Jetzt habe ich letzten Mittwoch erfahren, dass ein Autokauf in Bolivien innerhalb von drei Tagen machbar ist und man dann ueberall hin fahren kann. Schorsch (Jorge) erklaerte mir alles ganz genau. Man muss nur die folgenden Schritte machen bis man ein Auto angemeldet hat:
- Auto suchen und kaufen (klar)
- mit dem Verkaeufer zum Abogado und einen Kaufvertrag machen (standard)
- mit dem Verkaeufer zum Notario und den Kaufvertrag (und alle anderen Unterlagen) bestaetigen
- dort bezahlen
- zum Rathaus (Oficina de transporte) und das Auto dort anmelden und die Steuer zahlen
- zum Oficina de Policia und das Auto dort anmelden und den "Brief" bekommen
- Auto und Motor mit Cerveza begiessen und auf den Kauf anstossen
- Listo
Also ... gesagt, getan. Wir haben ueberschlagen, wieviel uns ein Auto bringt (keine dreckigen Busterminals mehr, keine strickten Abfahrzeiten, keine Begrenzung des Gepaecks auf die zwei Rucksaecke, Unterkunftsuche ohne Laufen oder ein wartendes Taxi, Einkaufen gehen, Orte sehen zu denen kein Bus faehrt, jederzeit anhalten koennen zum pinkeln ... naja dies ist nur das Wichtigste)
Nachdem wir lange ueberlegt hatten und sich der Plan von "kaufen und verkaufen in Bolivien" bis zu "kaufen in Bolivien und verkaufen in Ecuador" staendig veraenderte und mein Limit 5.000 Euro war, ging es mit der Suche los. Schorsch war voll in seinem Element. Um seine Familie mit zwei Kindern zu ernaehren gibt er nicht nur Spanisch-Stunden sondern faehrt auch Motorradtouren mit Touristen und kauft und verkauft ebenso Bikes, hauptsaechlich Enduros. Er kennt sich also mit dem Markt fuer "Moviles" aus und zeigte sich sehr angagiert und kompetent. Susi startete gleich in Ihrer Konversationsstunde mit ihm los (hinten auf seinem Bike) und besichtigte die ersten Kisten. Ein 4x4 sollte es fuer die Reise schon sein und gut beieinander, damit er die Reise auch uebersteht.
Nachdem wir die Klasse abgesteckt haben, ging es zum lokalen "Playa de Autos" ... dort gab es neben normalen Coches auch die Jeeps. Nachdem uns dort keine gefallen haben vereinbahrten wir gleich fuer naechsten Tag um 9 "a Punto" einen Termin mit Schorsch. Mitzubringen: eine Handy-Guthabenkarte fuer ihn und die aktuelle Tageszeitung "Correo".
Abends noch die Frage: Wie bekommt man "auf die Schnelle" ca. 4.000 Euros in Dollar wenn die Banken von Barauszahlungen nichts wissen wollen. Nunja, wir haben alle Karten gemolken die wir dabei hatten und haben gelernt, dass beim Abheben die deutsche Uhrzeit gilt. Fuer uns also einmal abheben vor 18 Uhr Ortszeit und einmal danach ... alles ist gut gegangen. Wir haben ausreichend Dolares fuer das Auto abgeben koennen. Ob die Limits noch fuer Essen und Unterkunft des restlichen Monats reichen wissen wir noch nicht. :*)
Donnerstag 9:00 Playa de Autos: 4 Jeeps besichtigt, keiner so richtig gut. Folgendes gelernt:
- Reifen sind wichtig ... muessen gut sein, inkl. Reserverad
- Motor ist wichtig
- aktuelle Modelle zum Kauf in Bolivien: anno '98 ... brandaktuell also
- nur gaengige Marken "Commerziales" nehmen, weil es sonst keine Ersatzteile gibt auf der Reise
- Automatik ist hier (auch bei 4x4 Jeeps) mega beliebt
- gebrauchte Autos stehen an jeder Strasse herum mit dem Schild "En Venta"
Nachdem Schorsch (sein Nachname ist uebrigens "Bueno" :-) ) saemtliche Anzeigen durchtelefoniert hatte und wir mittlerweile schon drei Verkaeufer mit dem Taxi angefahren hatten, standen wir vor einem Mitsubishi Pajero ... neuestes Modell anno '98. Guter Zustand "todo functiona". "¡Me gusta!"
Also weiter: Auto zum "Mecanico" , einem Hermano von Schorsch, bringen, der ist mit uns allen (Verkaeufer, Schorsch, Susi und mir) Probegefahren, hat Berge und Taeler erklommen, gebremst, am Lenkrad gewackelt, den 4x4 ausprobiert und das Auto fuer gut befunden.
Trotzdem ... 6.500 Dolares mussten noch zu verbessern sein und wir liessen den Verkaeufer ersteinmal schmoren und suchten weiter. Schorsch hatte ja genug Amigos, die Autos zu verkaufen hatten. Die mussten wir alle ansehen, kann ja sein, dass einer dabei ist. Ausserdem sollte es am Samstag einen tollen, riesigen Markt nur mit Autos geben. Die Preise wuerden zwar gleich sein, aber die Auswahl sei viel besser! Nun ja, nachdem wir an sich schon den richtigen Wagen gefunden hatten, waren wir nicht so sehr begeistert, noch bis Samstag zu warten ... dieser ist ideal, der Preis (wir waren inzwischen nach zwei Telefonaten bei 6.200 $) ok und wir haben eh keine Ahnung wie wir einen "guten" von einem "besseren" unterscheiden sollten.
