km/h sind keine Seltenheit. Sie sind meistens total ueberladen und haben alles Erdenkliche auf der Lageflaeche, mehr oder weniger gesichert.

Wir fuhren am Meer entlang, leider war es immer noch neblig. Scheint hier tatsaechlich ein Dauerzustand zu sein. Aber die Landschaft war toll. Ploetzlich standen wir mitten im feinen Sand, der zum Teil meterhoch auf der Strasse lag. So schnell kann die Strasse gar nicht gereinigt werden, wie sie wieder zugeweht wird. Kein Wunder, die Strasse geht mitten durch eine riesige Duene.

Wir kamen gegen 18 Uhr in Nasca (auch Nazca geschrieben) an. Eine nette Stadt mit 50.000 Einwohnern, die in einer Oase mitten in der Wueste liegt. Nasca ist die Hauptstadt der Nasca-Provinz in der Ica-Region, an der Mündung des Flusses Nasca. Daneben ist es auch der Name des Systemes von Tälern, in dem die Stadt liegt. Ihren wirtschaftlichen Aufschwung verdankt die Stadt den nahegelegenen Linien und Bodenzeichnungen von Nasca und Pampas de Jumana (seit 1994 Welterbe der Menschheit der UNESCO), den Nasca-Linien.


Die Nasca-Linien sind riesige Scharrbilder (Geoglyphen) in der Wüste. Die Nasca-Ebene zeigt auf einer Fläche von 500 km² schnurgerade, bis zu 20 km lange Linien, Dreiecke und trapezförmige Flächen, sowie Figuren mit einer Größe von zehn bis mehreren hundert Metern, z. B. Abbilder von Menschen, Affen, Vögeln und Walen. Oft sind die figurbildenden Linien nur wenige Zentimeter tief. Durch die enorme Größe sind sie nur aus großer Entfernung zu erkennen.

Entdeckt wurden die Nasca-Linien erst in den 1920er Jahren, als die ersten kommerziellen Fluglinien über die Nasca-Wüste flogen und Passagiere die Linien ausmachten. Entstanden sind die Bilder durch Entfernung der oberen Gesteinsschicht, die von Wüstenlack überzogen ist. Dieser Wüstenlack besteht aus einem rostroten Gemisch aus Eisen- und Manganoxiden. Dadurch kommt das hellere Sedimentgemisch zum Vorschein und bildet deutlich sichtbare, beigegelbe Linien. Immer noch ist vieles ungeklärt, jedoch wird eine Mischung aus agrikultureller, astronomischer und religiöser Bedeutung der Linien angenommen.

Natuerlich wollten auch wir die geheimnisvollen Linien sehen. Flo wollte unbedingt einen Rundflug machen, ich war davon weniger begeistert. Ein Flug mit einem kleinen Huepfer war nun nicht so unbedingt mein Fall. Aber schliesslich ist dies die einzige Moeglichkeit, die Bilder zu sehen. Von dem Aussichtsturm kann man naemlich kaum etwas erkennen. Gesagt, getan. Wir fuhren zum Flughafen und buchten einen Flug (30 Min fuer 70 Dollar ist ja noch bezahlbar). Da in der Frueh starker Nebel war, sollte unser Flieger um 14.30 Uhr abheben. Damit hatten wir noch 3,5 Std. Zeit. Was tun? Obwohl Sonntag war, hatten wir gesehen, dass hier in Nasca alle Geschaefte offen hatten. Das war was ganz Neues fuer uns. Bisher war am Sonntag ueberall tote Hose, selbst Restaurants hatten zu. So fragten wir uns durch und hatten bald mit *Mao* eine Autowerkstatt gefunden, der wir unseren Auspuff anvertrauten. Zuerst dachten wir, wir haetten nur ein Loch. Als das zugemacht war, roehrte Schorsch immer noch. Natuerlich wollten die Herren gleich den kompletten Auspuff auswechseln, doch darauf liessen wir uns nicht ein. Schliesslich wird hier alles und jedes geschweisst, das musste bei uns auch gehen. Noch ein Blick unter das Auto brachte die Wahrheit ans Licht. Der Auspuff war hinten komplett abgerostet und hing herunter. Durch das Gewackel auf dem Acker 6 Stunden lang hatten wir ihm scheinbar den Rest gegeben. Deswegen zog der Schorsch auch nicht mehr richtig. Nun fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Das musste gemacht werden, denn so konnte man weder fahren noch das Auto verkaufen. Also. Ueber die Grube mit der Karre und los gings. Nun wurde geschweisst und gebastelt und eine Stunde spaeter war der Auspuff wieder dran und das Roehren weg. Der Spass hat uns 8 EUR gekostet, die wir diesmal ohne Handeln bereitwillig bezahlt hatten. Wir waren uebergluecklich, am Sonntag in der kurzen Zeit unseren Auspuff wieder heil zu haben. Nasca gefiel uns. Hier wurde nicht lange gefackelt. Dann noch was Essen und schon gings los zum Flughafen.


Dort angekommen bekamen wir erst mal einen Film ueber die Linien gezeigt. Dann hiess es warten. Unser Flug war nun auf 15.30 Uhr verschoben, da wegen dem morgendlichen Nebel keiner fliegen konnte und so einige Fluege aufgelaufen waren, die noch vor uns waren. Dann noch mal Verzoegerung und um 16 Uhr ging es endlich los. Wir hatten einen sehr netten stattlichen Piloten. Dazu kamen ein Hollaender und ein japanisches Paaerchen. Wir sassen hinten und hatten die beste Sicht. Schon ging es los. Der Pilot flog sehr sicher und wir hatten unseren Spass. Er gab ueber Kopfhoerer Anweisungen, wo welche Bilder zu sehen waren. Die ersten Linien und Bilder kamen bald in Sicht und man konnte eine Katze, eine Sonne, eine Spinne, einen Vogel, einen Austronauten, einen Affen und ein paar weitere Gebilde erkennen. Der Pilot flog ganz enge Kurven um die Bilder und dementsprechend neigte sich der kleine Flieger zur Seite. Innerhalb kurzer Zeit hatte die Japanerin die Tuete vor der Nase und fuellte sie in kurzen Abstaenden. Natuerlich wurde zwischen dem Kuebeln immer wieder der Fotoapparat gezueckt, schliesslich muss man Fotos mit nach Hause bringen. Dann noch die Tuete vom Nachbarn eingefordert und so ging es weiter. Wir versuchten auch Bilder zu machen, doch das war gar nicht so einfach, dann haben wir einfach blind fotografiert, werden schon was erwischt haben...

Auch wir hatten unsere Probleme. Mittlerweile war auch uns speiuebel, stopften einen Kaugummi nach dem anderen in uns, tranken Wasser und kaempften. Bilder wollten wir nun auch keine mehr machen, wir hatten andere Sorgen. Nur nicht auch die Tuete gebrauchen muessen. Durch den schnellen Druckverlust und die Kurven hatten wir beide leicht mit dem Kreislauf zu kaempfen. Nun hofften wir nur noch, schnell wieder runter zu kommen, so toll die Bilder am Boden auch sind. Und Gott sei Dank verging die Zeit schnell. Wir konnten die Tuete verhindern, doch gereicht hat es uns beiden. Wir waren echt froh, wieder aus dem Huepfer rauszukommen und brauchten erst mal frische Luft.


Dann sind wir in die Stadt zurueck und haben unser Auto wieder in die Garage gefahren, die von einer netten Familie betrieben wird. Dort parkte Flo rueckwaerts ein, sah noch was Gelbes hinter sich am Boden, dachte es sei eine Tuete und es krachte. Er fuhr ueber ein Spielzeugauto des Kindes, das es in 1000 Fetzen zerrissen hat. Wir haben erst mal alle gelacht. War alles halb so schlimm, doch natuerlich war es uns peinlich. Nun haben wir ein Neues am Markt erstanden, obwohl die Dame meinte, das sei absolut unnoetig. Doch uns plagte das schlechte Gewissen.


Dann gab es auf dem Markt noch leckere frische Teigteile, die frisch aus dem Fett kamen. Genau das Richtige, wenn es einem eh schon schlecht ist. Wir haben uns nach der ersten¨Portion gleich noch eine Zweite geholt, so lecker waren die Kringel. Dazu gab es Honig. Die Teilchen lagen auf einem Plastikteller und schwammen in dem Honig. Natuerlich bekam ich wieder mal nicht genug und ass viel zu schnell. Die Dinger waren einfach zu lecker. So hielt ich den Teller etwas schraeg und der Honig lief mir in Stroemen in den Aermel nach innen. Iihhhhhh. Ich habs erst gemerkt, als es schon zu spaet war. Alles pappte innen. Und die Haende erst recht. Trocknen wollte das Ganze nicht so recht, aber es reichte, dass mir der Aermel am Arm festpappte. Lecker...Da half nur noch Duschen und zwar mit dem Pulli...


Am Abend suchten wir noch ein nettes Restaurant, die Bedingung war, dass es warm sei. Doch das ist hier schwer zu finden, denn alle Restaurants sind nach vorne hin offen, ueberall sitzen Leute mit Jacken und Muetzen. Schliesslich fanden wir was und es war lecker. Nachts hatten wir wieder mal ein paar laermende Amerikaner am Gang, die sich verhielten, als wollte jeder ihr Geschrei (fraenkisch: Gschmarri) hoeren, doch wir konnten ja nicht aus. Unser Zimmer liegt einfach zu weit vorne beim Fruehstuecksraum. Nichtsdestotrotz haben wir bis Mittags ausgeschlafen (endlich mal wieder), bis uns endlich der Desfile (Umzug) aus dem Bett riss. Schliesslich ist es der 28.7. der perunanische Unabhaengigkeitstag und es waren wieder jede Menge Festivitaeten angesagt. Wir sahen ein Teils des Umzugs, diesmal gab es sogar Verkleidungen als Kammerjaeger, Holzarbeiter mit Kettensaege und Pestbekaempfer, sehr lustig. Dann haben wir den Nachmittag mit Essen und Internet verbracht. Schliesslich wollen die vielen Bilder auch mal gesichert werden und hier gibt es schnelles Netz.

Morgen wollen wir weiter Richtung Ica. Vorbei an den Linien ist unser naechstes Ziel *die* Weinanbaustadt in Peru und wir sind gespannt.




Sonntag, 27. Juli 2008

Richtung Panamericana

Am Freitag sind wir wieder mal sehr zeitig aufgestanden, denn schliesslich wollten wir in der Frueh am *Cruz del Condor* die maechtigen Kondore fliegen sehen. Dazu fuhren wir an einen Aussichtspunkt mit dem genannten Namen (20km vor Cabanaconde) und waren gegen kurz nach 8 Uhr dort. Angeblich sind die Voegel nur zwischen 8 und 10 bzw. am Abend gegen 17 Uhr zu sehen, da sie in dieser Zeit nach Futter suchen. Da dies ein Hauptbestandteil der Touritouren ist, waren ausser uns natuerlich eine Million (oder so) Touristen aus aller Welt in Busscharen da. Damit war es zwar aus mit der Ruhe, aber wir waren ja neugierig. Wir hatten ja schon den ein oder anderen Kondor fliegen sehen, doch ueber der Schlucht des Colca Canyons war dies natuerlich spektakulaerer. Wir suchten uns einen guten Platz und dann hiess es warten und das dauerte. Nach 30 Minuten hatten wir die Nase voll. Kein Kondor in Sicht. Wir gaben den Voegeln nochmal die obligatorischen 5 Minuten und schon kam der Erste in Sichtweite. Ein riesiger schwarzer Vogel mit weissem Kragen, der durch die Luft schwebte. Durch die Morgensonne war die Thermik ueber dem Canyon besonders stark, so dass das Gleiten wunderschoen aussah. Innerhalb weniger Momente kamen noch ca. 8 Voegel in Sichtweite, die vor unseren Augen auf Nahrungssuche gingen. Wir beobachteten sie eine Weile und machten uns dann vom Acker. Schliesslich hatten wir alles gesehen und noch einiges vor uns...


