Montag, 16. Juni 2008

Carreras, Rio und Policia

Am Samstag sind wir um 11 Uhr beim Fotoladen aufgeschlagen und wollten wie vereinbart Flos Verbrecherfotos mit rotem Hintergrund abholen, die fuer den Eigentuemernachweis Carnet de Propriedad (wie bei uns ein Fahrzeugbrief) noetig ist. Leider waren die Fotos nicht fertig, obwohl sie schon bis zum Vorabend fertig sein sollten. Die Dame hinter dem Schalter erzaehlte etwas von "die Karte war unlesbar" und dann von "die Fotos konnten nicht gedruckt werden", wir sollten warten oder nochmal kommen. Wir entschieden uns fuers warten, da pure Anwesenheit in der Regel immer das Beste ist, um zum Ziel zu kommen. Nach ca. 30 nervoesen Minuten, einigen Nachfragen und diversen Telefonaten der Dame sind die Bilder ploetzlich aufgetaucht. Alles gut. Jorge sollte auch schon da sein, doch leider hatten wir immer noch keine bolivianische SIM Karte, so dass wir ihn nicht erreichen konnten. Nach einem Anrufversuch im naechsten Telefonshop wussten wir immerhin, dass er noch auf einer Motoradtour ist und dass es ein Problem mit einem Moto gibt, so dass er spaeter kommt. Die Verbindung in die Pampa war alles andere als gut. So sind wir allein zum Notario und hatten 10 Minuten spaeter alle Papiere von dort abgeholt (168 Bolivianos aermer). Dann haben wir uns aufgemacht und einen VIVA Shop gesucht, denn dort wollten wir die SIM kaufen. Laeden dazu gibt es zu Hauf und einige Minuten spaeter hatten wir fuer 30 BS die Karte samt Nummer und 25 BS Guthaben. Leider stellte sich die Aktivierung als nicht so einfach heraus. Ich musste die Nummer 100 anrufen und hatte dann eine nette Dame am Telefon, die mir zig Fragen gestellt hat. Und das in spanisch. Ein echter Haertetest, aber mit Bravour bestanden. Der erste Test mit der neuen Nummer hat ebenfalls geklappt, 2Min spaeter hatte ich schon Jorge an der Strippe. Nun koennen wir hier endlich telefonieren. Juhu. Wir sind dann in den groessten Park von Sucre gelaufen, der gleich um die Ecke war und haben das Nichtstun genossen. Immerhin waren die letzten Tage mit dem Auto echt anstrengend :)

