Donnerstag, 26. Juni 2008

Ein paar Tage im Dschungel

Am Mittwoch ging es los ... mit dem Auto nach Chapare, einer Region im Osten von Cochabamba in den Ort Villa Tunari. Wir hatten uns von Alfredo, Anitas Stiefpapa schnell ueberzeugen lassen, dass wir diese Ecke von Bolivien unbedingt sehen muessen. Zuerst hatte Maribel, Anitas Schwester ueberlegt, uns zu begleiten, doch leider durfte sie an der Uni am Freitag nicht fehlen. Pruefungen gehen vor!
Wir sind wieder mal erst Mittags losgekommen, wie immer. Doch das war nicht weiter schlimm, denn die Strecke sollte nur 150km lang sein und die Strasse asphaltiert sein. Nach den ueblichen diversen Polizei- und Zahlkontrollen sind wir eine wundervolle Strecke gefahren. Irgend jemand hatte uns gesagt, dass dort alles eben sei, doch davon war aber gar nichts in Sicht. Nachdem wir den Talkessel Cochabamba verlassen hatten, kamen nur noch Berge. Die Strassen hatten zwar diverse Loecher und immer wieder gab es "instabile Zonen", die nur mit Steinen gepflastert waren, doch in der Rangliste der bolivianischen Strassen war diese echt als top anzusehen. Auf dem Weg haben wir massenweise Tiere (Kuehe, Schweine, Schafe, Pferde, Hunde) am Strassenrand gesehen, die rot und rosarot angesprueht waren. Zuerst hatte ich noch an einen Scherz geglaubt, doch dann hat sich rausgestellt, dass die Tiere zu San Juan (24.6.) rot angemalt werden, damit sie viele Nachkommen produzieren. Demnach war wirklich alles rosa, war sich nur auf 4 Beinen bewegt hat. Sah echt witzig aus. Nach ca. 50 Kilometern kamen wir in Nebel. Kaum zu fassen, dass wir hier nach 11 Wochen das erste Mal Nebel sahen. Der war so dicht, dass man kaum was sah und schon hatten wir auch bemerkt, dass die Landschaft von relativ trocken mit wenig Vegetation in Wald, Buesche und gruene Wiesen gewechselt hat. Wir waren im Regenwald angekommen. Draussen wurde es immer feuchter und nach weiteren 50km war auch die Sonne wieder da. Aber es war nicht sehr warm. Wir sahen die ersten Fluesse in Bolivien, die richtig Wasser fuehrten. Die meisten sind im Winter fast wasserlos, weil gerade Trockenzeit ist. Die Landschaft war superschoen und endlich mal alles gruen. Wir sind gegen 16 Uhr in Villa Tunari angekommen, einem kleinen Ort mitten im Dschungel mit mehreren Fluessen. Alle sind Zufluesse des Amazonas, der hunderte von Kilometer entfert von hier ist. In Villa Tunari (230 Hoehenmeter) haben wir uns entschieden, da wir ja unser Autos haben, eine Unterkunft mitten im Nichts zu waehlen. Das Hotel "El Puente" ist ca. 3km vom Ort entfernt mitten im Wald, ebenfalls ein einem Fluss. Traumhaft. Absolute Ruhe - so der erste Gedanke. Wir hatten ein schoenes Zimmer in einem tollen Garten und wir waren echt erstaunt als uns hinter der Rezeption Paula in perfektem deutsch begruesste. Sie ist etwa in unserem Alter und hatte 8 Jahre in Deutschland gelebt. Sie hat uns alle gezeigt und auch erklaert dass man hier im Hotel verschiedene Touren buchen kann.
Wir haben - um vergleichen zu koennen - im Ort noch nach einem Anbieter fuer Touren gesucht, da wir hier in Chapare unsere Wanderleidenschaft ausleben wollten. Sozusagen vom "Flachland" aus und nicht mit einem Start bei bereits 2.500 Metern.
So haben wir Jose gefunden. Dieser mehrere Touren anbieten kann. Von einem Tag bist zu vier Tagen - von 230 Hoehenmeter bis auf 4700. Die letztere war uns zu anstrengend. Wir hatten uns schnell fuer eine zwei Tages Tour interessiert, die eine Uebernachtung im Wald beinhalten sollte. Susi haette da Ganze sofort gebucht, Flo war da etwas vorsichtiger. Wir hatten einen netten Plausch mit Jose auf Spanisch, der uns ca. 2 Std lang alles ueber den geplanten Trip berichtete. Flo war immer noch skeptisch. So haben wir uns entschieden ihn zu fragen, wie denn das im Falle eines Notfalls im Wald waere, man weiss ja nie. In dem Moment ist ein 4cm grosser dicker Mai-Kaefer gegen die Lampe geflogen und Jose hat ihn aufgehoben und sich auf die Hand gesetzt. Er meinte solch einer waere leider nur 1 Boliviano wert, doch die grossen mit den Hoernern, die 10cm gross sind, sind 80 BS wert und die gibt es im Wald. Als er dann von Schlangen, Skorpionen, Spinnen und sonstigem berichtete, waren wir schon nimmer so begeistert. Er meinte, er haette den Hund dabei, zur Sicherheit, doch das war uns einfach nicht geheuer. Dieser wuerde auch nicht im Zelt schlafen ... keine Angst. Als er dann von einer anderen Tour kuerzlich berichtete, bei der ein Israeli von einer Schlange gebissen wurde und der am naechsten Tag eine so dick angeschwollene Hand hatte, dass Krankenhaus angesagt war, fanden wir das nicht mehr so lustig. Die Strecke von "Mitten-im-Wald" bist ins Krankenhaus, das dauert. So haben wir vor der Uebernachtung im Wald gekniffen und erst mal offen gelassen, was wir machen.

