Montag, 23. Juni 2008

Fauler Tag mit Pizza

Heute haben wir mal einen superfaulen Tag gemacht. Zum Teil freiwillig, zum Teil unfreiwillig. Wir haben ausgeschlafen und hatten eigentlich den Plan, nachmittags was in der Naehe des Hauptplatzes zu essen und dann auf den Berg hier mit der riesigen Christusstatue zu steigen, von dem man einen tollen Blick ueber die Stadt haben soll. Die Statue ist angeblich hoeher als die in Rio de Janeiro und man kann innen hochsteigen und durch die Augen rausschauen. Am Plaza angekommen, hatte schon mal kein einziges Restaurant oder Cafe offen, so dass wir Hunger hatten und nix war in Sicht. Bei uns ist ja am Sonntag schon der Gehsteig hochgeklappt, aber hier ist wirklich kein Mensch auf der Strasse. Unglaublich. Dann haben wir versucht, ein Radio Taxi zu finden. Es gibt hier 2 Arten von Taxis. Einmal die normalen, die vorne an der Scheibe nur ein Taxischild haben, diese werden von Privatpersonen gefahren. Und dann gibt es die Radio Taxis, die einer Taxifirma angehoeren. Nachdem uns Omar gestern gesagt hat, dass selbst er als Einheimischer nur mit den Radio Taxis faehrt, weil die anderen gefaehrlich sind (wir haben uns bisher nie darum gekuemmert, welches es war), haben wir beschlossen, in Zukunft auch immer diese Taxis zu nehmen. Leider haben wir ca. 15 Taxis vorbeifahren sehen, doch keines war ein Radio Taxi. Dann war es uns zu dumm und wir sind zurueck zum Hotel. Immerhin lief gerade Fussball-EM Spanien-Italien und das Spiel war echt spannend. Und das Vollkornbrot aus dem Supermarkt "Super Haas" wartete.


Abends hatten wir mit Anita von der Zahnarztpraxis ausgemacht, dass wir in der Pizzeria essen, in der sie noch nebenbei arbeitet. Sie hat sich riesig gefreut, als wir gekommen sind und uns ihren Chef Jonny vorgestellt, einen ehemaligen Laeufer von Bolivien, der schon viel in der Welt herumgekommen ist und auch 2 jahre in Deutschland war. Seine Pizza war ausgezeichnet, mit ganz frischen Zutaten, was man hier bei Pizzen sehr selten findet. Und billig war sie noch dazu.

Wir haben nebenbei so einges ueber Anita erfahren, so auch dass sie Nancys Sohn Omar aus Muenchen kennt. Wie klein doch die Welt ist. Sie ist 28 und vor 2 Jahren nach Bolivien gekommen, weil ihre Mutter und ihre 5 Halbgeschwister hier leben. Mitgebracht hat sie ausserdem ihre 75jaehrige Oma, die daheim mit ihren ca 700 Euro im Monat kaum ueberleben kann, waehrend sie hier damit ganz gut auskommt. Anita ist Zahntechnikerin, hatte aber hier Probleme, einen Job zu finden. So hat sie in der Pizzeria angefangen und hat hier ihren neuen Chef kennengelernt, der in der Pizzaria zu Mittag ass. Seine Praxis ist gleich nebenan. Er hat sie als Zahnarzthelferin eingestellt und nebenbei macht sie ihm auch noch die Protesten und Implantate. Sie hat uns fuer morgen Abend zu ihrer Familie eingeladen, denn dort gibt es ein Fest.

Morgen ist hier San Juan, das ist die Feier zum kaeltesten Tag des Jahres. Seit Tagen werden hier schon Feuerwerkskoerper verkauft, die morgen angeblich die ganze Stadt in Nebel versetzen werden. Zudem soll es Lagerfeuer auf den Strassen geben, die zwar nicht mehr erlaubt sind, aber trotzdem gemacht werden. Wir sind schon gespannt.


Sie hat uns auch berichtet, was unser Zahnarztbesuch gestern noch fuer Wellen geschlagen hatte. 2 Ueberstunden, aber die hat sie gern gemacht. Sie ist echt angagiert. Der Chef der Praxis ist ein Bolivianer, der in USA studiert hat und dort ein Verfahren mitgebracht hat, Implantate ohne Operation einzusetzen. Damit ist er der Einzige in Cochabamba und sehr bekannt und anerkannt. Seine ganze Familie (Tochter, 2 Soehne, Frau, Schwiegertochter) ist ebenfalls Zahnarzt und er hat auch 2 Jahre in der Schweiz gelebt. Er hat 2 Praxen in Bolivien und 2 in den USA, wobei die Familienmitglieder durchwechseln, wo sie gerade arbeiten. Er ist gerade selbst in den USA und muss bei allen wichtigen Behandlungen angerufen werden. So hat waehrend meiner ganzen Behandlung Telefonkontakt zu ihm bestanden. Anita hat berichtet, dass mich eine neue Zahnaerztin behandelt hat, die erst seit einer Woche da ist und die er noch nicht kennt. Anita hatte mich ja genau gefragt, was ich habe und da das nicht allzu schwer klang, hat sie entschieden, dass das jeder Zahnarzt koennen muss und somit auch die Neue. Der Zahnarzt hat am Telefon genau angewiesen, was sie tun darf und was nicht. Trotz alledem hatte ich den Eindruck, dass sie sehr professionell war. Am Ende hat er wohl noch 30 Minuten mit Anita gesprochen und er wollte wohl in jedem Fall, dass wir als ihre Landsleute gut behandelt werden. So hat er angewiesen, dass die neue Fuellung morgen von der Schwiegertochter eingesetzt wird, die schon lange bei ihm arbeitet, damit ja alles gut wird. Nachdem wir am Ende die Gesamtsumme auch noch im Voraus bar bezahlt hatten, hatten wir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn das ist wohl hier nicht ueblich. Die meisten Leute zahlen irgendwann, wenn ueberhaupt. So bin ich mal gespannt, wie morgen alles wird, aber bisher bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.


P.S. Es gibt wieder neue Bilder im Album...

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