Unser Plan fuer den Tag war bis zur Panamerikana und dann noch ein Stueck weiter zu kommen. Allerdings wollten wir nicht den gewoehnlichen Weg Richtung Osten nehmen. Wir hatten vor, Richtung Westen und dann Sueden zu fahren, um ca. 2 Std. Fahrt zu sparen und nicht noch einmal ueber Arequipa zu muessen. Allerdings ist die Strecke ca. 145km lang (laut Karte), wovon ca. 120km Acker sind. Das bedeutete ca. 4-6 Std. Fahrt bis zur Panamerikana. So starteten wir gegen 9.20 Uhr in Cabanaconde und fanden auch schnell die Strasse. Schliesslich gab es nur eine. Laut Karte sollte der naechste und einzige Ort auf der Strecke Huambo nach ca. 24 km sein. Wir fuhren also auf dem Acker durch tolle Landschaft und sahen die ersten Kilometer noch ein paar Menschen. Dann wurde es leer. Nach knappen 2 Std. waren wir 50km gefahren und noch kein Huambo war in Sicht. Bravo. Da uns bisher auch nur ein Auto auf der ganzen Strecke entgegen gekommen war, war uns doch etwas mulmig. Endlich ein Mensch in einer Huette in Sicht. Nachfragen. Wie immer. Er meinte, Huambo kaeme nach der Kurve. Buhhh, Gott sei Dank. Wir waren richtig. Nicht, dass es viele Abzweigungen gegegen haette, aber komisch ist das schon, so lange niemand zu sehen. Die Landschaft war ganz verschieden, Berge ueber Berge in allen Farben und Serpentinen ueber Serpentinen. Aber wunderschoen. Ein paar Kurven und 15 Min spaeter kamen wir tatsaechlich nach Huambo. Dort mussten wir wir immer ueber den Dorfplatz. Wir fanden einen Polizist, der nichts zu tun hatte und der froh war, mit uns jemand zum Plaudern zu haben. Das ist hier ganz oft so. Die Polizisten haben Langeweile und freuen sich, sich mit uns einfach nur zu unterhalten. So fragte er uns, wo wir herkaemen, hinwollten und so weiter. Wir gaben bereitwillig Auskunft, schliesslich war er sehr nett. Er wollte, dass wir einen weiteren Polizisten mitnaehmen zur Panamerikana. Doch wir lehnten ab mit dem Hinweis, unser Schorsch sei voll, was ja auch stimmte. Solch eine Umraeumaktion mit dem Gepaeck hatten wir einmal gemacht und wollten wir nicht nochmal haben. Schliesslich weiss man nie, wen man da mitnimmt. So fuhren wir weiter. Nach kurzer Zeit wurde der Acker immer schlechter. Querrillen ohne Ende, auf denen man einfach keine richtige Geschwindigkeit fand, da alles wackelte und schepperte. Das nervigste war, wir hatten entdeckt, dass unser Schorsch seit dem Morgen sehr stark nach Abgas stank, wenn man das Fenster aufmachte. Und der Auspuff wurde von Stunde zu Stunde lauter. Bald war klar: der hat irgendwo ein Loch. Kein Wunder bei der Beanspruchung. Wir fuhren und fuhren und die einzige Orientierung waren die Kilometerstandsschilder am Strassenrand alle paar Meter. Noch 90km, noch 70km, noch 50km. Es zog sich und kein Ende war in Sicht. Wir wechselten uns immer wieder mit dem Fahren ab, denn man musste sich so stark konzentrieren, dass einem bald die Augen uebergingen vom staendigen Starren auf Acker und Loecher. Zwischendrin mal ne Semmel und ne Trockenwurst, aber besser als nichts. War eben wieder mal ein¨*Brot-und-Wasser-Tag*, die kannten wir ja mittlerweile zur Genuege. So zwischendrin hatte ich wirklich Angst, dass die Achse der Raeder vom Auto bricht, so hat es mit den Loechern und Rillen gescheppert. Doch man konnte noch so aufpassen, das war unvermeidlich. Wir fuhren durch das absolute Nirvana, irgendwann wurde es trocken, nur noch Steine und Sand. Wir waren in der Wueste angekommen. Da waren wir bisher auch noch nicht mit eigenen Auto gewesen. Eine ganz neue Erfahrung. Kein Fluss, keine Pflanze, kein Haus, kein Mensch, nichts in Sicht und das ueber Stunden. Da wurde uns doch immer wieder mal mulmig. Was waere nur, wenn der Schorsch hier den Geist aufgaebe? Nur nicht daran denken, es wir schon gut gehen. Immerhin hatten wir genug Wasser und Essen. Das beruhigte. Laut Karte sollten die letzten 25 km Teerstrasse sein. Darauf hofften wir, denn der Acker war mittlerweile echt schlimm. Man konnte nur ca. 10-40km fahren, je nach Loechern. Die Kilometerzaehler zeigten nur noch 30km an. Bald musste der Teer kommen. Doch stattdessen kamen immer wieder neue Berge in Sicht, um die man sich schlaengeln musste. Aber in der Ferne meinten wir schon das Meer zu sehen. Im Dunst. Sollte auch hinkommen. So waren es nur noch 20km, ein paar Haeuser kamen in Sicht. Nun musste auch der Teer kommen. Nix. Wieder weiter in der Wueste. Der Sand wurde immer feiner, der Polvo immer mehr. Alles war voller Staub, einschliesslich uns. Dann der letzte Berg und noch ein paar Huetten. Dann fingen die krassesten Querrillen an, die wir je gesehen hatten. Wir waren uns absolut uneinig, wie da am besten drueber zu fahren. Jeder wusste es besser, beide durften wir testen. Doch egal wie schnell und an welcher Stelle, die Rillen waren echt unmoeglich zu befahren. Eine halbe Stunde spaeter und viele Nerven weniger hatten wir es geschafft. Die Panamerikana war erreicht und damit wieder die Zivilisation. Wir waren beide voellig am Ende, doch froh, die krasseste Strasse unseres bisherigen Lebens bezwungen zu haben. Alles in allem war die Strecke 170km lang und keine 140km. Und Teer gab es auch keinen. Und Huambo war auch nicht da, wie eingezeichnet. Die Karte log an allen Stellen. Wir haben fuer die Strecke 6 Std. gebraucht.


Nach kurzem Tanken und Durchschnaufen genossen wir den Teer der Panamerikana. Nun ging es erst mal geradeaus. Was fuer eine Erholung. Wir kamen durch rote Wuestenberge, die mal aus Stein, mal aus Sand sind. Und es war dunstig, so dass das Meer nicht in Sicht war, obwohl wir nicht weit davon weg waren. An manchen Stellen hatte die Wueste weisse Stellen, die aussahen wie Schnee. Schnee in der Wueste? Natuerlich nicht. Hier ist das Gestein einfach weiss. Und es war kalt. Richtig kalt, so dass wir Pullis und Jacken anziehen mussten. Nach ca. 1,5 Std. erreichten wir Camana. Die Stadt liegt genau an der Stelle, an der die Panamerikana auf das Meer trifft. Endlich. Wir hatten uns das Meer so toll vorgestellt. Doch nix. Es war kalt, unheimlich windig, dass man kaum aussteigen konnte und komplett im Nebel. Kein blauer Himmel, nur Dunst. Schade. Aber das hatten wir ja schon gehoert. Die Wolken nehmen ueber dem Meer Wasser auf und ziehen ueber die Berge und regnen dann ab. Daher ist das Gebiet zwischen dem Meer und den Anden Wueste, weil es hier nie regnet. Und hier waechst absolut nichts mehr.

In Camana haben wir uns ins beste Hotel einquartiert, um endlich eine vernuenftige Dusche zu haben. Leider war diese wiedermal kalt, aber immerhin. Wir waren endlich vom Polvo befreit.
Am Abend noch ein kurzer Streifzug durch die Stadt. Ganz nett hier, wenig Touris. Ein leckeres Essen und nur noch schlafen.

Am Samstag morgen wollten wir unbedingt noch den Schorsch vom Polvo befreien, denn so konnten wir nicht weiterfahren. Alles war voller Staub. Ein netter Herr zeigte uns eine Autowaescherei, dort gaben wir das Auto vor dem Fruehstueck ab. Zurueck ging es zum Hotel mit dem ersten suedamerikanischen Tuktuk. Die sind noch besser als in Asien, da die Sitzbaenke viel bequemer sind und man sitzt wie in einer Rikscha. Perfekt. 2 Std. spaeter war Schorsch sauber und wir gluecklich. Nun konnte es weiter Richtung Nasca gehen.

Samstag, 26. Juli 2008

Tour durch den Colca Canyon

Am Montag waren wir nach der Rafting Tour noch mit unseren beiden Mitpaddlerinnen Nicole und Angie beim Essen und haben die Bilder ausgetauscht, die wir ueber die Agentur erstanden hatten (die CD). Natuerlich haben wir ein paar davon auch hochgeladen. Wir haben mit den beiden vereinbart, dass wir gemeinsam zum Colca Canyon fahren. Alle bis auf mich waren sich einig, dass die Tour im Canyon auch ohne Agentur schaffbar sein sollte. So hatten wir also nichts gebucht, auch wenn die Diskussion darum nicht ohne war.

Dann haben wir ausgemacht, dass wir ausprobieren, ob wir alle gemeinsam mit Schorsch nach Cabanaconde fahren koennen oder ob es zu viert doch zu eng ist. In der Frueh hat Flo nach einigen Verwirrungen das Auto wiedergefunden. Es stand noch in der Garaje des Hostals, nur leider wusste der Rezeptionist nicht mehr, wo die Garaje genau war und schickte Flo in die Wueste. War es nun im 1. , 2. oder 3. Quadra? Das ist ein Riesenunterschied, vor allem wenn man zu Fuss unterwegs ist. So haben wir etwas verspaetet festgestellt: zu viert im Schorsch mit Gepaeck, das geht ja gar nie und nimmer. Wir riefen Angie und Nicole an, so dass sie doch mit dem lokalen Bus fahren mussten. Eigentlich riefen wir nicht direkt bei den Beiden an, sondern in ihrem Hostal. Nachdem Susi in englisch versucht hat, mit einer Rezeptionistin zu sprechen und nach ca. 2 Minuten verzweifelt aufgelegt hatte (die sprach immer nur davon dass es Zimmer mit Dusche und warmem Wasser gibt ... davon dass Susi nach Angie fragte wollte sie nichts wissen) versuchte Flo es - mit spanisch. ¡Quiero hablar a Angie o Nicole! De Suisa, si. Und tata ... Nicole war am Apparat. So einfach geht das!

Als wir unser Auto vollgeladen hatten, welches wir auf dem Seitenstreifen illegal abgestellt hatten (nur zum beladen), kam auch schon eine ca. 20 jaehrige Politesse auf uns zu. Sie fragte Flo *Tiene papeles?* Flo sagte natuerlich brav und mit tiefer Stimme *Siiiii*. Damit traute sie sich nicht mehr danach zu fragen und machte uns noch darauf aufmerksam, dass wir hier nicht parken dueften. Nach dem obligatorischen Dummstellen durften wir losfahren...Das half wirklich immer.

Die Fahrt ging ueber Acker, Teer und noch mehr Acker nach Chivay am Anfang des Colca Canyons, vier Stunden von Arequipa entfernt. Dort ein kleines Mittagessen und weiter gings. Nochmals 2 Stunden auf noch mehr Acker nach Cabanaconde. Die Strasse hier war kaum noch befahren, waehrend wir nach Chivay noch zig Touribusse ueberholten, die an jedem Lama und an jedem Wasserfall anhielten (der gefrohrene war wirklich toll).

In Cabanaconde angekommen ging es erstmal darum, das reservierte Hostal zu finden. Das Kaff besteht aus mehr Haeusern als wir zuerst gedacht hatten und nachdem wir 6 Eseln, drei Schafen und zwei an der Leine gefuehrten Lamas ausgewichen waren standen wir tatsaechlich schon davor: Hostal Valle de Fuego ... very Basic!

Natuerlich gab es nicht die zwei reservierten Doppelzimmer, sondern nur die Wahl zwischen zwei Vierer-Zimmern fuer 20 Sol / Person / Nacht. Nunja, wir suchten uns das schoenere aus und entdeckten gleich noch eine "Wasserstelle" (Wasserhahn) auf dem Gang. Endlich eine Gelegenheit unser Auto wieder anfassbar zu machen. Gesagt getan - der Wirt gab uns noch einen Schlauch, damit es schneller geht - und der Dreck (zumindest der lockere Staub) war schnell abgespuehlt.
Danach warteten im kerzenbeleuchteten "Restaurant" neben dem offenen Kaminfeuer auf die beiden Maedels. Zu Essen gab es entweder Suppe und a) Reis, Gemuese und Carne oder b) Reis, Gemuese und Fisch oder c) Reis, Gemuese und Huhn. Nachdem am Nachbartisch nur Reis mit Gemuese stand, bestellten wir das gleiche :-)

Waehrend des Essens hoerten wir uns die lokalen Angebote fuer Touren an - der Wirt ist gleichzeitig auch Guide hier. Nachdem sein Preis fuer die gleiche Tour hoeher lag als bei den grossen Agenturen, die von Arequipa aus starteten, lernten wir folgendes: Alle die nicht mit ihm unterwegs waeren, wuerden 1. sehr viel schlechter schlafen, 2. viel weniger zu Essen bekommen, 3. nur in riesigen Gruppen wandern und 4. das Doppelte fuer evtl. benoetigte Esel bezahlen. Nunja wir wussten jetzt, dass wir ihn nicht buchen wuerden, weil uebers Ohr hauen koennen wir uns auch selbst - gell Herr Hoellaender von CXC aus Coroico!

Sobald die Maedels da waren - Nicole ging es auf der Fahrt im Local-Bus wegen Migraene richtig schlecht - entschieden wir, dass wir alleine laufen wollten. Die Wege waren auf einer kleinen Karte ganz gut eingezeichnet und mit ein bisschen Nachfragen auf der Strecke sollte es gehen (falls es da jemand gaebe:))

Die Tour: Von Cabanaconde (am Suedrand des Canyons) nach St. Juan de Chuccho und weiter ueber Malata zur Oase Sangalle (ein kleines flaches Stueck Land, direkt im Canyon mit gruenen Wiesen, Baeumen und Swimmingpools). Dort uebernachten und dann am naechsten Tag zurueck nach Cabanaconde.

Am naechsten Morgen standen wir wieder frueh auf und stellten um kurz nach sieben unser Auto mit allem Gepaeck, das wir fuer die Wanderung nicht mitnehmen wollten, bei der lokalen Polizeistation unter - der sicherste Ort fuer einen Tag und eine Nacht hier. Kosten: nix ... ausser einer kleinen freiwilligen Gabe von 5 Sol.
Dann ging es los: Die ersten Meter waren schnell gegangen und wir kamen an die "Kante" zum Canyon ... ein atemberaubender Blick! Nachdem wir mit dem Guide einer anderen Gruppe gesprochen hatten ("immer links halten"), ging es an den Abstieg. Nach ca. 3 Stunden steil nach unten auf Schotter und mucho Polvo (Staub) - fast nur in der prallen Sonne mussten wir rasten, weil Susi etwas Probleme mit dem Kreislauf hatte. Es ist mega anstrengend dauernd Stufen zu laufen und dann noch ein Weg ohne Schatten ...
Nach einer kurzen Rast stiegen wir eine weitere halbe Stunde ab und waren endlich an der ersten "Puente" (Bruecke) angekommen. Beim Aufstieg auf der gegenueberliegenden Seite waren wir schon alle ziemlich fertig und so kam uns die "Posada Roy" in St. Juan de Chuccho gerade richtig. Ein kleines Paradies mitten im Nichts.


