Samstag, 21. Juni 2008

Hilfe, wo ist denn hier ein Zahnarzt?

Gestern haben wir in der Frueh erst mal ausgeschlafen (nachdem uns die Militaers gegenueber in aller Fruehe mit ihren Singuebungen aus dem Bett geholt hatten) und das amerikanische Fruehstueck genossen. Immerhin gab es 3 Sorten Brot, eine absolute Sensation, wenn auch dazu nur Butter (con Sal) und Erdbeermarmelade, aber immerhin. Anschliessend Waescherei suchen und die Waesche der Fahrt mit den restlichen 2kg Dreck abgeben. Ihr koennt euch gar nicht vorstellen, wie dreckig man nach 2 Tagen im Auto sein kann, wenn einem staendig der Staub um die Ohren fliegt. Ok, ich gebe zu, ich war daran nicht unschuldig, weil ich die Fenster einmal genau dann aufgemacht hatte, als ein LKW heranraste. Da haben wir echt ganz schoen geroechelt.

Naja. Dann haben wir uns um 11 Uhr auf den Weg gemacht und wollten das Auto waschen lassen, dass es bis um 15 Uhr (unserem Treffen mit Nancy) schick ist und man nicht wieder nach 2 Min Sitzen duschreif ist. Leider hat uns die Autowascherei mitgeteilt, dass das Waschen einen halben Tag dauere, den wir natuerlich nicht hatten. Da in der Stadt so viel Verkehr war, haben wir es aufgegeben, eine weitere Auto-Wascherei zu suchen und damit ist das Auto nun immer noch eine Drecksschleuder. Mittags haben wir nach dem Almuerzo im Sucremanta (leckeres Restaurant) noch einen Kaffee/Tee getrunken. Dort haben wir einen bolivianischen Amerikaner getroffen (ca. 80 Jahre alt), der uns sein halbes Leben ausgebreitet hatte. Sehr interessant, zumal wir am Ende sogar seine Adresse hatten. Weniger schoen war, dass ich mir beim Beissen in einen harmlosen Keks einen Teil meiner Fuellung meines rechten oberen Backenzahns rausgebissen hatte. Flo wollte zuerst nicht glauben, dass das Teil in meiner Hand meine Fuellung ist und nicht der Keks. Aber doch, denn ich spuerte das Loch, vor allem abends beim Essen ...
Nun hatten wir erstmal Nancy empfangen, die mit uns zum Mecanico fuhr, den sie kennt. Dort haben wir das Auto zum Allroundcheck gelassen, denn wir wollen auf Nummer Sicher gehen. Nachdem uns Nancy noch in die beste Empanaderia Cochabambas geschleppt hatte, wussten wir: Empanandas hier sind genial. Viel besser als wo anders. Hier gibt es am Morgen Salteñas. Teigtaschen mit Fleischfuellung und viel Saft drin, mit denen man sich zu 100% die Klamotten einsaut, wenn man reinbeisst. Ab Mittags gibts nur noch Empanadas, die sehr aehnlich sind, nur dass sie innen fest sind und mit Kaese oder Locoto (scharfer Paprika) gefuellt sind. Megalecker.

Nach einer sehr ruhigen Nacht haben wir heute beschlossen, dass ein Zahnarzt her muss. Mein Loch drohte groesser zu werden und tat weh. Der Plan, das auszusitzen, ging nicht auf und immerhin befinden wir uns in einer Stadt mit fast 600.000 Einwohnern. Da sollte es wohl einen Zahnarzt geben. Aber: Gar nicht so einfach, einen guten zu finden. Also: An der Rezeption nachgefragt, die den Hinterhof-Klempner gegenueber empfahl. Nachdem der nur einen Miniraum und ne angeschaltete Glotze zu bieten hatte, war mir das Ganze zu heiss. Nur kein Risiko eingehen. So haben wir im Internet gesucht, da Nancy nicht erreichbar war. Nix. Das Internet hatte keinen einzigen Zahnklempner in Cochabamba zu bieten. Sehr frustrierend. Nachdem ich schon kurzzeitig gegen 12 Uhr den Kopf in den Sand gesteckt hatte, kam Flo mit dem Telefonbuch an und dort suchten wir weiter. Nix unter: Dentista, Clinica Dental. Null. Am Ende haben wir durch Zufall entdeckt, dass hinten alle Zahnaerzte zusammengefasst sind. Am besten hat mir "Sandys Family Dentist" gefallen. Eine Familie, die aus 3 Zahnaerzten besteht und die alle Sandy heissen und angeblich englisch sprachen. Ich rief an, es stellte sich raus, englisch kann keiner. Der englischsprechende Zahnarzt ist gerade in USA. Aber man fragte mich, was ich noch spreche und nach der Antwort "Deutsch" kam mir schon nettes Bayrisch entgegen. Die Sprechstundenhilfe/Dame am Telefon hiess aemlich Anita und kommt aus Muenchen. Was fuer ein Glueck. Sie sagte, die Aerztin sei schon im Feierabend (immerhin ist heute Samstag, kurz nach 12), aber ich sollte kurz warten. 2 Min spaeter meinte sie, wir sollen noch kommen. Wir sind mit dem Taxi hingespurtet, Anita hat schon auf uns gewartet. Die Praxis war zwar klein, aber nagelneu und machte einen sehr professionellen Eindruck. Ihre Chefin hat sich meinen Zahn angesehen und geroentgt. Nach einer starken Spritze und diversen Bohraktionen (leider aufgrund meiner Spritzenresistenz nicht schmerzlos) war klar, dass ich doch kein Karies hatte, sondern nur eine kleine Infektion wegen dem kaputten Zahn. Die alte Fuellung wurde komplett rausgemacht (war ja immerhin 10 Jahre alt) und mit einem Provisorium aufgefuellt. Am Montag muessen wir nochmal hin, um die Endfuellung zu bekommen. 340 BS (34 EUR) soll uns der Spass insgesamt kosten. Dank Anita war die Kommunikation sehr einfach und sie hat uns auch noch den Supermarkt gegenueber empfohlen, der tatsaechlich deutsches Koernerbrot hat. Unglaublich. Das erste in 10 Wochen. Nur schade, dass ich kaum den Mund aufmachen kann...

