Dienstag, 22. April 2008

Sonnenschein und Gemuesereien ...

Endlich! Vor zwei Tagen kam wieder die Sonne (sichtbar) heraus und wir konnten von der guten Luft nicht genug bekommen. Nachdem wir am Samstag komplett drin geblieben waren und Strolch rauchbedingt flach lag, hatte sich in der Nacht zum Sonntag die Luft gebessert und er ist heute endlich auch seinen Schnupfen und die brennenden Augen wieder los. Das heisst, wir hatten nun tatsaechlich drei rauchfreie Naechte. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr man sich ueber "normale", saubere Luft freuen kann, wenn man mal 4 Tage den Gestank hier eingeatmet hat. Unser Zimmer stinkt trotz drei Tagen Dauerlueftens immer noch, aber man will ja nicht zu anspruchsvoll sein. Der Himmel ist nun strahlend blau und die Tempertur mit ca. 28 Grad sehr angenehm, weil hier eine kraeftige Brise vom Meer her weht.

Nach dem gammeligen Samstag, den Strolch zum Auskurieren der "Rauchkrankheit" nutzte und ich zum Waeschewaschen und Spanisch lernen, sind wir am Sonntag mittag voller Tatendrang Richtung San Telmo aufgebrochen. Dort findet jeden Sonntag ein Antiquitaetenmarkt statt. Dort ging es zu wie auf dem Rummelplatz. Hunderte von kleinen und grossen Geschaeften boten alles Moegliche an alten und einigen neuen Dingen feil. Vom Grammophon bis zum Omanachthemd war alles dabei, nichts was es nicht gab. Es machte superviel Spass, in den wundervollen Innenhoefen zu stoebern und zu schauen, was es gab. Dazu sah man alle moeglichen Strassenkuenstler, die von Tango Tanzen ueber Gitarre spielen bis hin zu Balljonglagen alles boten. Das ganze Stadtviertel verspruehte ein Flair, als waeren wir in Paris. Die Musiker waren zum Teil wirklich weltklasse und allein die Gedanken daran verursachen jetzt noch eine Gaensehaut. Nachdem wir mehreren Bildern und sonstigem "Gruusch" widerstanden hatten, kauften wir noch zwei TShirts fuer Strolch, die die Woche gleich eingeweiht werden. Nachdem wir von den Antiquitaeten genug hatten, spazierten wir in Richtung Osten, in dem sich ein riesiges Naturschutzgebiet befinden sollte. Nach ca. 15 Minuten Fussmarsch ist dies auch aufgetaucht und dort gab es Tausende von Einheimischen, die dort ihr Wochenende verbrachten. Dies schien uns der einzige Ort in der Stadt zu sein, an dem man dem Laerm der Stadt ein wenig entfliehen kann, auch wenn es auch dort wie auf dem Jahrmarkt zuging. Zig Essensstaende mit Gegrilltem, selbstgebackenen Torten (darauf stehen die Argentinos), Tortillas, Huehnchen und allem moeglichem anderen. Der eigentliche Naturschutzpark war fuer uns nicht betretbar (haben aber nicht ganz verstanden, warum wir nicht passieren durften). Nachdem uns gegen Abend die Fuesse schmerzten, wollten wir eigentlich mit dem Bus heim fahren, doch leider haben wir wieder mal nicht ganz geblickt, wo der in der Gegend abfuhr, wo wir uns gerade befanden, so dass wir gelaufen sind. Das Problem hier ist, dass fast alle Stassen Einbahnstassen sind und die Busse demnach Hin immer wo anders halten als auf dem Rueckweg. Das heisst, dass die Haltestellen unter Umstaenden ein bis drei Blocks entfernt sind, bis man den Bus kriegt.