Nachdem wir uns nicht vorstellen konnten, auch nur eine halbe Stunde weiter zu gehen, bestellten wir uns dort Mitagessen (die besten Spaghetti mit Tomatensosse die wir auf unserer Reise bekommen haben) und quartierten uns gleich ein. Die beiden netten Schweizerinnen zog es weiter und so gaben wir ihnen unseren Zweitschluessel vom Auto mit, damit sie auch an ihr Gepaeck kommen konnten, falls wir uns vorher nicht mehr treffen.
Kaum waren die Beiden ausser Sichtweite, fragte uns die super nette Hauswirtin, wo die beiden denn hin wollten ... Richtung Oase ging es unten rum weiter. Der Weg, den die beiden genommen hatten, wuerde ins naechste Dorf, 3 Stunden den Berg hinauf fuehren. Nunja, nachdem wir keinen Empfang am Handy hatten, konnten wir hier leider nicht helfen. Wir haben noch ein wenig die fetten Huehner beobachtet, ein wenig mit der Hausherrin geplaudert und vor allem unsere Klamotten von ca. 3 kg Polvo befreit.
Wie wir schnell merkten, hatte weder unser Zimmer noch irgend ein anderer Raum elektrisches Licht und so konnten wir bei romantischem Kerzenschein unser Abendessen (in der Kueche wird auch nur mit Kerzenlicht gekocht) geniessen. Der Sternenhimmel ist gigantisch, wenn keine Strassenbeleuchtungen oder andere Lichter in der Naehe sind! Fix und fertig haben wir uns um halb 8 ins Bett gelegt und sind sofort eingeschlafen.

Nach einer erholsamen Nacht (nur mit Eselheschrei)- die gar nicht so kalt war wie gedacht - gab es gemuetlich Fruehstueck (Panqueques mit Honig!) und wir lernten auch gleich das Geschaeftsmodell unserer Wirtin kennen. Sie kann mittels einem halben Fernglas genau sehen, wer innerhalb der naechsten Stunde zur Bruecke kommen wird. Nachdem sie fast alle Guides kennt, kann sie sagen, welche Gruppe wo einkehren wird und die Einzelreisenden faengt sie an der Bruecke ab, verkauft ihnen Wasser und Suessigkeiten und laed sie zu sich ins Casa ein. Sehr schlau.

Wir haben die nette Frau gefragt, wie wir auf dem schnellsten Weg zur Oase kommen, denn der Herkoemmliche ueber die Doerfer dauert ca. 5 Std und das war uns zu weit. Wir wussten von einem direkten Weg am Fluss entlang, der aber ohne Guide nicht zu finden war. So haben wir sie gefragt, ob sie uns nicht ihren Sohn mitschicken kann, der Guide ist. Der kannte aber den Weg nicht und so schrieben wir die Abkuerzung schon ab. Ca. 10 Min spaeter kam eine andere Frau aus dem Dorf mit ihrer Tochter vorbei und die kannte den Weg. So hat sich angeboten, dass sie mit uns geht. Gesagt, getan. So sind wir in ca. 2 Std. auf und ab, wieder in Hitze, aber diesmal mit manchmal Schatten auf dem Berg ueber der Oase angekommen (ganz schoen anstrengend). Auf dem Weg dorthin gab es 1000 Abzweigungen und er ging an einigen steilen Ecken vorbei, wo man besser nicht hinunter sah. Einmal durch den Fluss. Allein war der Weg wirklich unfindbar. Die restliche Stunde sind wir allein gegangen, haben die Wasserfaelle gegenueber bestaunt und konnten es kaum erwarten, in der Oase Sangalle anzukommen.

In der Oase gibt es drei Grundstuecke, die alle ein Schwimmbecken mit Wasser aus einer Quelle haben, eine Huette mit Mittagessen und ein paar Bambusbungalows mit superdurchgelegenen Betten. Nachden wir uns abgekuehlt hatten und unsere Klamotten zum Trocknen ausgelegt hatten, gabs wieder mal Spaghetti, diesmal leider nicht so lecker wie am Vortag. Schnell war entschieden, dass wir uns die Betten fuer die Nacht nicht antun wollten. Zudem hatten wir Bedenken, dass es in der Nacht zu kalt werden wuerde.

Da Susi beim Aufstieg sehr zu kaempfen hatte - sie hatte sich beim Rafting eine Rippenprellung geholt- musste eine Loesung her. Es hiess, dass der Aufstieg 4 Std. seien, unsere Fuehrerin hatte was von 2 Std. erzaehlt. Es sah nicht so weit aus, aber so ganz trauten wir dem Frieden nicht. Und: es war wahnsinnig heiss. Und wir konnten uns nicht vorstellen, vor 15 Uhr loszugehen, was bei 4 Std. Aufstieg bedeutet haette, allein im Dunkeln zu laufen (um 17.30 Uhr ist es dunkel). Viel zu riskant, denn dunkel heisst hier absolut finster. So haben wir uns entschieden, 2 Mulis zu mieten. Wir wussten von der Hausherrin vom Vorabend, dass ein Muli (en espanol: mula) 80kg schleppen kann, ein Esel (en espanol: burro) nur 40kg. Zuerst dachten wir an einen Muli fuer das Gepaeck und/oder uns. Doch es geht nur Mensch oder Gepaeck, da die Gepaeckmulis keinen Sattel, sondern ein Gepaeckgestell haben. So haben wir uns fuer 2 Mulis entschieden und wollten unseren Rucksack am Ruecken tragen. Wir haben den jungen Mann von der Oase gefragt, wo wir einen Muli herbekaemen und der sprang gleich los, seinen Onkel zu fragen, der welche hatte. Der war leider nicht da, so musste der Nachbar ran. Wir bekamen einen Sonderpreis und bezahlten fuer die beiden Mulis 80 Sol. Susi hatte grosse Bedenken wegen dem Ritt, denn sie hat ja eine Pferdeallergie. Doch es half nix, so weit Laufen ging mit der Prellung auch nicht mehr. Immerhin waren wir an der frischen Luft, wird schon gehen. So gingen wir in einer Gruppe mit 4 Mulis, auf denen wir sassen und noch 2 Franzoesinnen. Wir hatten null Reiterfahrung, die anderen auch nicht. Aber der Mulitreiber (Nachbar) meinte, einfach draufsetzen und los. Und so war es. Susi voran, dann die beiden Maedels, dann Flo, dann der Mulitreiber. Und wir ritten los. Was bloed war, Flos Muli hatte keinen Sattel, nur ein paar Decken auf den Muli gebunden und das hiess, er konnte sich nicht so einfach festhalten, sondern klammerte sich permanent irgendwie an Decke und Muli, in der Hoffnung, dass das ginge. Nun hiess es ca. 2 Std. bergauf mit den Mulis, die wirklich wahnsinnig schnell waren und unglaublich belastbar sind. Susi war ganz begeistert vom Reiten und trotz Allergie ging es sehr gut. Der Hintern tat zwar schnell weh, aber es ging besser als gedacht. Flo kaempfte. Und zwar so, dass er bei der Haelfte der Strecke schon damit liebaeugelte, lieber zu laufen und nur den Rucksack auf den Muli zu schnallen. Doch es gab keine Pause, der Mulitreiber liess den Tieren und uns keine Verschnaufpause und Flo harrte aus. Der Treiber rannte wirklich den Berg nach oben, Wahnsinn. Der war die Strecke gewohnt. Beim Abstieg am Tag vorher hatten wir noch gelacht und gemeint, dass wir so einen Muliritt nie machen wollten, weil es ja eh so steil runter ging und das Ganze noch auf dem Ruecken eines Tieres, nein danke. Und da waren wir nun: natuerlich gingen alle Mulis immer den Weg, der am naehesten am Abhang war. So ein Muli hat auch einen ganz anderen Wendekreis als wir, das muss man erst mal kapieren. Nach einer halben Stunde hatten wir uns mehr oder weniger damit abgefunden, dass wir dem Gaul vertrauen mussten. Es half ja nix. Er wuerde schon wissen, was er tat und immerhin hat auch er einen Ueberlebenswillen. Oben ging es dann noch ein Stueck bergab, das war echt nicht lustig, weil der Gaul rannte und wir uns an ihn klammerten, in der Hoffnung, nicht runterzufallen. Flo ohne Sattel hatte grosse Muehe, doch der Mulitreiber sagte ihm, wie es klappt, nicht runterzufallen, was mehr oder weniger klappte. So kamen wir tatsaechlich nach etwas mehr als 2 Std. Reiten in der Sonne oben an. Der Weg kam uns auf dem Muli noch weiter vor als von der Oase aus nach oben geblickt. Susi war klar, das waere zu Fuss mit der Rippe nie machbar gewesen, Flo war nur noch froh, vom Gaul zu kommen. Alle Knochen waren eingerostet, die Beine zitterten, doch wir hatten es geschafft und waren um eine Erfahrung reicher.

Wir haben dann schnell das Auto aus der Polizei geholt, alles war bestens. Wie vereinbart hatten die beiden Schweizerinnen ihr Gepaeck rausgeholt und den Schluessel im Auto eingesperrt. Alles bingo. Wir haben ein nettes Zimmer in der "Posada del Conde" bezogen, das mal nicht ganz basic war und wollten nur noch duschen. So eine Dusche nach 2 solchen Tagen ist wirklich ein Traum. Wir hatten wieder mal 5kg Polvo an uns, unglaublich, wie man nur so dreckig sein kann. Diesmal sind wir "erst" um 21 Uhr tot ins Bett gefallen und bis auf ein paar Esel und Hunde haben wir gut geschlafen. Am Morgen gabs noch ein leckeres Fruehstueck (die Semmeln sind hier echt super) und noch ein "Guten Morgen" vom peruanischen Kellner, der sehr zuvorkommend ein paar Worte in allen moeglichen Sprachen an seine Gaeste richtete.

Nun sollte es weiter Richtung Panamericana gehen, doch es vor uns lagen 5 Std. Acker....



Montag, 21. Juli 2008

Rafting auf dem Rio Chili

Gestern abend haben wir wieder einmal hoffnungslos versucht, ein Abendessen in einem Restaurant zu bekommen. Es ist hier wie ueberall: am Sonntag sind alle Gehsteige hochgekappt und man bekommt einfach nix. Nach langem Gesuche sind wir in einem Laden geladet, der aussah wie ein deutsches Wohnzimmer vor 30 Jahren. Der Kellner in seinem Konfirmationsanzug und seiner Hornbrille passte bestens dazu. Das Essen war miserabel, aber wir waren satt am Ende. Immerhin.


Heute hiess es um 7.30 Uhr aufstehen und um Punkt 9 Uhr wurden wir zum Rafting von der peruanisch-schweizerischen Agentur abgeholt (Agentur befindet sich in der Calle Jerusalem ca. Nr. 400). Wir fuhren ca. 20 Minuten zum Einstiegspunkt und bis dahin war klar, dass wir mit zwei netten jungen Schweizerinnen, Angie und Nicole das Boot teilen wollten. Nach einer sehr ausfuehrlichen Einweisung hatten wir alle Komandos mehr oder weniger begriffen und wurden eingekleidet. Das hiess: Aussziehen bis auf die Badehose, dann Hose und Jacke an, die halbwegs wasserdicht waren. Schwimmweste an und Helm auf. Das Equipment war fast neu und sehr gut in Schuss, sogar die Helme haben gepasst. Das hatten wir bisher noch nie. Wir waren 3 Boote und ein Kajak, das sicherheitshalber nebenher fuhr und auch Bilder machte. Wir waren 4-5 Leute im Boot samt Guide, das war optimal. Vor uns fuhr noch eine andere Gruppe, die mit 8-10 Leuten im Boot war. Das war sehr eng, da geht schnell einer ueber Bord.


Nach einigen Uebungen im Wasser ging es los. Unser Guide Hugo war sehr professionell und hatte alles super im Griff. Er macht die Tour jeden Tag mindestens einmal und das merkte man. Die Strecke war alles andere als einfach, denn sie hatte Stromschnellen der Stufen 3 und 4, das maximale sind 5. Zum Glueck fuhren wir nicht zum ersten Mal. Flo und ich wurden nach vorne gesetzt, die beiden Schweizerinnen in die Mitte. Der Fluss ist unheimlich kalt, kein Wunder. Rio Chili heisst ja auf Quechua "kalter Fluss". Die Fuesse im Wasser reichten schon, um zu frieren. Doch das Equipment war echt super, so dass uns dank der Sonne nicht kalt wurde. Es gab immer wieder Ausruhstellen nach den Stromschnellen, so dass man bei Kraeften blieb, denn das Rudern war echt anstrengend. Immer wenn Hugo Kommandos rief, hiess es kraeftig paddeln. Und wir waren alle eifrig bei der Sache. "Vorwaerts", Rueckwaerts", "links rueckswaerts", "rechts rueckwaerts", "alle nach links", "alle nach rechts", "Position einnehmen", "alle nach innen", "Hiside links" und so weiter. Da kam man schon mal durcheinander. Doch wir schlugen uns bestens und hatten einen Heiden Spass zusammen. Den Eindruck hatte man von den anderen Booten nicht, denn dort hatten einige Angst und paddelten kaum, was das Ganze verkomplizierte. Eine Stromschnelle war so steil, dass wir echt dachten, jetzt gehen wir baden, doch bis auf kraeftige Duschen ging alles gut. Ein Nachbarboot ist einmal fast gesunken, weil sie so tief ins Wasser kamen, doch auch sie hatte Glueck und niemand ist gekentert. Ein weiteres Mal hingen wir auf einem riesigen Stein fest und nix ging mehr. Wir ruderten und ruckelten Hin und Her, es hiess "alle nach vorn". Nix. Dann "alle nach links". Das Boot kippte verdaechtig auf die linke Seite. Wir dachten, das wars. Doch nix tat sich. Dann "alle nach rechts". Nix. Und dann "alle nach innen". Ploetzlich loeste sich das Boot und wir schossen nach unten. Wir mussten uns vor Lachen die Baeuche halten, doch alles war gut gegangen. Im Fluss gab es viele grosse Steine und oft dachte man "Wie sollen wir da nur durch", doch Hugo schaffte es immer. An zwei Stellen ging mit Fahren nix mehr. Alle anderen stiegen aus und watschelten durch das reissende Wasser, was wirklich gefaehrlich ist. Das wollte Hugo nicht. Er stieg aus und zog und schob uns durch die steilen Engstellen, so dass wir nur noch die letzten leichten Meter an Land laufen mussten. Genial. Wir wissen, wir haben die richtige Agentur gewaehlt. Beim zweiten Mal kam eine Stromschnelle mit Level 5, die liefen wir an Land, Hugo manoevrierte das Boot langsam und sicher alleine nach unten. Wir waren begeistert. Auf der Haelfte der Strecke machten wir Rast im Kehrwasser und es gab Mineralwasser und Schokoriegel. Ein super Service mit dem keiner gerechnet hatte. Man konnte sogar schwimmen und ich habe auch getestet, wie kalt das Wasser ist. Doch ich war die Einzige und es war eisig kalt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in solch kaltem Wasser gewesen zu sein und die oesterreichischen Gebirgsbaeche sind schon frisch. Am Ende hatte sich mein ganzer Anzug voll Wasser geladen, das schwallartig rausschoss, als ich wieder im Boot sass. Sehr witzig.


