Gestern Abend sind wir noch Richtung Ortszentrum gelaufen und sind mitten in eine Prozession geraten. Wir dachten, es sei Fronleichnahm, doch nun wissen wir, dass es das nicht war, denn das war schon letzte Woche. Also wird es wohl irgendein anderes religioeses Fest gewesen sein. Die Menschen hier sind zutiefst katholisch glaeubig, dementsprechend viele Kirchen gibt es hier auch. Die Prozession wurde von Musik begleitet, die Menschen hatte je nach Gruppe (Kinder, Musikzug,...) unterschiedliche Uniformen an.
Die Einwohner von Potosí scheinen auf Musik- und Tanzumzuege jeglicher Art zu stehen, denn erst am Dienstag, der Muttertag in Bolivien, gab es den ganzen Tag Umzuege in der Stadt mit Musik und Tanz. Dazu gibts auch einige Bilder im Blog. Die Frauen hatten typische lange weite Roecke an mit Hueten auf dem Kopf, die Maenner Anzuege und sie tanzten im Halbkreis hin und her. Alle hatten Ratschen in der Hand, die die Form eines Autos oder einer Pistole hatten, mit der sie von Zeit zu Zeit einen heiden Laerm veranstalteten. Dazu gab es Marschmusik der Kapelle und der Umzug schien den ganzen Tag durch die Stadt zu ziehen. Die Kinder hatten schulfrei, ueberall gab es riesige Sahnetorten zum Muttertag zu kaufen, alle Kinder und Frauen hatten Rosen in der Hand und die Restaurants der Stadt waren gnadenlos ueberfuellt mit Muttertagsgaesten. Ein riesen Spektakel, aber interessant. Der Verkehr kam dadurch nahezu zum Erliegen, nur gut, dass das Stadtzentrum nicht so gross ist.
So haben wir gestern Abend beim Essen noch ein wenig hin und her ueberlegt, ob wir heute oder morgen nach Sucre fahren, doch das Ganze hatte sich schnell geklaert, nachdem wir festgestellt haben, dass es fuer heute um 13 Uhr kein Busticket mehr gibt. Demnach haben wir nun eines fuer morgen gebucht und ich gewinne langsam den Eindruck, dass alle Bustickets in Bolivien 25 Bolivianos (ca. 2,50 EUR) kosten, egal wie lang die Fahrt dauert. Die letzte Fahrt dauerte ueber 6 Std und diese nun 3 und alle kosten dasselbe. Die Nacht verlief besser als die Letze, Flo konnte zumindest halbwegs schlafen, das Fieber war weg, auch wenn alles noch nicht so ganz optimal ist, aber das wird schon werden.
Wir haben nun insgesamt 36 Stunden Tag und Nacht den PC hier im Hotel nahezu dauerbelagert, um die Massen an Bildern im Internet zu sichern, die wir in den letzten Wochen gemacht haben. Bei der Geschwindigkeit der Computer hier ist das wirklich ein schweres Unterfangen, doch da der PC hier direkt vor unserem Zimemr steht, haben wir das ganz gut hinbekommen. So hatte es sein Gutes, dass wir hier etwas laenger bleiben.