Am Donnerstag sind wir mit Paula zur "Jungla" gefahren. Das ist eine Art Hochseilgarten mitten im Urwald. Mit dem Auto mussten wir wieder mal durch einen Polizeiposten und da wir die Papiere vergessen hatten, war umdrehen angesagt. Ohne Papiere kamen wir nicht mal mit Paula weiter. Am Posten wird jedes Auto genau registriert, denn in Chapare werden viele Drogen angebaut (vor den Haeusern lagliegen immeren Berge an Koka-Blaettern zum Trocknen aus) und da will man wissen, wer wann wohin gefahren ist.
Die Jungla ist toll gemacht. Mitten im Wald gelegen sind die Stege und Seile von Baum zu Baum gespannt. Nur die Holzkonstruktionen sind zum Teil ganz schoen wacklig. Zwei grosse Papageien haben uns gleich am Eingang begruesst. Ich (Susi) muss gestehen, dass ich ganz schoen feige war, was die Schaukeln im Urwald angingen, doch so ganz ohne Sicherung war mir das zu gefaehrlich. Flo und Paula haben die 8 und die 12m hohe Schaukel mit Bravour gemeistert und sind erst bei 18m ausgestiegen. Am Ende haben wir unsere Fuesse noch im Fluss gebadet, mit einen richtigen Sandstrand, ein wahres Paradies.

Anschliessend haben wir uns dafuer entschieden, noch zum Orchideengarten zu fahren. Der Garten ist von einem schwulen deutschen Paaerchen angelegt worden die darauf hin gleich eine kleine "Szene" in Villa Tunari gegruendet hatten.
Leider gab es, als wir dort waren, wenige Orchideen die gerade bluehten, doch die Krokodile und Kaimane im Teich haben uns echt faszininiert. Nur nicht zu nahe kommen (Susi). Im Garten gibt es allerhand interessante Pflanzen, so z.B. viele Wanderpalmen, die ca. einen Meter ueber dem Boden Wurzeln aus dem Stamm wachsen lassen bis diese den Boden erreichen. Dabei sind immer ca. 4-10 Wurzeln am Boden und die, die wenig Wasser bekommen, fallen ab. Die neuen wachsen dann dort am Boden an, wo viel Wasser ist. Die Baeume sind riesig und haben nur ganz oben Blaetter. Zudem gibt es viele Ameisenkobel an den Baeumen. Diese sind bis zu einen Meter gross und beherbergen Tausende von Ameisen. Wir haben Ameisenstrassen gesehen, die ueber weite Strecken durch den Wald und ueber die Wege fuehren. Die Ameisen schneiden Blaetter von den Baeumen und transportieren sie durch den halben Wald. Paula hatte ein Blattstueck aufgehoben, das im Vergleich zur Riesenameise gigantisch gross war. Die Ameise hat ihr Blatt verteidigt und sich daran festgeklammert, bis es Paula wieder auf den Boden gesetzt hatt.