Die zweite Haelfte der Strecke war nicht weniger spektakulaer, wir genossen jede Minute... Die Aussicht auf den hoechsten Vulkan hier mit ueber 6000m Chachani war atemberaubend. Hugo hatte viel Spass mit uns und wir mit ihm. Er strahlte solch eine Routine und Professionalitaet aus, dass wir uns 100% sicher fuehlten. Wir hatten selten solch einen guten Guide wie ihn und das zu hoeren fand er natuerlich klasse. Wir waren sogar immer uebereifrig mit Paddeln, so dass er uns mit "leicht paddeln" und "stark paddeln" instruieren musste. Tat er das nicht, ruderten wir bei jedem Kommando wir die Verrueckten los, so dass er nach 2 Mal Paddeln schon "Stoooop" schrie, weil wir schon in der Richtung waren. Am Ende stiegen alle gluecklich und heil aus dem Wasser und wir machten noch ein tolles Gruppenfoto. Die CD mit den Fotos holen wir uns natuerlich. Alles in allem war der Trip sehr gelungen (auch wenn am Ende vom vielen Paddeln alles zwickte) und einer der besten, die wir je hatten.

Und: die Agentur ist absolut genial, was wir bisher nur von wenigen sagen konnten.


Sonntag, 20. Juli 2008

Weiter nach Westen...Arequipa

Am Freitag, den 18.7. brachen wir mal ausnahmsweise schon vor 8 Uhr auf. Eine absolute Besonderheit, doch da wir in einem Tag von Cusco nach Arequipa fahren wollten, wollten wir auf Nummer sicher gehen. Der Bus brauchte fuer diese Strecke 10 Std. und wir wollten in jedem Fall im Hellen ankommen. Nachdem wir noch etwas altes Brot beim "Fruehstueck" eingepackt hatten (man weiss ja nie), ging es um 7.45 Uhr los. Um die Zeit hatte der Baecker im Supermarkt mit den leckeren Ciabattas leider noch zu, aber egal. Wir hatten ja die alten Kanten. Wir kamen gut voran und immerhin hatten wir es geschafft, unsere Pinkelpausenfrequenz auf gut alle 2 Std. zu steigern. Ein echter Fortschritt, wenn man bedenkt, dass wir vorher alle Stunde gehalten haben (hier muss man einfach oefter, keine Ahnung warum). Wenn wir eines auf unserer Reise gelernt haben: wild pinkeln an jeder Ecke koennen wir nun. Und ohne Klopapier gehen wir nirgendwo mehr hin.

Nachdem wir wirklich sehr gut vorankamen, kauften wir unterwegs noch ein vermeintlich frisches Brot, von dem sich im Nachhinein rausstellte, dass es angeschimmelt war. Super. Der Kaese, den wir gekauft hatten, schmeckte "very local" und war echt indiskutabel. Den Geruch kann man sich nur vorstellen, wenn man ihn schon mal gerochen hat. Flo ist auf ihn noch allergischer als ich. So haben wir den Queso den Strassenhunden gespendet, die fanden ihn toll. Wir kamen nach ca. 5 Std. in Juliaca an und hier war nicht mal die Stadt Arequipa ausgeschildert. Es gibt eine grosse Kreuzung in der Stadt und nicht mal da standen Schilder, so dass wir 2x fragen mussten.

Was unterwegs auffaellt und auch allgemein fuer Peru gilt, ist, dass es wenig Zopffrauen mit einheimischer Tracht gibt. Davon gab es ja in Bolivien Massen, auch in den Staedten. Peru erscheint allgemein kultivierter, sauberer, geordneter. Ueberall am Strassenrand stehen Schilder, dass man seinen Muell aufheben soll, Zaehne putzen soll, vorsichtig fahren soll, usw. Und die Schilder/Erziehung scheint zu wirken. Hier gibt es kaum Orte, an dem der Muell rumliegt wie in Bolivien, sehr angenehm.

Der Weg ab Juliaca war ein besserer Acker, aber geteert und wir kamen schnell weiter. Es ging wieder ueber die Berge, die Landschaft war traumhaft. Sie erinnerte an den Weg, den wir von Argentinien (Salta) Richtung Chile nahmen. Ein riesiger See tat sich auf, die Berge karg und doch wunderschoen. Unterwegs sahen wir bei einem kurzen Stop 3 Maenner auf der Strasse auf uns zukommen. Wir sahen zu, dass wir ins Auto kamen und wollten schon los, als sie uns ansprachen. Angeblich hatten sie eine Panne und kein Wasser/Essen und wir sollten sie abschleppen. Mir kam das Ganze komisch vor, ich wollte weiter. Flo wollte zuerst noch helfen und wir boten ihnen Wasser an. Doch sie wollten nicht. Wir sollten mitkommen. Mir war das Ganze zu heiss und wir entschieden, weiterzufahren und nichts zu machen. Wer weiss, was das war. Im Nachhinein waren wir froh, uns so entschieden zu haben, denn das Ganze war einfach seltsam. Nur kein Risiko eingehen. Die Strasse war genug befahren so dass sie ohne Weiteres alle 5 Minuten ein Auto anhalten koennten.

Gegen 16.30 Uhr kam Arequipa in Sicht und war auf den ersten Blick haesslich. Alles staubig und grau. Die drei Vulkane in Sicht und viele Haeuser. Kein guter Eindruck, doch warten wir es mal ab. Als wir in die Stadt fuhren, aenderte sich alles. Dort gab es Massen an Laeden und alles, was man sich so vorstellen kann und die Stadt war ploetzlich gruen.



Hier ein paar Details zur Stadt:

Arequipa ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region Arequipa im Süden Perus und stellt das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des südlichen Perus dar. Arequipa liegt auf über 2.300 m Höhe und hat rund 783.000 Einwohner. Beherrscht wird die Stadt durch die Vulkane in der nahen Umgebung, dem 5.822 m hohen kegelförmigen Misti, denm6.057 m hohen Chachani und dem kleineren und entfernteren Pichu Pichu. Nicht weit von Arequipa liegen auch die Schluchten des Cotahuasi- und des Colca Cañonn, die mit bis zu 3000 m Höhenunterschied mit zu den tiefsten der Welt zählen. Die Küste des Pazifik liegt nur 75 km Luftlinie entfernt und beschert der Stadt das ganze Jahr über ein mildes und sonniges Klima.
Die Herkunft des Beinamens „die weiße Stadt“, mit dem sich Arequipa schmückt, bezieht sich wahrscheinlich nicht auf das weiße Sillar-Gestein vulkanischen Ursprungs, mit dem viele der alten historischen Gebäude im Zentrum Arequipas erbaut wurden, sondern eher auf die hellere Hautfarbe der einstmals im Stadtzentrum lebenden spanischstämmigen Bewohner, die es den Einheimischen verboten, in der Innenstadt zu leben.
Das Gebiet wird häufig von heftigen Erdbeben heimgesucht und im Durchschnitt gibt es täglich zwölf Erdbewegungen. 1608, 1687, 1784, 1868, 1958 und 1960 wurden große Teile der Stadt durch Beben zerstört. Das letzte Erdbeben im Jahre 2001 ließ einen der beiden Türme der Kathedrale am Hauptplatz einstürzen. Dieser wurde bis zum Jahr 2004 restauriert.
Die UNESCO erklärte 2000 das Stadtzentrum von Arequipa zum Weltkulturerbe.



Wir kamen schnell in die Innenstadt und trauten unseren Augen kaum. Ein Traum. Sehr viele alte und wunderschoene Gebaeude, alles sehr sauber und hergerichtet. Die Strassen werden gepraegt von gelben Minitaxis, wie es sie auch in Cusco gibt, die bunte beleuchtete Schilder auf dem Dach haben und fahren wie die Henker. Nach kurzer Suche hatten wir ein tolles Hostal (Maison Plaza) am Hauptplatz gefunden, das sogar eine Garaje hat. Der erste Eindruck der Stadt hatte uns wirklich getaeuscht. Wir gingen in ein nettes Restaurant im Ekeko Einkaufszentrum und bekamen eines der besten Fleischgerichte unserer Reise. Das Gegrillte war wirklich hervorragend. Was hier lecker ist, sind Tequenos. Das sind fritierte Teigtaschen mit Kaese. Und der Oberhammer: Queso Helado Arequipeno. Ein Eis aus frischer Milch, Zucker und Zimt, ein absoluter Traum. Ich konnte nicht genug davon bekommen, auch wenn es eine Bombe ist.

Am naechsten Morgen entschieden wir uns fuer Ausschlafen. Leider war unsere Rezeption der Meinung, dass wir das Fruehstueck in jedem Fall bis 9 Uhr einnehmen muessen und teilte uns dies per Telefon mit, somit war die Nacht vorbei. Nach einem Fruehstueck mit Blick ueber den Hauptplatz entschieden wir uns, zum Playa de Autos zu fahren, um zu sehen, wie hier in Peru der Autokauf funktioniert. Dort angekommen sahen wir kaum Jeeps. Kein Wunder, dass alle Leute scharf auf unseren waren, denn es gibt keine solchen Autos. Wir fragten mehrere Verkaeufer, wie der Verkauf hier funkioniert. Alle rieten uns, das Auto in Bolivien zu verkaufen, denn Peru ist viel buerokratischer und man muss das Auto importieren, was aber mit einem bolivianischen Kennzeichen wohl schwierig ist. Nun denn, wir werden sehen, wie wir Schorsch an den Mann bringen...



Danach entschieden wir uns wieder mal fuer die obligatorische Stadtrundfahrt mit dem Bus. Diese sollte 4 Std. dauern und wir fragten uns schon, warum, aber es stellte sich tatsaechlich als sinnvoll heraus. Zuerst ging es durch die Innenstadt, dann zu diversen Aussichtspunkten und wir besuchten fast alle Distrikte der Stadt, die alle ihre Eigenheiten haben. Jeder Distrikt hat einen eigenen Hauptplatz und man konnte ueberall in/ausserhalb der Stadt die Inka-Terassen sehen, auf denen die Bauern heute noch Gemuese und Getreide anbauen. Wir bekamen Erklaerungen ueber einheimische Fruechte und erfuhren, dass es eine besondere Sorte von Papaya in Arequipa gibt, die ganz winzig (wie eine kleine Birne) und sehr suess ist. Zudem gibt es hier viele Maracujas und Tumbos (Mischung zwischen Orange und Maracuja), die alle unglaublich lecker sind. Wir probierten Makalikoer, ein Likoer aus einer Kresse-Wurzel (das Viagra der Natur), der etwas gewoehnungsbeduerftig war, aber nicht schlecht. Wir lernten die Musik der Gegend kennen und wussten am Ende endlich den Unterschied zwischen Lamas und Alpakas. Auf einer Farm sahen wir naemlich Lamas, Alpakas, Vicunas und Guanacas, die vier "Kamele der Anden". Lamas sind am groessten und sehr stark/widerstandsfaehig. Die Wolle ist halblang, dick und grob, ebenso das Fleisch zaeh und sie dienen als Transporttier. Alpakas haben auch Wolle im Gesicht, eine eingedellte Nase, fast ein teddyaehnliches Gesicht und lange Zottelhaare, aber feiner als Lama. Das Fleisch ist weich und lecker. Alpakas und Lamas sind domestiziert. Vicunas sind ungezaehmte Wildtiere und leben auf Hoehen von 4.000 bis 4.500m. Sie sind viel kleiner und feiner als Lamas und haben ein ganz weiches und feines Fell . Sie sind sehr schlank und grazil. Ein lebendiges Vicuna hat einen Wert von 1000 Dollar. Guanacas leben nur in Peru und Patagonien und haben ein pferdeaehnliches Gesicht, sind groesser als Vicunas und haben ein groeberes Fell. Sie sind eher selten zu sehen. Auf dem Weg in die Stadt haben wir eine Cuyeria gesehen, die sich auf Meerschweinchenfleisch spezialisiert hat, das mutet eher komisch an. Aber die Reisebegleiterin hat berichtet, dass hier Cuys nur zum Essen und nicht wie bei uns als Haustier gehalten werden. Was wir auch gelernt haben, dass es hier ganz viele verschiedene Maissorten gibt, sogar lilane und schwarze. Der Colcamais geroestet mit Salz ist ein sehr leckerer Snack, von dem ich echt nicht genug kriegen kann.