Am Montag haben wir uns nach intensivem Spanisch-Wiederholen am Wochenende um 10 Uhr zum Kurs getroffen. Strolch sollte bei Cecilia vorerst einen Einzelkurs machen, waehrend ich bei Paula mit der Kanadierin Shauna zusammen lernen sollte. Zuerst gab es diverse Bedenken, wie die unterschiedlichen Wissensstaende waeren, doch es hat sich schnell geklaert, dass ich immer noch dem Ganzen voraus war. Der Unterricht hat viel Spass gemacht und als wir am Abend im Restaurant waren, konnten wir erstaunlicherweise alles sagen, was wir wollten (Brot soll getoastet sein, wir brauchen Ketchup zum Fleisch, wo bleibt das Salz,...) und das war eine absolute Premiere. Juhu. Wir sind stolz auf uns. Nachmittags hat uns Strolch, der das Busnetz per Guia T (Busplan in BS AS) geblickt hatte, einen Bus gesucht, der uns nach Ricoletta, einem relativ reichen Stadtteil im Norden bringt. Dort sind wir vom Hardrockcafe ueber diverse nette Gebaeude und einem Designstudio zum Park gekommen, in der Hoffnung, dort etwas Ruhe zu finden. Doch keine Chance. Wir haben uns langsam damit abgefunden, dass die Parks in BS AS einfach nur ein paar kleine Grasflaechen inmitten riesiger Autobahnen sind. An Ruhe nicht zu denken. Aber egal, besser als nichts.
Nach einer Eisschoko mit "Spanischvokabeln lernen" sind wir mit dem Bus Richtung Heimat geduest. Der Busfahrer war definitiv in den 80ern steckengeblieben und hatte mit seinem Rotlicht Discoatmosphaere im Bus und ist gefahren wir ein Henker. Er hat sich gar nicht die Muehe gemacht, die Tueren zu schliessen, weil er eh alle 5 Meter wieder angehalten hat und hat aber jedes Mal dazwischen Vollgas gegeben. Busfahrten in fremden Laendern sind immer sehr faszinierend und man lernt eine Menge ueber Land und Leute.
So stellen sich die Argentinos alle immer brav an der Haltestelle in eine Schlange. Wir standen zuerst da und nach 5 Min haben wir festgestellt, dass sich hinter uns eine mega Schlange gebildet hat. Alle in Reih und Glied. Wenn der Bus kommt, steigen so viel ein, wie noch in den Bus passen (nach der Reihe) und die, die keinen Platz mehr haben, nehmen den naechsten, der eh in 3 Minuten kommt. Die Busse scheinen immer und ueberall rappelvoll zu sein, obwohl sie alle paar Minuten fahren und es steigen immer Menschen ein und nie welche aus. Abends haben wir alle Viere von uns gestreckt, indem wir um die Ecke noch was gegessen haben. Wir haben gelernt, dass gegrillt =grille und gebraten=asado heisst. Nicht umgekehrt. Und das Steak von Strolch (Bife de Lomo) mit den Papas Provenciales (selbstgemachte Pommes mit Knoblauch und Kraeutern) war ebenso wie der Salat hervorragend (wir brauchten mal was essigsaures). Seitdem schreiben wir immer alles auf den Speisekarten auf, was wir nicht verstehn, um unsere Lehrerinnen damit loechern zu koennen (scheint als bereue Paula ihr Angebot schon, alles zu fragen, was wir wollen:)) Eines wurde auch hier wieder klar: das Salz muss mit irgendwas nichtsschmeckendem verduennt sein, denn was wir Salz auf die Papas geschuettet haben, war der Hammer und es war immer noch zu wenig.

Heute haben wir den dritten Tag Unterricht gemacht und wir merken, es geht voran. Bei Susi etwas schneller, bei Strolch etwas langsamer, doch es geht vorwaerts und macht riesigen Spass. Der Kurs hier ist mit keiner VHS zu vergleichen, weil man hier alles sofort anwenden kann und es viel lustiger und realer ist. Kann man echt nur empfehlen. Heute haben wir auch die Rechnung bezahlt, 111€ pro Nase fuer 6 Tage Kurs (je 4 Std), das ist echt ok und es bringt uns um Welten weiter. Anschliessend haben wir wieder mal ne Bank gesucht, wie so oft in den letzten Tagen. Das Problem ist dabei, dass es hier fuer alles ein bestimmtes Viertel gibt. Die ganze Stadt ist in Cuadras aufgeteilt, das sind Haeuserbloecke und in bestimmten Strassen gibt es nur Teppiche oder Musikinstrumente oder Banken oder Gemueselaeden, aber nie alles gemischt. Das ist gut, wenn man weiss, wo es das gibt, was man braucht. Wir sind immer wieder wo anders, doch die Banken scheinen sich alle an der grossen Hauptstrasse Avenida de Julio aneinander zu reihen. Also muessen wir immer wieder da hin und das ist echt unpraktisch, zumal die Haelfte der Automaten die Visa wieder nicht mag. Naja, wir kriegen es schon noch hin.

