Donnerstag, 8. Mai 2008

Garganta del Diabolo - die Zweite

Ob ihr es glauben wollt oder nicht: die erste Nacht in Cafayate hat auch mich endlich mal zum Schwitzen gebracht. Nachdem der Bollerofen alles gegeben hat und wir in jedem Fall vermeiden wollten, wieder zu frieren wie in Taif die Valle, haben wir geheizt wie die Verrueckten und demnach war es in der Nacht schoen wohlig warm. Am Morgen war dann auch alle Waesche, die wir abends noch gewaschen hatten, trocken. Damit war klar, hier wird alles gewaschen werden, was zu waschen ist, die Chance dazu hat man nicht so oft.
Mittags sind wir dann zu unserer ersten Exkursion hier aufgebrochen. Um 14 Uhr sind wir mit einem Kleinbus und einer kleiner Gruppe anderer Interessierter Richtung Quebrada de las Conchas aufgebrochen, eine Wüstenlandschaft mit meist rotzackigen Felsen. Dort haben wir zuerst einige Felsformationen gesehen, die in der Form eines Huehnerkopfs oder eines Lama waren. Als naechstes hiess es Socken und Schuhe ausziehen, damit wir durch einen Fluss mit rotem Wasser zu einer Felsformation laufen konnten. Diese war wie ein Kreis mit einem Loch geformt, so dass dort Ziegen und Rinder im Winter Zuflucht finden können. Hier war es gar nicht so leicht, sich an den Kuh- und Ziegenfladen barfuss vorbeizumanoevrieren.
Im Winter, also jetzt hat es tagsueber ca. 20 bis 28 Grad, doch nachts ist es mit bis zu minus 10 Grad sehr kalt und vor allem windig. Der Wind war zum Teil so stark, dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten.
Die naechste Station bescherte uns einen einstuendigen Marsch durch die Wildnis, die nur aus Kakteen und aehnlichen Pflanzen sowie Steinen, feinem roten+grauen+gelbem Sand und ausgetrockneten Wasserlaeufen bestand. Die Berge und Felsformationen waren atemberaubend dort. Bei den Felsen konnte man die verschiedenen Gesteinsschichten sehr gut erkennen, die sich zum groessten Teil schraeg waagrecht durch die Steine zogen. Dort gab es Felsen, die ueber und ueber tiefrot aufgrund der Oxidation waren, andere waren gelb vom Schwefel, andere gruen von Kupfer, wieder andere grau oder in verschiedenen Brauntoenen. Dieses gigantische Naturschauspiel fesselte uns, egal wohin wir sahen.
Wir sind auf einem Felsen oben am Grad entlang gegangen, was uns einen herrlichen Ueberblick ueber die Gegend verschafft hat. Die Felsen sind in weiten Teilen des Valles Calchaquíes, der hiesigen Gebirgskette der Anden, auf diese Weise gefaerbt.
Nach dieser Station sind wir weiter zum "Anfiteatro" (Amphitheater), eine kreisrunde Felsformation mit einem Eingang, die mit ca. 60m Hoehe eine weit bessere Akustik als so manche Konzerthalle geboten hat. Damit wir das auch akustisch bewiesen bekamen, hat dort eine Musikgruppe Indiomusik life gespielt, woran wir uns kaum satthoeren konnten. Sehr kitschig, aber wunderschoen. Die letzte Station war die zweite "Garganta del Diabolo" (Teufelsschlucht). Die erste hatten wir in Iguazu bei den Wasserfaellen gesehen, hier bot die zweite ein weit weniger spektakulaeres Schauspiel, dennoch ein sehenswertes Fleckchen Erde. Das Regenwasser hat dort eine Schlucht nach oben geformt, die wir weitgehend erklettern konnten und die uns wieder die Gesteinsschichten dargelegt hat. Hier hatte sich doch tatsaechlich unser Bergsteigerkurs beim DAV als nuetzlich erwiesen, denn ohne Reibungsklettern waere man hier aufgeschmissen gewesen. Auf dem Rueckweg haben wir noch einen Aussichtspunkt erklommen, um einen tollen Sonnenuntergang in den Anden zu sehen, der eine aehnliche Farbgebung wie das Gestein hatte. Die Berge wirken hier unglaublich maechtig und doch auch weit. Vor allem scheinen die Anden sehr vielseitig zu sein. 70 km vorher hatten wir noch gelbbraune Berge mit Grasbewuchs, hier ein solches Farbschauspiel. Hier waechst die gruene Vegetation nur an den Flusslaeufen.
Auf dem Rueckweg haben wir festgestellt, dass wir sehr muede waren, da die Wanderungen in dem sandigen Gelaende angetrengt hatten. Wir haben uns dann noch ein leckeres Abendessen in einem herrlichen Restaurant gegoennt, in dem uns der Hausherr persoenlich alle Geheimnisse der Speisekarte erklaert hatte, die wir nicht verstanden hatten. Nach einer herrlichen Kaese- und Tomatensosse aufs Brot zur Vorspeise habe ich endlich mal leckere Nudeln bekommen und Flo natuerlich wieder sein Fleischchen. Die Nudeln hier sind meist fad, die Canneloni und Lasagne sind immer aus Pannkuchen gemacht, was nicht wirklich schmeckt (kulinarische Askese!). Doch in dem tollen Ambiete mit Bildern, die aus Kaktusholz gemacht waren, fuehlten wir uns pudelwohl und kulinarisch bestens betreut. Im Hospedaje angekommen, hatten uns die Hausherren schon den Ofen in unserem Zimmer geheizt. Wir hatten mittags bezahlt und haben ein wenig mehr gegeben, weil wir am Abend vorher viel Holz verschuert hatten und zum Dank bekamen wir nun eingeheizt, dass es schoen wohlig war, als wir heimkamen. Ein Traum! Diesmal hatten wir nachts das Fenster weiter offen, doch immer noch war es uns zu heiss. Heute werden wir vorm Schlafen einfach nicht noch einmal nachschuehren. Wir sind hier wirklich in einem kleinen Paradies gelandet. Die Familie kuemmert sich ruehrend um uns und als ich heute nicht beim Fruehstueck war, wollten sie von Flo gleich wissen, was los waere, dabei wollte ich nur noch laenger schlafen:) Dieses Hostel ist mit Abstand das Beste, was wir bisher hatten und wir fuehlen uns rumum wohl dort und das bei einem sehr guten Preis von 90 Pesos pro Nacht (18 EUR).