Nach der Tour haben wir gleich nochmal das Restaurant vom Vorabend aufgesucht und mussten zu unserer Verwunderung feststellen, dass sich die Preise von einem auf den anderen Tag um 10% erhoeht hatten. So ein Pech. Naja... aber das Eis war immer noch genial.



Heute Morgen wurden wir von lauter Musik gegen 8 Uhr geweckt. Maersche rauf und runter und der Gang zum Fruehstueck bewies es. Wir sassen auf der Terasse mit Blick ueber den Hauptplatz und dort sahen wir diverse Tribuenen und viele Gruppen, die militaerisch marschierten. Das ging von Vertretern der Polizei, Militaer, Schulklassen, Studenten von diversen Unis, Krankenschwestern, Sekretaerinnen, usw. Alle hatten unterschiedliche Kleider an und marschierten sehr diszipliniert. Nach einem einstuendigen Marsch aller Gruppen um den Plaza de Armas war das Spektakel beendet. Sehr interessant. Aber irgendwie ziemlich aehnlich wie in Bolivien.

Nach einem Mittagessen in einem vegetarischen Restaurant in der Jerusalem Strasse (Inka Cola ist zwar giftgelb, aber schmeckt lecker giftig) mit miserablem Service (zwei Stunden fuer ein kleines Mittagessen) verglichen wir alle Agenturen, die eine Tour in den Colca Canyon anbieten. Alle bieten 2 und 3 Tagestouren an, die alle durch den Canyon wandern, wobei die Strecke bei 2 und 3 Tagen gleich ist, nur einmal wird sie langsamer gegangen und einmal schneller und die Tagesetappen unterscheiden sich. Wir haben uns nun dafuer entschieden, morgen erst mal zum Rafting auf dem Rio Chili (Quechua: kalter Fluss) zu gehen und am Dienstag mit unserem Auto nach Chivay am Eingang des Canyons zu fahren. Dort werden wir sehen und dann weiter fahren nach Cabanaconde (am Ende des Canyons), um von dort aus mit der gleichen schweizer Agentur, die wir auch morgen beim Raften haben, die 3-Tages-Trecking Tour zu machen. Die Tour startet normal von Arequipa um 6 Uhr und wir stossen dann dort vor Ort zu der Gruppe. So sind wir flexibel und koennen im Anschluss gleich Richtung Westen weiter zur Panamericana fahren, um unser naechstes Ziel, Nazca zu erreichen.



P.S. Was uns zu Bolivien noch einfiel: Ampeln in La Paz werden mit der Hand geschalten.

P.S.S. Cusco Nachtrag: Schwarzwaelder Torte gibt es auch hier. Sie heisst hier Selva Negra und ist mit Erdbeeren statt Kirschen. Kommt mir entgegen, da ich Erdbeeren essen kann, aber keine Kirschen. Als wir den Namen das erste Mal lasen, haben wir uns echt totgelacht, denn Selva ist hier die Bezeichung fuer den Regenwald.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Machu Picchu und zurueck

Wir standen also am Bahnsteig und dann lief sie ein, die Perurail. Ein riesiges schweres blaues Eisenmonster, das geraucht hat, dass man fast eine Gasmaske gebraucht hat. Schnell hatten wir mit Hilfe von Rudolfo, einem netten Peruaner der in Australien Touristic studiert, das richtige Abteil nach Aguas Calientes gefunden. Natuerlich gabs fuer das gleiche Abteil unterschiedliche Preise fuer Einheimische und Extranjeros, das ist wirklich Abzocke hier. Aber schliesslich wollten wir zu einem der neuen 7 Weltwunder, da war halt Blechen angesagt. Nach 30 Min setzte sich der Zug in Bewegung und dampfte los. Nach 3 Min der erste Halt. Der Zug fuhr ploetzlich rueckwaerts weiter. Nach weiteren 5 Min noch ein Stop. Wieder vorwaerts weiter. So ging es vier mal hin und her. Da wir den Berg hoch mussten, schraubte sich der Zug so im Zickzack-Verfahren den Berg nach oben. Nach weiteren 5 Stops kamen wir 45 Min spaeter am Zielort an. Ein Oertchen mitten im Nichts. Genial. Schnell hatten wir ein nettes Zimmer im Hostal "Machu Picchu" gefunden und wir beschlossen, erst mal zu fruehstuecken. Schliesslich war es erst 10 Uhr. Anschliessend ging es weiter zu den "Aguas Calientes", den schwefelhaltigen Thermalquellen, in denen man baden kann. Ein Traum. Das Wasser war je nach Becken warm bis heiss und super angenehm und wir waren gar nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen. Dann noch Relaxen, bummeln, Ticket fuer den Bus und Machu Picchu kaufen und was Essen; wir waren zufrieden.


Nach einigem Hin und Herdiskutieren am Abend hatten wir beschlossen, doch nicht den ersten Bus um 5.30 Uhr nach Machu Picchu (MP) zu nehmen, sondern ersten einen spaeteren um 7.30 Uhr. Da Flo auch da noch nicht wach zu kriegen war, wurde es mit Ach und Krach der um 8.30 Uhr, aber das war auch ok. Immerhin bekamen wir das bisher beste Fruehstueck im einem Hostal unserer Reise. Ein absolutes Highlight. Wir kamen zum Bus, ergatterten die letzten Plaetze und schon gings los. Wir schraubten uns mit dem Vehikel 20 Min den Berg hinauf und auch hier durfte man wieder nicht nach unten schauen, so steil ging es da runter.


Fuer alle, die sich unter MP nix vorstellen koennen, hier eine kleine Bescheibung:


Machu Picchu (Quechua: Machu Pikchu für „alter Gipfel“) ist eine gut erhaltene Ruinenstadt der Inka, die in 2.360 m Höhe auf einer Bergspitze der Anden, über dem Urubambatal, in 75 km Entfernung nordwestlich von Cusco liegt. Erbaut wurde die Stadt einer Theorie zu Folge um 1450 von Pachacutec Yupanqui, einem Herrscher der Inka, der von 1438 bis 1471 regierte. Er schuf die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareiches und führte den Kult um den Sonnengott Inti ein. Eingebettet zwischen dicht bewachsenen Bergen war die Stadt für die spanischen Eroberer im Jahre 1532 unsichtbar und ist dadurch der Zerstörung entgangen. Die Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die mit einem System von Treppen verbunden waren. Etwa 3.000 Stufen sind heute noch erhalten, ebenso wie die Außenmauern der zum Teil mehrgeschossigen Wohnbauten. Sinn und Zweck dieser Stadt sind bis heute umstritten. Es existieren über sie keine Überlieferungen bzw. wissenschaftliche Aufzeichnungen, weshalb nur Vermutungen angestellt werden können. So wurde die Stadt, deren ursprünglicher Name unbekannt ist, nach einem der nahe gelegenen Berggipfel benannt, zwischen denen die Ruinenstadt liegt: Teile der Stadt, die für die Landwirtschaft genutzten Terrassen, liegen am Fuße des „alten Gipfels“, hinter dem anderen Ende der Stadt ragt der „junge Gipfel“ (Huayna Picchu) zuckerhutförmig in den Himmel.

Die UNESCO nahm Machu Picchu 1983 in die Liste des Weltkulturerbes auf.
2007 wurde Machu Picchu im Rahmen einer Privatinitiative nach Angaben der Veranstalter von weltweit 70 Millionen Menschen zu einem der „neuen sieben Weltwunder“ gewählt.


Oben angekommen stroemten wir mit Massen an Touristen aller Nationen zum Eingang. Dort fanden wir eine nette Dame, die uns fuer erschwingliches Geld eine Fuehrung anbot, die wir zusammen mit 3 Amerikanern machten. Sehr hilfreich, denn allein kann man sich so viele Infos kaum holen. Die Stadt ist wirklich sehr beeindruckend, zumal sehr viel davon noch erhalten ist (75% orginalerhalten). Die Lage auf dem Berg ist traumhaft und wirklich sehr schwer zu erreichen, aus dem Grund wurde sie ja auch von den Spaniern nicht zerstoert. Allerdings haben die Inkas sie verlassen, aus Angst, dass die Spanier sie doch finden vertreiben wuerden.


Nach der Fuehrung und einer kurzen Staerkung am Kiosk mit Quiche und Cola mussten wir feststellen, dass es Wasser nur in 250ml Glasflaschen gab und zu einem Wahnsinnspreis. Und der Oberhammer war: Die Glasflaschen kamen nach dem Leeren in den normalen Muell. Nun war uns klar, warum hier so viel Muell produziert und abtransportiert werden muss, wie wir es im Zug gesehen hatten. So ein Bloedsinn.


Wir haben dann eine Wanderung zur Scharte zum naechsten Berg gemacht, denn dort befindet sich das Sonnentor "Intipunku". Der Weg nach oben war beschwerlich, denn es war unglaublich heiss. Doch oben angekommen hatte sich natuerlich die Qual wieder rentiert, wie immer. Der Blick auf MP war atemberaubend. Wir konnten gar nicht genug davon bekommen. Die Socken auszuziehen und die Fuesse in den Wind zu haengen, war ein Genuss nach der Plackerei. Ein paar Stuecke Kuchen, die ich im Ort unten von einer Einheimischen erstanden hatte, versuessten den Aufenthalt noch mehr. Nach ca. einer Stunde Geniessen wanderten wir wieder nach unten und sahen uns nochmals die Einzelheiten der Ruinen an, die uns am Morgen entgangen waren. Was in den Ruinen auffaelt, es gibt Massen an Japanern. So viel hatten wir auf unserer ganzen Reise nicht gesehen. Die kommen echt nur zu den absoluten Highlights. Und der Gag war: die meisten hatten Handschuhe, Mundschutz und Muetzen an, als haette es 5 Grad. Dabei war es so heiss, dass man selbst in Tshirt und kurzen Hosen schwitzte. Die sind so sauberkeitsorientiert, das ist unglaublich. Nur keine Keime abbekommen. Ich hatte das gehoert, aber das so zu sehen ist sehr befremdlich.

Gegen 16.30 Uhr traten wir voellig erschoepft, aber gluecklich den Rueckweg an.


Am Abend stellten wir fest, dass das Internet zu langsam war, um Google ueberhaupt zu laden, doch so wurden wir Zeuge eines Festivals mit einem grossen Umzuges in dem Dorf. Dort wurde das Fest der Jungfrau Carmen gefeiert. Es gab diverse Gruppen mit tollen prachtvollen Kostuemen, voll mit Pailetten und Glitzer. Musik durfte natuerlich nicht fehlen. Anschliessend gingen wir in eine nette Pizzeria, da es dort ein warmes, offenes Feuer gab. Nach einer mehr oder weniger leckeren Pizza wollte Flo noch ein Eis, denn auch das Paaerchen am Nebentisch hatte eines in Glas. Auf Nachfrage beim Kellner hiess es, Eis gaebe es hier keines, die haetten es wohl mitgebracht. Haha. Wo kam dann das hinter uns wohl wirklich her? Nochmals Nachfrage, dann hiess es, es gaebe Vanille, Schoko und Erdbeer. Also von jedem eine "Bola" bestellen und warten. Dann verschwand eine Angestellte mit einem Glas aus der Tuer und lief nach draussen.Wo das Eis wohl geholt wurde? 5 Min spaeter kam es und es war Vanille und sichtlich 2x Stracciatella. Auf die Nachfrage, wo denn Erdbeer und Schoko seien, sagte der Mozo promt: das eine Stracciatella sei Schoko, das andere Erdbeer. Haha. Natuerlich waren es Stracciatellakugeln und nix anderes. Auf den Gag und weiteren miserablen Service gab es kein Trinkgeld fuer den Ober, sorry.


Nach einer weiteren kurzen Nacht fuhren wir mit dem 7 Uhr Zug zurueck nach Hidroelektrica und von dort aus mit dem Taxi und komplett vollem Kofferraum (irgendwo muessen 7 Leute ja sitzen samt Gepaeck) nach St. Theresa. Dort ging es mit Schorsch auf den Rueckweg nach Cusco. Wir kamen nachmittags an und checkten in einem Hostal ein, das wir vorher schon besichtigt hatten. Leider hatten wir es besser in Erinnerung, als es wirklich war, aber egal. Dort verbrachten wir 2 Naechte, machten noch eine sehr nette Stadtrundfahrt mit einem alten hoelzernen Bahnwaggon, der als Bus durch die Stadt fuhr. Hier gibt es Unis nur getrennt nach Maennlein und Weiblein, alles sehr gesittet. Natuerlich mussten noch ein paar T-Shirts sein und hier kamen wir um Cuy-Arts nicht herum. Das ist ein sehr sarkastischer Meerschweinchen Comic aus Peru. Ultra witzig. Natuerlich schlugen wir uns wieder mal den Bauch mit Kuchen und Toertchen voll, denn das Cafe vom letzten Mal ist einfach zu genial, um darauf zu verzichten.

Waehrend wir unser Auto auf der Strasse stehen hatten und das war echt selten (nur Laden und einkaufen), weil es immer irgendwelchen Garajen steht, bekamen wir wieder diverse Angebote dafuer. Mal sehen, ob der Verkauf so einfach wird, aber die Menschen scheinen sich um Schorsch zu reissen.


P.S. Die Bilder haben wir diesmal auch schon geladen.