Was hier in der Stadt staendig jeder zu sagen scheint ist "Claro", was so viel heisst wie "Selbstverstaendlich, natuerlich". Unsere Lehrerinnen haben das in den 3 Tagen Unterricht bestimmt schon 100x gesagt und in der Stadt gibt es auf den meisten Strassennamenschildern einen kleinen Streifen, in dem "Es claro" steht. Wie wir das gecheckt haben, scheint das auch der Slogan eines Handyanbieters zu sein, daher auch das Bild dazu.

Auf dem Rueckweg sind wir wie ca. 2x taeglich an einer Panaderia vorbeigekommen, die supergeniale Kuchen und Suessigkeiten plus Brot haben. Strolch musste unbedingt eine Dulce di Leche Bombe mit Schokoguss kaufen, die schon seit 3 Tagen bestaunt wurde. Man kommt einfach an keinem dieser Laeden vorbei, die sind echt der Hammer. Und alles sehr billig. Anschliessend haben wir noch eine Verduleria aufgesucht ("Gemueserei" wie Strolch zu sagen pflegt) und dort alles moegliche an Gruenzeug gekauft, denn darin haben wir langsam Mangel. Es gibt hier nur Fleisch und Pommes, Eier und Toast und das in allen Variationen. Deswegen muss heute abends ein Salat her. Lecker...

Unsere weiteren Plaene sind nun auch klar: Am Samstag werden wir BS AS nach fast 2 Wochen den Ruecken kehren. Wir sind hier nun schon fast heimisch geworden, was mir ja nie schwer faellt und haben nun den Wunsch nach was Neuem. Wo wir hinfahren, wir davon abhaengen, wie sich der Wind bis Donnerstag weiter verhaelt. Seit 3 Tagen weht er brav vom Meer her, so dass der Rauch der immer noch brennenden Feuer in Richtung Nord/Westen im Land zieht. Sollte das so bleiben, werden wir mit Bus und/oder Boot nach Uruguay weiterfahren, denn dies war der urspruengliche Plan. Sollte der Wind wieder drehen, wird auch das sehr nahe Uruguay wieder im Rauch ersticken, dann fahren wir per 18-Std-Bus an die brasilianische Grenze nach Iguazu, zu den breitesten und wohl spektakulaersten Wasserfaellen der Welt. Das werden wir am Donnerstag sehen, denn da muessen wir das Ticket buchen. Lassen wir uns ueberrassen.

Gelernt: Argentinos stehen gern Schlange. Es gibt Themen-Stadtviertel. Gegrillt=grille, gebraten=asado. Kuchen sind der Hammer. Spanisch ist eine tolle Sprache.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh Mann, das klingt alles super, vor allem der kulinarische Teil... könnt Ihr versuchen, irgendwie Rezepte für Dulce di Leche und Gebäck damit rauszufinden? Das muss man doch auch irgendwie selber machen können, wenn wir schon in einem Land ohne solche Leckereien wohnen...
Ich wünsch Euch noch ganz viel Spaß, und in Zukunft weniger Rauch!!
Ganz liebe Grüße aus Höhenkirchen,
Irene

Flo hat gesagt…

Das Rezept hat Tomi, wir holen uns das mal wenn wir wieder in M sind. Dann können wir ja mal gemeinsam köcheln. Ist glaube ich nicht so schwer.

Liebe Grüße an Alle und danke für die Kommentare!

Wir freuen uns immer aus der Heimat zu hören!

Anonym hat gesagt…

Hi Florian,

ich lese nur wir essen hier und essen da - die Fotos sagen auch nur "ESSEN, ESSEN, ESSEN". Denkst du auch dran das du das alles mit dir tragen musst was du dir da antust :). Wollte ich nur mal los werden :D

Ansonsten ist es echt toll euren Bericht zu lesen ich hoffe ihr lasst nicht nach ;) Liebe Grüße an die Susi

Ich freue mich auf die Wasserfall-Fotos :)

LG Susi