Heute haben wir einen faulen Tag gemacht und uns ein wenig in der Stadt umgesehen. Cafayate ist ein nettes kleines Weinstaedtchen, in dem der höchstwachsende Wein Argentiniens gedeiht. Weit und breit ist die Stadt von Weinreben umgeben und den Wein kann man natuerlich in den Restaurants kosten, was wir gestern auch getan haben. Der Weinanbau profitiert hier von der geringen Luftfeuchtigkeit bei praktisch ganzjährig sonnigem Wetter und der Möglichkeit, die geringen Niederschläge durch modernste Bewässerungstechnik auszugleichen. Das Markenzeichen Cafayates sind prämierte Weißweine aus der Torrontes Riojano Traube.

So wie es aussieht, werden wir wohl bis Samstag hier bleiben und dann Cachi auslassen und direkt nach Salta weiterfahren, um dort am Sonntag das Auto abzugeben und dann auszureisen.

Morgen haben wir vor, uns Raeder (Bicis :) ) auszuleihen und ein wenig das Gelaende unsicher zu machen. Noch ist offen, ob wir von Salta aus nach Chile fahren oder gleich nach Bolivien, das haengt ein wenig von der politischen Lage in Bolivien ab, wo gerade Wahlen stattfinden und es reihenweise Proteste gibt. Dabei ist die Gefahr, dass wieder Strassen geblockt werden und wir tagelang irgendwo festsitzen, was natuerlich unschoen waere.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Susanne und Florian,
es ist wieder spannend und interessant euere Reiseberichte zu
lesen.Dabei kommt mir schon auch mal
der Gedanke,ob man nicht zu wenig
macht aus seiner Zeit,die man Leben
nennt.Nun,oftmals ist es ja auch nicht ganz einfach und es sind eine
Reihe von Schwierigkeiten zu meistern
Auf jeden Fall verfolge ich euere
Reise mit YouTube und bin erstaunt,
was da zu finden ist.In San Pedro
sah ich den RioFuy,über die Ata-
cama gibt es eine ganze Reihe von
Filmen und so habe Wüstenfüchse u.
Flamingos gesehen und in Licanabur
einen grossen Vulkan mit der Laguna
Verde.Versäumt dort nicht den
Sonnenuntergang,denn der ist schon
als Film traumhaft.
Nach einer wunderschönen,warmen
Frühlingswoche ist es bei uns wieder abgekühlt.Als kleinen Trost
gibt es das Ansbacher Stadtfest!
Weiter eine so tolle Reise und gute
und interessante Erlebnisse
wünscht euch
Uwe