Montag, 14. Juli 2008

Unser Weg nach Machu Picchu

Am Sonntag sind wir zu Flos Leidwesen wieder mal in aller Fruehe aufgestanden. Orginalzitat Flo: "So oft wie ich hier frueh aufstehen muss, bin ich alle Tage zusammen in meinem ganzen Leben noch nicht aufgestanden..... "**Knirsch** ... Aber alles Murren half nix, der Weg bis zum Zielort war einfah zu weit, um auszuschlafen. Um Punkt Acht Uhr befanden wir uns auf dem Weg Richtung Machu Picchu in unserem Schorsch. Die Anfahrt dorthin ist gar nicht so einfach zu bewerkstelligen, vor allem mit Auto. Die meisten Leute fahren mit dem Zug von Cucso direkt nach Aguas Calientes, dem Dorf, das ca. 3 Km von Machu Picchu entfernt ist. Das Dort hat keine Strassenverbinung und ist nur mit dem Zug erreichbar. Wir wollten aber kein Heidengeld fuer eine organisierte Tour dorthin ausgeben, denn wir haben ja schliesslich dafuer Schorsch gekauft. Also hatte uns die Dame im Touri-Office gesagt, dass wir mit dem Auto bis zu einem kleinen Ort namens "Santa Theresa" fahren koennen, von dort aus mit dem Taxi nach "Hydroelectrica" (Wasserkraftwerk) und von dort aus mit dem Zug nach Aguas Calientes: Und dann zu Fuss in 2,5 Std oder per Bus in 20 Min auf den Berg, auf dem Machu Picchu liegt. Ganz einfach. Keine Karte hat uns genau aufgezeigt, wo wir hin muessen, aber so ein Gekritzel der Dame am Schalter hatten wir ja, das musste reichen. Schaun wir mal. So sind wir zuerst nach Chinchero gefahren, dort warteten die ersten Inkaruinen auf uns. Dort haben wir erst mal eine Karte fuer unsere Handy mit einer peruanischen Nummer gekauft, damit wir beim Autoverkauf eine Nummer zum Angeben haben. Waehrend ich im Laden war, haben schon wieder 2 Frauen mit Tracht Interesse am Auto bekundet. Sie haben uns dann eingeladen, ihren Laden zu besuchen, in dem sie uns ihre Handwerkskunst zeigen wollten. So kamen wir in einen tollen Innenhof, in dem ca. 8 Frauen in ueblicher Tracht uns vorfuehrten, wie die Wolle aus Schaf/Lama/Alpakafell verarbeitet wird. Anschliessend wird sie mit Kraeutern oder sonstigen natuerlichen Substanzen, die in kochendes Wasser kommen, eingefaerbt. Zum Farbwechsel/Fixieren wird Salz verwendet. Anschliessend haben sie uns gezeigt, wie ein traditioneller Teppich gewebt wird. Sehr aufwaendig. 45 Tage fuer ein kleines Teilchen. Dann gabs zum Essen ein gegrilltes Cuy (Meerschweinchen) mit Kartoffeln. Flo wollte nicht probieren, ich dachte aber: "Jetzt oder nie". Hier ist die Chance eines zu probieren ohne ein Ganzes essen zu muessen. Und: es schmeckte ganz gut. Sehr zartes Fleisch, der Geschmack sehr fein. Nach ein paar Bissen gab ich auf, so ganz wohl war mir beim dem Essen nicht. Ist schon komisch, wenn das ganze Tierchen so vor einem liegt, samt Kopf. Naja. Test bestanden. Dann haben wir noch ein paar Kleinigkeiten bei den netten Frauen erstanden und sind weitergezogen. Natuerlich nicht, ohne vorher Telefonnummern auszutauschen, immerhin wollen sie ja unbedingt unser Auto kaufen ... Schaun wir mal ...Dann gings weiter zu den Inkaruinen von Chinchero und anschliessend noch ueber den Markt, auf dem es alle moeglichen Leckereinen und Textilien gab. Nachdem es dann schon 11.30 Uhr war, hatten wir echt viel Zeit dort verbracht und waren ein wenig im Verzug mit unserem weiteren Weg. Wir mussten uns ranhalten und es war fraglich, ob wir unsere Route bis Aguas Calientes schaffen koennen. Wir wollten in Hydroelektrika den letzten Zug um 16.30 schaffen und bis dahin wartete jede Menge Acker auf uns. Angeblich. So duesten wir los. Bis Ollantanytambo tolle Strasse, tolle Landschaft, alles bestens. Dann kurzzeitig Acker und wieder Teer. Und Niemandsland. Es ging mitten ueber einen hohen Bergpass bis auf 4.500m. Und das zog sich. Auf dem Weg ploetzlich ein gefaellter Baum auf der Strasse, nach 5 Min mit 5 Mann anpacken und alles war geschehen. Kaum noch Haeuser, noch weniger Autos und eine unwirkliche Gegend. Es wurde sehr kalt und vor allem so neblig, dass man kaum die Hand vor Augen sah. Wir waren in den Wolken. Die Zeit verging und die Strasse war immer noch ein Traum, wir waren happy. Es schien doch noch eine Chance zu geben, den Zug zu erwischen. Doch dann: in Alfamayo, ein Kaff in der Pampa und da war er: der Acker. Ein steiniger Feldweg und das ca. 80km. Fuer die ersten 50km brauchen wir 2 Std, das ging. Und das Fahren machte wirklich Spass ... da konnte ich endlich mal heizen und Schorsch schlug sich wacker. In Santa Maria, einem kleinen Ort angekommen, in dem die Strasse nach Santa Theresa gehen sollte, mussten wir wieder mal nach dem Weg fragen, wie an jeder Abzweigung in Peru (keine Schilder weit und breit). Ein freundlicher Polizist nannte uns die Richtung und sagte uns, dass es bis St. Theresa 20km waeren und dass man ca. 1,45 Std dafuer braeuchte. Wir, wie immer superschlau dachten: so ein Schmarrn. Entweder ist die Zeit oder die Entfernung falsch, der hat doch keine Ahnung. Und schon gings weiter. Nach 5km breitem Acker kam sie: die schlimmste Strasse, die ich je gefahren bin. Wenn jemand behauptet, die Strasse nach Coroico in Bolivien sei die Todesstrecke, der kennt diese hier nicht. Ein Acker, so breit wie ein Auto, der sich in den Felsen graebt und neben uns nur Abhang. Unten ein toller Fluss, ein genialer Blick. Aber neben uns nur gaehnende Leere. Natuerlich war der Abhang links und da sass ich beim Fahren auch, so dass ich vom Nichts noch ein wenig mehr hatte. Nur gut, dass ich keine Hoehenangst hab (hahaha). Von der sollte ich hier kurriert werden. Wir sind mit 10-20km/h, max. 30 km/h gefahren und nachdem die Kilometer nicht mehr werden wollten war klar, der Polizist hat uns die Wahrheit gesagt. Damit gab es nicht mal mehr ansatzweise eine Chance auf den Zug, denn der war schon abgefahren. Bravo. Das hiess in St. Theresa uebernachten. Aber angeblich gibts da Hostals. Schaun wir mal. Bleibt ja nix. Damit verlieren wir nur einen Tag, sonst nix. Nach diversen bangen Minuten und Angstattacken kam der Abschuss: ein Fluss, ueber den eine Bruecke ging. Kaum breiter als unser Auto, nur Holzlatten und sperwacklig, natuerlich ohne Gelaender. Und darunter Wasser und Abhang, was sonst. Panik. Never, never fahr ich da drueber. Dann tat sich die Rettung auf. 30m weiter gab es die Moeglichkeit, durch den Fluss zu fahren. War zwar recht tief, aber besser als die Bruecke. Mit Vollgas durch das Wasser und durch waren wir. Juhu. Weitere 45 Minuten spaeter erreichen wir in der Daemmerung St. Theresa und ich war noch nie so froh, eine 20km lange Strecke gut hinter mich gebracht zu haben. Und: ich liebe Bananenstauden. Die gabs naemlich immer wieder neben der Strasse und sie haben den Abhang verdeckt. So gings zumindest manchmal ein wenig leichter. Nachdem wir eine Ortsumrundung des Dorfes hinter uns hatten landeten bei "Angel", der hatte als einziger ein Bett und eine Garage zu bieten. Alles very basic, aber immerhin ein Dach ueberm Kopf. Natuerlich hat er uns gnadenlos abgezockt, wie alle hier. Alles was irgendwie in der Naehe von Machu Picchu ist, kostet ein Vermoegen, auch die Absteige samt Garage. Die Garage stellte sich als hasenstallgrosser Holzverschlag heraus und er war genau so breit wie unser Schorsch. Wahnsinn. Ich habs nicht geschafft, Schrosch darin zu parken, nur gut, dass Maenner besser einparken koennen ... Flo hats geschafft. Nach einem zaehen Fleischchen sind wir frueh und sehr muede ins "Bettchen" gekrochen. Nachts hat es aus allen Loechern geregnet. Und Mosquitos gabs ohne Ende. Kein Wunder. Immerhin sind wir auf 1.500m gelandet gewesen, Cusco hat 3.300m. Nach einer halbwegs passablen Nacht ging es frueh um 7 Uhr los. Angels Sohn hat uns nach Hydroelektrika zum Bahnhof gefahren. Natuerlich noch ein Todesacker, nur in die andere Richtung. Und der Gute fuhr wie ein Henker. 45 Min spaeter waren wir froh, heil angekommen zu sein. Dann kam der Zug... Fortsetzung folgt.


P.S. Es gibt die restlichen Photos von Bolivien (Titicacasee) nun im Album.

Samstag, 12. Juli 2008

Willkommen in Peru

Nachdem wir erfolgreich aus Bolivien ausgereist sind, fehlte noch die Einreise in Peru. Der Grenzposten war 200m hinter dem bolivianischen und wir fuhren mit dem Auto vor. Da uns ein Herr gleich zum Auto anmelden schickte, gingen wir dorthin und nach 10 Minuten hatten wir auch den gelben Schein, der uns bestaetigte, dass wir mit unserem Schorsch in Peru fahren duerfen. Weitere 5 Min spaeter hatten wir unseren Einreisestempel und den Stempel der Policia. Alles war in 15 Min erledigt und sehr viel einfacher und unbuerokratischer als in Bolivien. Der Schalter der Migration war richtig nobel und hier schienen die Uhren etwas anders zu ticken.
Achja ... wir hatten schon wieder ein Angebot bekommen fuer unser Auto.
Apropos: Wir haben jetzt eine Std. Zeitverschiebung nach hinten, so dass wir nun 7 Std nach Deutschland sind. In Argentinien waren es 5, in Chile/Bolivien 6 und nun 7 Std.

Dann gings weiter Richtung Puno. Wir hatten gehoert, dass die Strassen in Peru besser als in Bolivien waeren und das wurde sofort widerlegt. Hier ist der Teer in keinem Fall besser, eher noch schlechter als gewohnt. Und: ueberall liegen grosse und kleine Steine mitten auf der Strasse, damit die Autos nur im Schneckentempo fahren koennen. Dazu kommen Massen an Glasscherben. Sehr aergerlich. Zudem hatten wir nach 1 Std Fahrt schon denm ersten Stau: wir standen ca. 20 Min an einer Baustelle bis unsere Richtung passieren durfte. Der Bus vorhin schlaengelte sich durch die Loecher und wir hatten echt Angst, dass er gleich umkippt. Noch eine Stunde spaeter der naechste Stau mitten in der Pampa. Ca. 20 Autos vor uns und 30 Minuten ging nix. Alle stiegen aus, schauten, doch nix passierte. Wir harrten der Dinge, waren sehr geduldig und dachten, das wird schon ... aber nix. Dann drehten 2/3 der Autos um und wir entschieden, ihnen zu folgen. Wir sind also ca. 5 km ueber Stock und Stein, Acker und Loecher den Micros nachgerast und bald waren wir wieder auf der Teerstrasse. Was hier auffiel: die Micros hatten tote und lebendige Schafe und Lamas auf dem Dachgepaecktraeger. Diese waren festgebunden und ein Netz obendrueber, damit sie Ruhe geben. Sehr gluecklich sahen die Tiere nicht aus und uns taten sie echt leid. Hier werden die Tiere wirklich als Ware behandelt. Der Obergag war: in einem Auto vor uns waren 2 Schafe im Kofferraum, die dort wie die Hunde rumlaufen konnten ...
Das fing echt gut an. Eines haben wir auch gesehen: Richtungsschilder gibt es zwar in Peru, doch die sind so verschmiert oder kaputt, dass man nix lesen kann. Bravo. Man muss also wieder an jeder Ecke nach dem Weg fragen, aber das sind wir ja gewoehnt (was wir in den Wochen schon nach Wegen gefragt haben, geht echt auf keine Kuhhaut).

Auf dem Weg machten wir Picknick an einem wunderschoenen kleinen Sand-Strand am Titicaca-See, der echt aussieht, als sei er am Meer. Sehr idyllisch und wunderschoen. Als die Massen mit den Bussen kamen, sind wir gefluechtet ... denn die hatten natuerlich wieder Beschallung dabei, ohne geht es hier einfach nicht. Nachmittags kamen wir im chaotischen Puno an, das wir erst mal mit 3 Stadtrundfahrten beehrten, ehe wir das Zentrum fanden. Ein Hotel mit Garaje war recht schnell gefunden und auch war schnell klar, die Preise sind hier anders als in Bolivien. 100 Soles (ca. 23 EUR) fuer ein Doppelzimmer (inkl. Garaje und WiFi) . Naja, aber es war toll. Abends noch eine leckere Pizza und wir waren happy. In Puno ist alles viel hektischer und schneller und man muss wirklich auf seine Sachen aufpassen. Ueberall Verkaeufer, die ihre Ware an den Mann bringen wollen, die Unaufdringlichkeit der Menschen hatte nun ein Ende. Nachdem wir im Tourioffice eine nette Beratung hatten, war uns klar, hier lohnt es sich nicht zu bleiben. Cusco ruft.