Also: Das Fazit fuer Donnerstag nach stundenlangen Diskussionen: dieser Mitsubishi musste her. Schorsch liess sich zurueckrufen und wir vereinbarten einen Termin mit dem Verkaeufer fuer 8:30 am Freitag Morgen.
Abends wurden wir noch von drei Mitarbeitern des Instituts (unsere Unterkunft) gefragt, wie es denn mit dem Autokauf laeuft. Die wussten, dass Jorge sich gut auskennt und hatten ihn schon gesagt, dass es sich auf jeden Fall gut um uns kuemmern muss. Alle sind total lieb und um uns bemueht hier.
Freitag 8:00 de la mañana en la Plaza: Es ist arschkalt, noch kein Cafe hat offen, um uns mit "desayuno" zu erwaermen. Schorsch kommt puenktlich und wir sausen los auf der Suche nach einem Anwalt. In der "Abogado- und Notario-Calle" (wie es diese Strassen hier auch fuer Cafes, Modegeschaefte, Maerkte usw. gibt) war leider noch nichts offen ... nachdem wir drei mal auf und ab gelaufen sind, haben wir den Verkaeufer getroffen und er wusste einen Anwalt, der schon wach war. Nach 10 Minuten waren die Kaufvertraege unterschrieben: Zwei mit geschummelten Betraegen fuer die Steuer und ein Richtiger fuer mich. Danach ging es zum Notar (nein, man braucht hier keine Termine). Unterlagen vorlegen, in 3-facher Ausfertigung. Achja ... Notare wie Anwaelte sitzen hier in kleinen Bueroraeumen mit offener Tuer zur Strasse. Fuer Kopien joggt man schnell zum nebenanliegenden Copyshop, wenn der Notar telefonieren muss geht es zum naechsten "Point Entel" und der Client, der brav hinterher getrabt ist, zahlt die Telefonrechnung (1,5 Bolivianos = 15 Cent). Ob der Notar eine eigene Toilette besitzt, haben wir nicht herausgefunden. :-)
Nach dem Notario haben wir noch schnell den Verkaeufer zuhause abgeliefert (jetzt mit dem eigenen Auto) und an einer Tankstelle fuer 130 Bolivianos (plus 25 Bol fuer Octan-Flaeschchen) vollgetankt.
Dann ging es weiter zum "Rathaus fuer Autos" zur Anmeldung. Nachdem uns Nelson, ein Freund von Schorsch (er kennt hier alle und jeden) bei einer zickigen Beamtin "kommen sie heute Nachmittag um 14:30 wieder" weitergeholfen hat und wir den noetigen Wisch doch schon innerhalb von 2 Minuten in den Haenden hatten, waren wir 900 Bolivianos (Steuer) aermer.
Das Bier fuer den Freund spendiert Schorsch :-)
Die Polizei haben wir leider exakt um 1 Minute verpasst (11:31 Uhr), so dass wir erst um 16 Uhr erfahren haben, dass uns noch zwei Fotos von mir mit rotem Hintergrund fehlen. Nachdem uns der Notario mit unseren Unterlagen leider auch versetzt hatte ("es war zu viel zu tun") mussten wir leider den Plan mit der Abreise am Samstag begraben und bleiben nun doch noch bis ca. Dienstag hier. Bis dahin sollte alles fertig sein und wir sind dann stolze Besiter eines neuen, angemeldeten Autos.
Achja ... die Versicherung. Die haben wir noch schnell am Freitag Abend gemacht. 80 Bolivianos fuer die hiesige "SOAT" fuer ein Jahr.
Heute (Samstag) haben wir noch schnell die fertigen Unterlagen vom Notar geholt (168 Bolivianos fuer den ganzen Vorgang = 17 Euros) und die Fotos ... ungewohnt mit ohne Haare :-)
Fuer morgen ist eine kleine Tour "en el Campo" mit Schorsch's Familie angesagt (Gabi ist 9 Jahre alt und Fabi 11). Die Gelegenheit fuer uns ist klasse weil wir die "Geheimtipps" gezeigt bekommen und fuer ihn ist es toll weil er sonst mit seiner Family niemals gemeinsam weg kommt- er hat kein Auto. BBQ mit bolivianischer Familie ... das haetten wir uns nicht besser wuenschen koennen.
Am Montag werden wir noch die restlichen Unterlagen vom Amt und der Policia holen und dann gehts weiter...
Achja, wir haben uns fast tot gelacht, als eine Minute nachdem wir in unserer neues Auto eingestiegen waren, jemand an's Fenster geklopft hatte: "¿Quanto cuesta el coche?" (Wieviel kostet der Wagen?) ... unsere groesste Sorge war - und ist - naemlich noch der Verkauf des Autos. Anscheinend besteht aber durchaus Interesse ...
Gelernt: In Bolivien gibt es zwar Oelquellen ohne Ende, aber kein Superbenzin. "It is better for the Motor to fill in this Bottle after the Gasolino." Inhalt der Bottle: "Extra-Octan" statt Superbenzin.
2 Kommentare:
Ich wollte auch mal wieder hallo sagen in die Ferne. Hab euch nicht vergessen und verfolge den Blog mit grossem Interesse und bin seit gestern auch stolzer Besitzer eines Trekking-Rucksackes ;) Ok es ist ein Damen Rucksack aber laut Hersteller auch für zierliche Männer gedacht *g*
Schreibt fleissig weiter und passt auf euch auf!
Gratuliere zum Rucksack! Das wichtigste ist dass er Dir passt ... auch wenn Du Treppen rauf und runter gehst und dass er nicht drueckt. Alles andere ist egal ... kannst ja die rosa Blumen einfach uebermalen *grins* wenn er welche haben sollte.
Liebe Gruesse,
Flo
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