Anita war echt besorgt, rief nachmittags nochmal an und meinte, wenn was waere, sie sei immer erreichbar. Abends hat sie uns sogar nochmal angerufen und gesagt, dass sie auch noch in einer leckeren Pizzeria arbeite und wir unbedingt vorbeikommen muessen. Morgen, haben wir ausgemacht. Somit hatten wir echt Glueck im Unglueck mit dem Zahn.

Um 15 Uhr sollte unser Auto fertig sein und so haben wir um 14 Uhr nachgefragt. Wie immer hier war natuerlich nichts fertig. Es hiess 16 Uhr. Nancy war schon auf dem Weg zu uns und unaufhaltbar. So sind wir mit ihr und Omar, ihrem Sohn (wohnt seit 8 Jahren in Muenchen und ist hier gerade auf Besuch) zum Markt, einen Benzinkanister kaufen. Als Reserve, wo es hier doch so wenig Tankstellen gibt. Anschliessend rief uns der Automechaniker an, dass Schorsch (unser Auto) heute nimmer fertig wuerde, weil ihm ein Teil fehle, was er erst am Montag bekaeme. Ok. Bravo. Aber so wars. Nachdem wir noch im Globus waren (Cafe am Prado, der Flaniermeile), das superleckeres Eis hatte, sind wir auf die Suche nach einem Bus gegangen, der uns zu Nancy nach Haus bringt. Nachdem wir 30 Min gesucht und gelaufen sind, aber alle vorbeifahrenden Busse voll waren, hatten wir endlich einen. Flo gab mir noch sicherheitshalber den Foto fuer den Bauchgurt, da er ihn in seiner Hosentasche nicht sicher genug fand. Er stand dann mit Omar hinten im Gang, ich sass mit Nancy vorne zwischen 30 Leuten. Ich war noch so doof, da ich am Eingang sass und habe das Fahrgeld von 2 Fahrgaesten an den Fahrer weitergereicht, weil sie nicht bis zu ihm durch kamen. Bei einer dieser Aktionen muss mir wohl einer unbemerkt den Bauchgurt geoeffnet und die Kamera geklaut haben. Ploetzlich stieg einer aus dem vollen Bus aus und da hab ich es gemerkt, doch es war zu spaet. So ein Mist. Die Kamera ist weg! Nur gut, dass es Flos Kamera war, die er mir noch zum Aufbewaren gab, weil sie dort sicherer war. Haha. Nun haben wir am Montag wieder mal was zu tun. Neue Kamera kaufen. Nancy hatte von all dem auch erst mitbekommen, als ich es bemerkt hatte.

Bei Nancys Haus angekommen, haben wir gestaunt. Ein wunderschoenes grosses Haus. Wow. Mit kleinem Garten mit Bananen, Limonen, Chirimoya (Zuckerapfel), Papaya. Ihr Mann ist sehr nett, auch wenn er wie Nancy gar kein Deutsch kann. Nancy hat fur uns ein typisches Gericht aus Cochabamba gekocht. Fleisch mit dunkler Sosse aus Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten, dazu Reis. Zum Essen gab es natuerlich Jajua, eine bolivianische scharfe Sosse aus Locoto, Tomate und Kraeutern. Diese Sosse isst scheinbar jeder Bolivianer zu jedem Essen, Jorge konnte ohne sie nichts essen. Nicht mal Tortilla. Alles sehr lecker. Den Rueckweg haben wir mit dem Taxi gemacht, sicher ist sicher.

P.S. Muelleria scheint ein Laden zu sein, der sich um technische Federn kuemmert, denn muelle heisst Feder. :)

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