So sind wir am Freitag in aller Frueh Richtung Cusco aufgebrochen. Was in Peru toll ist: es gibt Baecker mit leckerem Brot und riesigen Croissants (nicht so lecker, wie sie aussehen, aber immerhin). Also dort noch eingekauft und es ging los. Nach einigem Herumirren hatten wir auch den Weg aus der Stadt gefunden und steuerten auf einer misserablen Strasse Juliaca an, ca. 40km weiter. Dort gerieten wir natuerlich in einen Stau. Nix ging mehr, weil Hunderte von Schuelern mitten auf der Durchgangsstrasse eine Sportveranstaltung hatten. So mussten wir einen Umweg durch die Stadt suchen, was alles andere als leicht war, bei den vielen Einbahnstrassen. Nach ca. 20 Min Irrungen und Wirrungen half uns ein netter Peruaner mit seinem Moped aus der Stadt, der sich zugleich wieder mal fuer unser Auto interessierte. Immerhin hat ihn der Preis von 7.000 USD nicht vom Moped gehauen, das war schon mal supi. Vielleicht gibt es doch Chancen, das Auto unterwegs loszuwerden .... nach Juliaca kamen jede Menge kleiner Orte und die Landschaft veraenderte sich. Alles wurde gruener und huegeliger, obwohl wir nur von 3.800m auf 3.300m runterfuhren. Was auffaellig war, am Land in Peru hat jedes Haus sein eigenes Klohaus ca. 30 m vom Haus entfernt und das ist aus blauem Wellblech mit Schornstein (alle gleich!). Sehen sehr lustig aus. Wir fuhren an einem Fluss entlang, der richtig viel Wasser hatte und erreichten am Ende auf doch noch toller Strasse nach ca. 7 Std. Cusco (350km).
Man findet sich in der Stadt sehr leicht zurecht. Ein Besuch im erstbesten Supermarkt bescherte uns sogar unseren Bonle-Streichkaese, juhu. Wir fuhren direkt nach "San Blas", einen Ortsteil, in dem es viele Hostals geben sollte. Nachden wir einige durch hatten, war klar, die Preise sind hier hoch und viele Unterkuenfte voll. Hochsaison. Wir fanden ein nettes, aber einfaches Zimmer bei Eddy, einem netten Herrn mittleren Alters, der einen toll bewachsenen Innenhof hat. 90 Sol, 22 EUR, nicht billig, aber ok. Unser Auto kam in einer oeffentliche, auch nicht billige Garage und wir waren happy. Nach einem kurzen Streifzug durch die Stadt kamen wir zum Tourioffice und machten uns schlau, was wir hier alles machen koennen und das ist nicht wenig. Viele Inkaruinen, eine tolle Stadt und natuerlich Macchu Picchu. Der Inkatrail ist out, auf 3 Monate im Voraus ausgebucht. Aber das wussten wir ja schon. Im Cafe Bagdad assen wir die ersten peruanischen Gerichte. Sehr lecker. Erst mal gab es "Mais tostado", das sind geroestete salzige Maiskoerner, genial. Dann Huehnchen mit cremiger Knoblauchsosse, sehr lecker. Und einen ausgezeichneten Schokokuchen. Kochen koennen die Peruaner. Hier fanden wir dann auch gleich eine Spezialitaet auf der Karte, die seltsam anmutet: gegrilltes Cuy (Meerschwein). Das sieht wirklich gewoehnungsbeduerftig aus ... so im ganzem am Spiess. Mal sehen, ob wir uns trauen, das zu testen.

Heute haben wir wunderbar ausgeschlafen (es war wirklich sehr ruhig und warm), das war noetig nach der anstrengenden Fahrerei. Wir haben dann in San Blas mit seinen vielen Geschaeften drei tolle, gemalte Aquarell- und Oel-Bilder erstanden, bis es weiter Richtung Stadt ging. Die Innenstadt ist gut zu Fuss erreichbar und wunderschoen. Ueberall gibt es blaue Balkone und alte Haeuser. Die Kathedrale ist sehr impossant, allerdings haben wir sie nur von aussen gesehen, da uns der Eintritt mit 6 EUR (plus 5 fuer das Museum, plus 6 fuer die Turmbesteigung) einfach zu dreist war. Hier wird fuer alles und jedes viel Geld verlangt und die meisten Touris scheinen es zu bezahlen.
Was hier ebenfalls in der Stadt auffaellt, sind Minitaxis. Da die Stadt am Huegel gebaut ist und es jede Menge ganz enge Gassen gibt, sind fast alle Taxis so gross wie ein Fiat Panda (Daewoo irgendwas) ... diese Gefaehrte rasen mit hoher Geschwindigkeit ueberall durch die Stadt so dass das Strassen ueberqueren gar nicht so einfach ist. Nachmittags haben wir ein tolles Cafe mit superleckeren Torten gefunden. Kulinarisch sind wir hier im Paradies. Perfekt. Internet ist hier auch superschnell, nur alles ist teuer. Cusco ist angeblich eine der teuersten Staedte in Suedamerika und sie lebt nur vom Tourismus.

Morgen fahren wir weiter mit dem Auto Richtung Santa Teresa und Aguas Calientes, wo wir uebernachten wollen und von wo aus wir am Montag nach Macchu Picchu starten wollen.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Isla del Sol und Hasta luego Bolivia

Die Isla del Sol ist 14,3 km² groß und 1 km vom Festland entfernt. Der ursprüngliche Name der Insel lautete Titicaca, wonach später auch der Titicacasee benannt wurde. Er soll auf zwei Aymara-Wörtern beruhen: titi heißt "Große Katze" und kak heißt "Felsen". Frei übersetzt bedeutet es "Puma-Felsen".
Diesen "Puma-Felsen" galt es zu erklimmen ... also schnell bei einer Agentur ein Ticket erstanden. 20 $us pro Person fuer die Ueberfahrt, alle Eintritte und einen Guide der auf englisch alles erklaeren sollte. Um 08:15 Uhr sollten wir von ihm abgeholt werden vom Hostal.
Uns hat es zuerst nur ein bisschen gewundert dass um die genannte Uhrzeit nur eine Frau da stand und sagte wir sollten den Guide unten am Hafen treffen. Nachdem wir in ca. 10 Minuten zum Hafen geschlappt waren (es war arschkalt, das Wasser auf der Strasse gefrohren) bestiegen wir das Boot ohne unseren Guide. Uns gegenueber sass eine Bolivianische Familie mit zwei jungen Maedels aus Deutschland die wohl zu Besuch waren. Nach ca. 2 Stunden Fahrt (die Kiste hatte nur einen Motor und der wurde auch bei weiten nicht ueberbeansprucht) kamen wir auf der Islo del Sol im Norden an. Unerwartet (wir hatten ihn schon abgeschrieben) tauchte Vicente ploetzlich auf und stellte sich als unser Guide vor. Wir bekamen einen bevorzugten Einlass im Museum und eine super tolle Erklaerung zu jedem Ausstellungsstueck.
Die anschliessende Wanderung zu einzelnen Inka-Ruinen und zum Hafen im Sueden dauerte ca. 4,5 Stunden und wir merkten mal wieder dass es nicht so leicht ist in dieser Hoehe (3.840 Meter) zu wandern. Mitten auf dem Weg ueber den Bergruecken wollte uns noch ein bolivianischer Wegelagerer zwei Tickets fuer je 5 Bol verkaufen die wir gluecklicherweise und dank Vincent nicht bezahlen mussten. Der Mann ist ein einfacher Dorfbewohner der sich mit dem Verkauf von falschen, professionell aussehenden Tickets ein Zubrot verdient.
Nachdem Vincent auf dem Weg nach Sueden (mit der Sonne im Ruecken) fast jeden gegruesst hatte und bei jedem ein paar Minuten mit Ratschen verbrachte (wir waren gar nicht boese fuer die Pausen!) kamen wir wohlbehalten bei der zweiten heiligen Quelle an.
Bei der Rueckreise war das Boot komischer Weise doppelt so voll und wir quetschten uns zu den 30 zusaetzlichen Einheimischen die der Kapitaen fuer 5 Bol aufgenommen hatte.
Wieder im Hotel wurden ersteinmal die sonnengeroeteten Stellen mit Creme versorgt und danach hiess es nur noch "ab in die Haia".


¡Kasani! ¡Kasani! ¡Kasani! ¡Kasani! ¡Kasani! ¡Kasani! ¡Kasani! Huuphupupupup
"Guten Morgen Schatz!"
Huuuphuuupupupup
"Guten Morgen! Wieviel Uhr haben wir denn?"
¡Kasani! ¡Kasani!
"Es ist kurz nach halb sechs."
¡Kasani!
"Oh, da hat er uns heute ein bisschen laenger schlafen lassen ... hast Du die Hunde heute Nacht gehoert?"
... (ausnahmsweise Stille) ...
"Ja ... aber der Gockel gegen 4 war schlimmer."
Hupupup
"Den hab ich dieses mal gar nicht gehoert! Wie hast Du denn geschlafen?"
"Nicht schlecht ... halt wie immer hier."
¡Kasani! ¡Kasani! ¡Kasani! (Dieses mal die Stimme eines Jungen.)
"Warte ich mach erstmal das Fenster zu."
*Fenster wird geschlossen*
¡Kasani! ¡Kasani!
"Schon besser."

... so und aehnlich sehen hier einige Morgen aus ... Laerm und Muell gibt es hier in Bolivien an jeder Ecke genuegend. Interessanter Weise ist es so dass alle Guides in abgelegenen, ruhigen Gegenden begeistert erzaehlen wie "tranquil" (ruhig) es dort sei ... andererseits hupen und laermen (super lautes Radio und Fernsehgeraet, Motoren, Schreien) die Leute ungehemmt und ueberall.

So, nachdem wir also puenktlich geweckt worden waren konnten wir gemuetlich packen und fruehstuecken und dann los. Achja ... noch schnell ins Internet (die Gelegenheit nutzen) und eMails und Kommentare checken.

Auf der Fahrt zur Grenze (tolle Landschaften, super Strasse) stellte sich heraus dass der angepriesene Ort "Kasani" zufaellig auch die Grenze zu Peru darstellt. Jetzt hiess es ausreisen ... und zwar mit eigenem Auto. Also los:
  1. An der Grenze ist die Schranke zu ... also los geht es in die einzelnen Bueros der Grenzbehoerden.

  2. Oficina de Migration -> kein Problem wir haben einen Polizisten angequatscht der uns sogleich an ca. 50 Einreisewilligen vorbei geschleusst hat und zack zack waren die Stempel auf den Paessen.

  3. Zoll-Amt fuer das Auto ... Carnet abgeben, die Daten (die da drauf stehen) nochmal muendlich mitteilen und natuerlich zum naechsten Copyshop eine Kopie vom Perso und die Carnet (vorne und hinten) ist noetig

  4. Copyshop: wir lassen gleich 5 Kopien machen ... sicher ist sicher wir kennen die Papenheimer ja: 10 Blaetter ... 10 Bolivianos bitte! (Wow was fuer Halsabschneider, in Sucre kosteten 10 Kopien ca. 2,5 Bol.)

  5. Zoll-Amt Nr. 2:
    Beamter: "Wann kommen sie zurueck nach Bolivien?"
    Susi: "Wahrscheinlich in ca. 5 Wochen."
    Beamter: "Wann genau?"
    Susi: "Wissen wir nicht."
    Beamter: "Hmhm ..." (er schreibt irgendetwas in seinen COMPUTER)
    Wir bekommen nach ca. 10 Minuten ein sehr professionell aussehendes DinA4 Blatt mit dem Namen "Halmtburgert".

  6. Copyshop Nr. 2: Man weiss ja nie ... schnell noch 4 Kopien vom Ausreiseblatt machen. Diese sollen jetzt schon 8 Bolivianos kosten (ein Kind von ca. 8 Jahren bedient gerade den Kopierer) ... wir bezahlen vier und gehen.

  7. Policia: Er macht einen Eintrag aller Daten von der Carnet in ein Buch ... ich unterschreibe und wir bekommen einen Stempel hinten auf das Original Blatt.

  8. Nochmal kopieren lassen? Nein ... jetzt wuerde es wahrscheinlich schon 16 Bols kosten ... machen wir also lieber wann anders.

  9. Zur Grenze und durch ... der nette Beamte am Schlagbaum kannte uns ja schon und winkte uns gleich durch.
Puh ... endlich geschafft und weiter geht es ca. 200 Meter nach Peru.






Dienstag, 8. Juli 2008

Der Titicacasee und Copacabana

Gestern frueh sind wir gegen 8 Uhr aufgestanden. Da erwartete uns schon die erste Ueberraschung. Es klopfte an unsere Tuere und davor standen der Besitzer der Bike-Agentur CXC und unser 16jaehriger Guide vom Vortag. Flo war unter der Dusche, so dass ich die beiden begruesste und leicht erstaunt war, was sie hier wollten. Ich hatte gleich ein ungutes Gefuehl. Und schon ging es los. Der Chef der Agentur, ein Hollaender, Name vergessen, hat mich darum gebeten, das Geld (160BS sind ca. 16 EUR), das er uns gestern freiwillig zurueckerstattet hatte, wieder zu geben. Er haette die Raeder gecheckt und sie waeren fuer ihn ok gewesen. Zudem waere es unverantwortlich gewesen, den Guide allein die Strecke fahren zu lassen. Was soll ich sagen. Haha. Sind wir dafuer zustaendig, unseren Guide zu beaufsichtigen? Ist es unser Bier, wenn der erst 16jaehrige nicht mit uns Bus fahren wollte?
Nachdem er diverse unschoene Dinge von sich gab, kam auch schon Flo tropfend aus der Dusche nur mit einem Handtuch um die Hueften und war ebenso wenig erfreut, die beiden zu sehen. Auch er konnte es kaum fassen, dass dem Hollaender die 40 EUR, die wir immerhin gezahlt hatten, nicht genug fuer eine missglueckte Tour waren und er tatsaechlich die Frechheit besass, auch noch den Rest zu fordern. Da hatten wir den Guten wohl an der hollaendischen Fahrradehre gepackt. Angeblich haette unser Guide unsere Gespraeche - also Deutsch - verstanden. Und wir haetten gesagt dass wir platt gewesen waeren. Leider konnte Loy nicht einmal ein Wort englisch, geschweige denn Deutsch.
Abgesehen davon hatten wir uns lediglich ueber den schlechten Zustand der Bikes und die mangelnde Ausruestung sowie fehlende Vorbesprechung beklagt. Wir haben Fakten ueber Fakten aufgezaehlt (schlechte Bremsen und Schaltung, nicht genuegend Ausruestung, usw. , doch das hat den Hollaender nur noch mehr in Rage gebracht, bis er uns als Luegner beschimpfte und uns die Pest an den Hals wuenschte (im Detail: wir waeren Arschloecher und die Bremsen unseres Autos moegen doch versagen!). Bravo. Dann hat Flo ihm die Tuer vor der Nase zugemacht, was ihn nicht sehr begeistert hat, (er hat weiterhin auf uns eingeschimpft) doch immerhin war er draussen. Ich hatte danach echt Bammel, dass er uns was will, doch Gott sei Dank ist er abgezogen.