Heute habe ich beschlossen, ein Paket nach Deutschland zu verschicken, besser gesagt einen etwas groesseren Umschlag. Nachdem dies in Argentinien recht gut und schnell geklappt hat, dachte ich mir, kann es hier ja halb so wild sein. Immerhin wusste ich nun schon mal, was "Briefumschlag" heisst und hatte auch schnell einen in der Libreria erstanden. Alles war schnell verpackt und der Umschlag rundum mit Klebeband umwickelt, damit das Paketchen auch ja heil ankommt. Das war ein Fehler. In der Post angekommen war Gott sei Dank nichts los und ich der einzige Kunde. Das versprach schnell zu gehen. Doch die Dame am sehr altertuemlichen Schalter erklaerte mir, dass sie das so nicht annehmen koenne, weil ich keinen Rand fuer die Briefmarken gelassen haette. Doch was nun? Ich war nicht bereit, mich von der Stelle zu ruehren, bis ich das Paket los hatte und fragte sie, ob sie eine Idee haette. Nach langem Hin und Her ging sie zum Postkartenschalter um die Ecke und holte dort ein Klebeband, ich war im Schlepptau. Die sehr nette Dame dort sagte mir, dass das Klebeband 4,50 BB kosten wuerde, doch ich habe ihr gesagt, dass ich das nicht ganz braeuchte und ihr den Rest wieder bringe. Wieder am Postschalter ging es los: Die Dame fing an, die Briefmarken abzuzaehlen, 10 Stueck an der Zahl sollten auf den Umschlag. Nachdem sie den ganzen Umschlag bepflastert und bestempelt hatte, war er schon zu einem Drittel voll. Dann ging es weiter mit diversen Formularen, die ausgefuellt werden wollten. Nachdem mein Prozedere noch laenger dauern sollte, wurde ein Herr ungefragt dazwischen drangenommen und seine Post abgefertigt und weggebracht (nochmal 5 Min). Scheinbar wird jeder einzeln abgegebene Brief von der Dame nach der Registrierung zum anderen Schalter getragen. Fuer jeden Brief/Paket fuellt die Schalterdame ein Formular mit Absender und Empfaengeradresse, Datum, Uhrzeit und Kosten aus, deren Durchschrift der Kunde bekommt. Computer gab es natuerlich keinen, alles Handarbeit. Nachdem meine Absender- und Empfaengeradresse deutsch war, hat sie ca. 10 Minuten allein zum Abschreiben gebraucht und ich musste ihr mindestens die Haelfte davon buchstabieren, damit es geklappt hat. So, geschafft. Noch ein Zettel. Ich musste den Inhalt angeben samt Wert, also irgendwas auf Deutsch angegeben, keiner kann es dort verstehen. Das reichte ihr. Noch ein Zettel mit meinem Namen und meiner Unterschrift und diese beiden Zettel kamen dann auch auf den Umschlag. Per Klebeband, da sie nicht selbst klebten. Dann: sie kramte ein Blatt mit diversen Nummern- und Codebloecken heraus, welches sie mit einem Teppichmesser zerschnitten hat. Ein Teil auf das Adressformular, ein Teil auf die Kopie vom Adressformular und je drei Teile einzeln auf den Umschlag, so dass der Umschlag im Endeffekt uebersaeht von Zetteln und Briefmarken war. Damit das Ganze auch gut haelt hat sie ihn ca. 10x mit Klebeband umwickelt und zwar in alle Richtungen und dann war das Werk vollbracht. Perfekt. Immerhin scheint so jeder Brief eine "Trackingnummer" zu haben, so dass man ihn nachverfolgen koennen sollte, wobei ich bezweifle, dass das hier geht. Ich bin dann von dannen gezogen, hab der Postkartendame das restliche Klebeband ueberlassen, die schon auf mich wartete und meinte, ich kaeme nicht mehr und ihr 2BB fuer ihre Hilfe ueberlassen. Angeblich soll das Paket in 10 Tagen in Deutschland ankommen, da bin ich mal gespannt. Immerhin hat es nur die Haelfte von dem in Argentinien gekostet, also war echt billig.
Was hier in Bolivien auffaellt ist, dass die Menschen etwas aufdringlicher als in Argentinien oder Chile sind. Dort hatte man nie jemand, der einem was verkaufen will, das ist hier schon anders, was vermutlich daran liegt, dass die Menschen hier einfach aermer sind und auf das Geld angewiesen sind, das ein Kunde mehr dalaesst. So haben wir uns heute einen frischgepressten Grapefruitsaft "aufschwatzen" lassen, der wirklich hervorragend war und wenigstens einen kleinen Beitrag zur Vitaminversorgung geleistet hat, wenn man sonst schon recht einseitig isst.
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