Nachmittags haben wir dann im Hotel den Fluss gesucht, der gleich daneben sein sollte. Nach ca. 5min Abstieg im Wald hatten wir ihn schon. Ein wahres Idyll mit mehreren Becken, in denen man baden kann und dazwischen gibt es Steine und kleine Wasserfaelle. Im Hotelgarten gibt es drei Wegezu Fluss und da wir den ersten genommen hatten, wollten wir am Fluss entlang zum letzten laufen und dort wieder hoch in den Garten. Gar nicht so einfach, ohne durch´s Wasser waten zu muessen. So haben wir uns mit grossen Steinen eine Bruecke gebaut und sind so tatsaechlich ans Ziel gekommen. Muehsam, aber es hat super Spass gemacht. Der Fluss ist nur vom Hotel aus zugaenglich und demnach ein absoluter Traum. Abends haben wir dann den Luxus unserer Badewanne testen wollen. Die erste nach Buenos Aires. Wasser gibt es hier ja genug da es aus dem Fluss kommt und damit kostet es niemanden etwas. Leider hatten wir nur heisses Wasser in der Wanne, kaltes kam keines mehr ... so konnte ich unmoeglich baden. Flo musste also draussen die Gastherme und saemtliche Haehne ausprobieren. Nix. So ging er also zur Rezeption und versuchte dem Mann irgendwie klarzumachen, was Sache war. Nachdem sie zu zweit rumgemacht hatten, hiess es ploetzlich, in 15 min sei wieder Wasser da. Also erst mal was essen, danach hat es wirklich funktioniert! :-)

Am Freitag hatten wir mit Paula verabredet, eine Tageswanderung mit ihr und einem Guide zu einem Wasserfall zu machen. Leider hatte es schon die ganze Nacht geregnet, so dass es auch am Morgen nicht aufhoerte. Wir waren eben im Regenwald. Alles halb so wild, immerhin war das erst unser 3. Regentag in 11 Wochen und wir haben das Rumgammeln genossen. Nur die Wanderung war damit dahin, vor allem da auch fuer den naechsten Tag kein besseres Wetter angesagt war. Ich bin an dem Nachmittag kurz ins Dorf gefahren, ein paar Sachen kaufen. Nicht dass es einfach war, Butter zu kaufen, es gab einfach nichts. Und Bananen sind auch nicht einfach zu bekommen, auch wenn man im Urwald tausende von ihnen finden kann. Die Menschen wollen einem zum Teil einfach nichts verkaufen. Immerhin hatte ich am Ende alles zusammen (bis auf Butter) und bin zurueck zum Zimmer. Abends hat uns Paula dann erzaehlt, dass jemand vom Dorf angerufen haette, der wissen wollte, was unser Auto kostet. Sie hatten mich gesehen mit dem Auto, auf dem immer noch "En venta" klebt und haben herausgefunden, wo wir wohnen. Auch die Hotelangestellten waren ganz vernarrt in das Auto, denn so eines wollen sie fuer das Hotel kaufen ...

Nachdem am Samstag noch kein besseres Wetter in Sicht war, hatten wir uns entschieden, abzureisen. Kaum hatten wir alles gepackt und fertig, kam die Sonne. Naja, auch egal. Schliesslich haben wir ja immer noch die Vision, Ecuador doch noch mit dem Auto zu erreichen.

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