Wir haben dann noch versucht, unseren kaputten Benzinkanister zu flicken. Dort war bei der Herfahrt der Deckel aufgrund des Druckes der Hoehe geplatzt. Wir hatten schon immer wieder einen Druckausgleich gemacht, doch das hatte wohl nicht gereicht, so dass ein Riss im Deckel war. Flo hat ihn mit Schnueren, Folie und Faeden geflickt. Dann gings los. Wir sind diesmal zum Glueck gut an der Polizeikontrolle vorbeigekommen, denn der Beamte vom letzten Mal hatte frei. Aufatmen.
Nach kurzer Zeit und diversen Staubladungen durchs Fenster spaeter hat sich bewiesen, dass der Kanister immer noch undicht war und der Benzingestank im Auto unertraeglich. So haben wir angehalten und versucht, das Benzin in den Tank umzufuellen. Nicht so einfach, wenn man keinen Einfuellstutzen hat. Festes Papier hat als Trichter versagt, doch wir haben es so halbwegs hinbekommen. Anschliessend mussten wir den stinkenden Kanister am Wegrand stehen lassen, mit schlechtem Gewissen, doch der Benzingestank waerer noch schlimmer gewesen. Wir hatten Glueck, dass ein kleiner Wasserfall in der Naehe war, wo wir uns noch den Rest des Benzins von den Fingern gewaschen haben.

So sind wir gegen 13.30 Uhr in La Paz angekommen, haben noch schnell Geld geholt (am Titicacasee sollte es keinen Automaten geben) und weiter gings. Es war alles andere als einfach, den Weg Richtung Copacabana zu finden und schnell wurde uns klar, dass es Montag war und wir hatten mit unserem Kennzeichen am Montag ins Zentrum fahren durften. Doch zu spaet. Schon waren wir mitten drin. Wir hofften, dass uns keiner entdeckt, doch Pustekuchen. Nachdem wir uns schon dem Ende der Verbotszone naeherten, hielt uns ein Polizist auf und wollte 70 BS, weil wir illegal fuhren. Wir haben uns dumm gestellt, die unwissenden Auslaender mit 3 Worten Spanisch gemimt und es hat funktioniert. Er liess uns passieren. Aufatmen. Es dauerte keine 2 Minuten, schon der Naechste. Der war auf dem Motorrad und hielt uns mitten in einer Kreuzung an, als wir einen Moment gezoegert hatten, ob wir links oder rechts fahren sollten. Er war sehr hartnaeckig und die Masche des dummen Touris schien nicht zu ziehen. Er meinte, wir muessten das Geld bei der Bank soundso deponieren (jetzt waren es schon 200 Bol), die in mitten der Stadt waere. Haha. Wir sollten wir denn da wieder dahin finden, wo wir hinwollten. Ausserdem duerften wir ja heute nicht in der sTadt fahren. Dann wollte Flo ihm 10BS "Schweigegeld" geben, das wollte er leider nicht. Er hat immer wieder gesagt, dass wir hier Fahrverbot haetten und am Ende war er bereit, dass wir gemeinsam zu einer Tankstelle fahren und wir ihm 15 Liter Benzin zahlen. Doch auf die Frage, wo die Tanke sei, sagte er, in der Stadt. Schlecht. Wieder das Problem, dann das richtige Loch aus der Stadt zu finden und vor allem weiter Gefahr zu laufen, wieder in eine Kontrolle zu kommen. So haben wir noch 10 Min hin und her und uns dumm gestellt, dann hat er die 10 BS genommen und liess uns ziehen. Juhu. Nach mehrmaligem Nachfragen hatten wir dann auch nach 10 Abzweigungen den richtigen Weg und mussten uns wieder mal durch Massen an Bussen und Trufis quetschen. Nach 2 voellig erschoepfenden Stunden waren wir endlich aus der Stadt.

Gegen Nachmittag naeherten wir uns auf sehr guten Stassen dem See und waren begeistert. Der Titicacasee ist tiefblau und wirkt vor dem Hintergrund der schneebedeckten Gipfel und der gelben Felder wunderschoen. Wir waren ueberwaeltigt. Der Titicaca-See ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Er liegt auf einer Höhe von 3810 m über dem Meeresspiegel, ist 194 km lang und 65 km breit und hat eine mittlere Tiefe von 140 bis 180 m und eine maximale Tiefe von 370 m. Mehr als 25 Fluesse fließen in den Titicaca-See. Es gibt eine Vielzahl großer und kleiner Inseln, von denen einige Relikte der Inkkultur beherbergen, z. B. die Isla del Sol.
Die Herkunft des Namens Titicaca, ursprünglich eine Bezeichnung für die Sonneninsel ist nicht sicher bekannt. Er soll auf zwei Aymara-Wörtern beruhen: titi heißt „Große Katze“ oder „Puma“ und kaka heißt „grau“. Der Legende nach ist der erste Inka, Manco Capac über einen Felsen auf der Sonneninsel („Titi-Karka“, oder „Puma-Felsen“; „karka“ = Stein, Felsen) auf die Erde gestiegen. Dieser Felsen hat (mit genügend Fantasie betrachtet) die Form des Kopfes einer Wildkatze. Eine liegende Katze ist aber auch zu erkennen, wenn die Landkarte mit dem See auf den Kopf gestellt wird. Auf Quechua dagegen heißt titi „Blei“ oder „bleifarben“, qaqa heißt „Felsen“, also „bleierner (bleifarbener) Felsen“.
Nach ca. 40km um den See kamen wir in San Pablo, einem kleinen Ort, in dem wir mit dem Boot uebersetzen sollten, an. Wir hatten uns schon ein wenig Sorgen gemacht, dass wir um die Uhrzeit noch ein Boot bekommen, doch es gab hier sicher 20. Bis wir uns versahen, fuhren wir mit unserem Jeep schon auf den wackligen Holz-Kahn und schon gings los. Uns kam ein Boot mit einem Bus entgegen, da meinte man, das ganze Ding versinkt gleich im See. Nach ca. 10 Minuten und einem tollen Blick auf die Landschaft kamen wir am Schwesterort San Pedro an. Noch 45km und wir naeherten uns ueber die Berge dem Ort Copacabana. Der Ort ligt herrlich in einer Bucht der Halbinsel "Peninsula de Copacabana". Der Sonnenuntergang war genau auf uns getimed. Wir fuhren zum Strand und da war er. Tolll.... Der See wirkt hier so gross wie ein Meer und man sieht am Horizont nichts als Wasser und ein paar Inseln. Ich habe noch nie solch einen riesigen See gesehen. Copacabana liegt ca. 10 Kilometer von der peruanisch-bolivianischen Grenze entfernt auf 3841m . Der Ort besitzt ca. 8.000 Einwohner und ist durch seine Lage und touristische Infrastruktur bei Individualtouristen, die auf der Südroute durch Peru unterwegs sind, beliebt.

Nach dem Sonnenuntergang wollten wir eigentlich ins Hostal "La Cupula", das einen sehr guten Ruf hat. Doch das war leider voll. So sind wir in einem anderen netten Hostal gelandet und von unserem Zimmer aus haben wir Blick auf den See. Wunderschoen. Noch schnell was essen. Im Restaurant hat uns ein Junge bedient. Unglaublich, wie hier bedient wird. Ist fast ueberall das Gleiche. Das Besteck gibt es erst, wenn das Essen schon halb kalt ist und fuer jede Gabel, Salz, Messer, Glas muss extra gelaufen werden, so dass alles unendlich lange dauert. Nachdem Flo nach einer Ewigkeit die Nudeln unseres Tischnachbarn bekommen hatte und er sie wegen Hunger trotzdem gegessen hat, war die Verwirrung perfekt :).

Die Nacht war aufgrund der Kaelte nicht so angenehm und vor allem hat die Badtuer so geknarzt, dass man im Bett stand, wenn der andere sich dieser nur genaehert hat. In aller Frueh um halb sieben ging draussen ein Geschrei los. Ein Mann hupte permanent (keine Uebertreibung) und schrieh dabei im sekundenabstand "Kansali, Kansali": Flo dachte zuerst dass ein Marktschreier etwas verkaufen wuerde ... aber warum dann die Hupe. Dann stellte sich heraus: Es war ein Trufifahrer, der Fahrten in den Ort "Kansali" verkaufen wollte. Nicht, dass die Menschen um die Zeit in ein Kaff in der Pampa fahren wollen und auch, dass die die doch fahren wollen nicht wuessten, wo die Trufis abfahren. Nach einer Stunde Dauerbeschallung gaben wir das Schlafen auf und waren hellwach...

Aufgestanden gab es zu unserem Erstaunen halbwegs frische Brote, wenn auch der Esssaal Minusgrade aufwies. Anschliessend haben wir erst mal unsere sehr staubige Waesche der Vortage gewaschen, da das Hotel Esmeralda die Waesche nach der der Maschinenwaesche schmutziger zurueckgab, als wir sie abgegeben hatten.
Dann gings zu Fuss los zum Cerro Calvario, dem gut 4.000 m hohen Hausberg von Copacabana. Der Weg hinauf ist unter den Pilgern beliebt, da er auf 14 Stationen den Leidensweg Jesu bis zur Kreuzigung zeigt. Aufgrund der Hoehe haben wir ganz schoen gekeucht, aber wir haben ihn bezwungen. Was hier wieder einmal sehr unangenehm auffiel, waren die Berge an Muell, die es UEBERALL gab. Nachdem sich ein Junge ca. 15 Meter vor unserer Nase mitten auf der Wiese hinsetzte und sein grosses Geschaeft verrichtete, hatten wir es endgueltig schwarz auf weiss. Die Umwelt zaehlt hier nix, auch wenn die Menschen die Pachamama sonst immer und ueberall anbeten und ihr huldigen. Ueberall wird alles hingeworfen was man gerade nicht mehr braucht. Egal ob ein Muelleimer 2m weiter ist oder nicht. Ueberall sind Haufen von Tier und Mensch samt Klopapierfetzen und es stinkt dementsprechend. Die Menschen haben kein Gefuehl dafuer, dass es ihre eigene Um-Welt ist, die sie ruinieren.

Wieder unten im Dorf haben wir im Mercado einen Streichkaese erstanden, wenn auch nicht den, den es in der Stadt gab. Diesen gab es natuerlich im Fleischviertel, in dem es mit den Kuh- und Schweinehaelften dementsprechend stank. Aber wir sind ja schon dran gewoehnt.
Ein Mittagessen spaeter sind wir zur wunderschoenen Kathedrale gelaufen. Darin befindet sich die einen Meter hohe Figur der „Dunklen Jungfrau“ bzw. Virgen Morena, auch Virgen de Copacabana genannt. Die Figur wurde 1576 von einem Indio aus dunklem Holz geschnitzt. Sie hat eine Krone aus purem Gold. Die zugehörige Basilika im maurischen Stil wurde erst 1820 erbaut. Die Basilika sieht aus wie eine Moschee und ist wunderschoen, auch ihre zahlreichen Nebenkapellen.

Der Marienfigur werden zahlreiche Wunder und Heilungen zugeschrieben, sie wird als Schutzheilige des Titicaca-Sees verehrt. An jedem Wochenende kommen hier Familien aus ganz Bolivien und dem angrenzenden Peru und lassen ihre Autos segnen. Der Segen wird von einem Schamanen erteilt. Wir konnten solch einem Ritual auf dem Berg folgen. Dort gab es viele Altare, vor denen die Schamanen sassen. Eine Familie hatte ein Plastikauto, Plastikgeld und einen Wunschzettel dabei, auf das in der Zukunft Wirklichkeit werden sollte. Es gab viel Weihrauch, Beschwoerungsformeln, Bier wurde verspritzt, Kronenkorken gedeutet, Worte nachgesprochen. Dieses Ritual soll den Menschen verhelfen, dass ihre Wuensche in Erfuellung gehen.

Nachdem wir ca. 1 Std nach einem funkionierenden Internet gesucht hatten, waren wir endlich erfolgreich. Immerhin habe ich am Markt noch eine riesen Tuete mit gepopptem Mais und Weizen erstanden (7BS). Das ist genial hier. Der Weizen sieht aus wie Smacks, nur groesser und ist nicht so suess. Der Mais wie Popkorn, nur auch groesser und weniger Zucker. Das Ganze gibts auch mit Reis und alles ist superlecker. Diese Snacks werden hier schubkarnweise verkauft (kein Witz). Das Internet kostet hier im Touriort ein Vermoegen. 12BS pro Std, in La Paz waren es 7 fuer 3,5 Std. Naja.