Am Samstag und Sonntag fand in Sucre ein Auto- und Motorradrennen mitten in der Stadt statt. Dementsprechend war die halbe Stadt gesperrt und ueberall die Hoelle los. Am Samstag fuhren Autos, die direkt durch die Strassen rasten ganz nah an uns vorbei. Absperrungen gab es so gut wie keine, Menschen dafuer um so mehr. Nicht ganz ungefaehrlich das Ganze und fuer Deutschland undenkbar. Aber interessant und spannend. Am Sonntag wollten wir mit Jorge und seiner Familie zum Picknick aufs Land fahren und so rief uns Jorge um 8 Uhr in der Frueh schon an. Was fuer eine Uhrzeit. Aber das hatte durchaus seinen Sinn. Um 9 Uhr sollte das Motorradrennen direkt an unserem Haus vorbeigehen, so dass wir dann keine Chance mehr gehabt haetten, das Auto fuer den Tag aus dem Hof zu fahren. So sind wir auf die Strasse gespurtet und hatten aber schon Pech. Wir kamen genau 10 Meter bis zur Kreuzung, dann war gesperrt. Und schon rasten die ersten Motorraeder in einem Affentempo an uns vorbei. Mist. Zu spaet. Ich habe den Polizist befragt, wann wir denn die Strasse passieren koennten und er stellte in Aussicht, das wuerde nicht lange dauern. Nach 15 Minuten waren auch die Quads durch und Flo dufte fahren. Wir haben das Auto so geparkt, dass wir um 10 Uhr wegfahren konnten. Zu dem Zeitpunkt waren auch Jorge samt seiner Frau Ines und den Kindern Fabi (Fabiola) und Gabi (Gabriela) schon am Auto. Wir sind zu sechst im Auto losgefahren und Jorge hat es sich nicht nehmen lassen, die Kjarkas aufzulegen. Die neueste CD der bekanntesten bolivianischen "Volksmusikband", auf die hier jeder steht und die wir am Markt erstanden hatten. Jorge hat zum Leidwesen seiner Toechter wieder mal aus vollem Halse mitgesungen, geschluchtzt und geheult. Wir sind auf der ¡Strasse! Richtung Cochabamba gefahren und sind nach ca. 30 Kilometer in einem kleinen Dorf gelandet. Dort sollte es "Mittagessen" geben. In einem "Restaurant" (Raum mit ein paar alten Tischen und Hockern) und haben dort "Picante" gegessen. Das ist ein Huhn aus dem Ofen mit Reis, Kartoffeln und einer sehr scharfen roten Sosse. Sehr sehr lecker. Ganz unser Geschmack. Und das Ganze fuer 8 BS. Danach haben wir bei einem Stand Ziegenkaese und Brot als Wegzehrung gekauft. Dannach gings weiter zum Fluss. Dem Fluss waren wir vorher schon 15 km gefolgt und kein Wasser in Sicht. Das musste sich Jorge von uns allen anhoeren, denn er hatte behauptet, es gaebe dort Wasser. Der Weg zum Fluss war ein echter Acker, so dass wir unser Auto gleich testen konnten und: Test gut bestanden. Schorsch (wie wir den Jeep nach seinem Entdecker benannt haben, der alternative Name waere "Schildkroete" gewesen weil das Ding so zockelt beim Bergauffahren) mag anscheinend lieber Steine als Asphalt. Und wir stellten fest: der Rio hatte Wasser. Natuerlich wollten wir nicht auf der Seite des Flusses bleiben, wo unser Auto stand, sondern auf die andere Seite. Bruecke gibt es keine, nur ein paar Steine zum Draufsteigen. Da der Fluss hier echt breit ist und die Steine nicht sehr vertrauenserweckend aussahen, hiess es Schuhe aus und durch. Wir sind bis zum Oberschenkel durch die Bruehe gewatet und mehr gerutscht als gelaufen, aber geschafft. Die Maedels hatten Schuhe fuers Wasser, das hatten wir natuerlich nicht gewusst. Jorge ist als Letzter in der Reihe gescheitert. Er hatte diverse Tueten, Hose und Schuhe im Arm und ist weggerutscht und schon war so einiges aus seiner Tasche im Wasser gelandet. Fabi spurtete zurueck, nachdem Jorge echt arm aussah. Sie suchten im Wasser nach Geld und Schluessel und wir haben gelacht :) Das Ganze sah einfach zu komisch aus. Nachdem wir alles hatten, suchten wir uns einen netten Platz auf den Steinen. Die Maedels spielten im Wasser, wir assen und tranken und beobachteten die Leute, die ebenfalls ueber die Steine balancierten. Ein toller Platz, um sich zu amuesieren. Natuerlich hat es auch einige reingelegt, doch das Beste war eine mollige Frau, die bis zur Mitte kam und dann von ihrem Mann geschultert werden musste, weil sie sich nimmer weiter traute. Wir haben echt drauf gewartet, dass das Dreamteam im Wasser landet, samt Tueten voll Klamotten. :)
Nachdem wir letztlich alle Suessigkeiten und die Quesos aufgegessen hatten sollte es Richtung Bruecke gehen (es gibt hier EINE Bruecke ... ). Also alle Sachen ins Auto, ja richtig, das hiess wieder ueber den Fluss. Danach sollte es wieder zurueck (also erneut durch den Fluss) und nachdem wir gerade alles getrocknet hatten und die Schuhe gerade frisch angezogen waren haben wir uns (natuerlich) geweigert. Sie haetten ja was sagen koennen unsere Bolivianos :-)
Also ging es den "Abenteuerweg" ganz eng an unserem Ufer entlang, durch Unterholz und ueber kleine Baechlein und durch Gestruepp zur Bruecke. Die drei Maedels sind auf der anderen Seite mit Ihren Wasserschlappen natuerlich 5 mal so schnell gewesen.

Die Bruecke: Eine Haengebruecke aus Stahlseilen mit Holzplanken und ... einer Eisentuere die nur geoeffnet wird wenn man 1 Bol pro Person zahlt. Sie wurde hinter jedem Besucher wieder verschlossen - mit einem Vorhaengeschloss. Die "Waerterin" ist eine einheimische Frau mit Zoepfen, Roecken und gesundem Geschaeftssinn. Nachdem sich zwei Bengel durchgemogelt hatten ist sie ihnen die ganze Bruecke schimpfend nach gelaufen.

Zurueck ging es auf dem gleichen Weg wie hin und Jorge ist diesesmal nicht in den kleinen Back gestuerzt.Man muss dazu sagen ... er ist fast so blind wie ich (Flo) und kann sich aber leider nur eine viel schwaechere Brille leisten.Texte liesst er mit der Nase auf dem Blatt, an Schilder kommt man hoffentlich nah genug heran um sie zu sehen *grins*

Der Rueckweg war ziemlich unspektakulaer und wir haben die Familie gegen 18 Uhr wieder abgeliefert. Der Nachhauseweg ging noch an diversen Sand-Barrikaden vorbei die extra fuer das Rennen aufgeschuettet worden waren - und der Stadt sicher noch ein paar Monate lang erhalten bleiben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hallo ihr zwei Lieben, heute will ich nun auch eine Nachricht hinterlassen. Es ist schon atemberaubend und auch kräftezehrend was ihr zwei da schultert. Aber diese Abenteuer werden euch unvegesslich bleiben, deshalb auch ganz bewußt genießen!!!!!
übrigens ist es da bei uns schon einfacher ein Auto zu erwerben!
Uwe und ich, wir zwei fahren von Mittwoch bis Freitag ins Elbsandsteingebirge und nach Dresden, Wohlfühltage zum genießen und neues kennen lernen. Alles Liebe und weiterhin alles Gute
-Susu-mama-