Gestern haben wir uns einen faulen Tag gemacht und sind erst mittags aufgestanden, was schon echt eine Kunst ist, wenn man bedenkt, dass wir mit der Zeitverschiebung ja eh um 5 Uhr wach sind. Irgendwie hatten wir null Bock auf nix und dementsprechend haben wir nach dem Fruehstueck erst mal gelesen. Nachmittags haben wir dann beschlossen, uns in Richtung des Arbeiterviertels San Telmo aufzumachen, das von unserem Hostel sehr gut zu Fuss zu erreichen ist. Dort haben wir ein Kulturzentrum gesucht, in dem ein Tangoabend stattfinden sollte. Dort um 17 Uhr angekommen wurde uns gesagt, dass die Show erst um 21 Uhr beginnt. So haben wir nach einem kurzen Abstecher in einen etwas kargen Park das Abendessen anvisiert. Natuerlich ist um diese Zeit kein Argentino dort zu finden, denn die Einheimischen essen grundsaetzlich erst gegen 22 Uhr. Flo hat sich endlich das heissersehnte megadicke Steak bestellt und auch wenn wir des Spanischen absolut unmaechtig sind, kam das genau so, wie er es wollte. @Chris, das waere auch was fuer Dich gewesen. Abends haben wir dann geschaut, dass wir in Richtung Heimat kamen, denn das Viertel war uns im Dunkeln nicht mehr ganz so geheuer. Geschlafen haben wir in der Nacht ganz gut, auch wenn wir uns mittlerweile sicher sind, dass unter unterem Bett die Ubahn durchfaehrt. Seit 2 Tagen vibrieren von Zeit zu Zeit die Scheiben und es droehnt, wie wenn ein dicker LKW neben unserem Ohr vorbei faehrt, aber man gewoehnt sich ja bekannterweise an alles. Als wir heute morgen beschlossen, die Ubahn mal zu testen, haben wir auf dem Plan tatsaechlich gesehen, dass diese scheinbar auf der Hoehe unserer Unterkunft um eine Ecke faehrt...
Fruehstueck ist in den Hostels immer inclusive, ebenso wie Internet. Zum Fruehstueck gibt es das typische, lapprige, helle oder dunkle Semmelbrot, das nur getoastet geniessbar ist. Aber dazu gibt es superleckere Marmelade und das Beste: Dulce di Leche, eine dicke Karamelcreme, die man hier in jedem Supermarkt kaufen kann. Genial das Zeugs und macht echt suechtig, vor allem sind da endlich mal keine Nuesse drin...Wir haben uns noch den Luxus von Joghurts, Cornflakes und Wurst/Kaese geleistet, die wir uns Tags vorher im Supermarkt geholt haben. Ganz so spartanisch geht das am Anfang noch nicht. Kommt vielleicht noch. Nachdem wir dann die Ubahn-Station neben unserem Haus gesichtet haben (San José), haben wir die gleich ausprobiert. Kostet 0,75 Pesos pro Nase, also ca. 20 Cent, das ist echt billig. Und wir haben sogar die richtige Fahrkarte bekommen und das wieder ohne viel Spanisch. Doch nun war es uns absolut klar, der Sprachkurs muss her, weil so geht das nicht weiter... Man will ja echt mal sagen koennen, was man will und nicht jedes Mal mit Haenden und Fuessen rudern muessen. Der Ubahnhof war schon sehr, sehr alt und die UBahn noch aelter und als die in den Bahnhof rumpelte, war auch klar, warum unser Fenster vibriert. Der Zug war ein Monster von einem Ding, keine neue, leise, schnuckelige UBahn wie in Muenchen. Und der Gag war: ploetzlich hoerte man einen Mann in der UBahn laut reden. Ich dachte zuerst an Lautsprecher, das war es nicht. Dann an jemand, der mit dem Handy telefoniert. Und dann kam er: ein Mann, der in dern Ubahn Taschenlampen fuer den Notfall verkaufen wollte. Da keiner eine wollte, dachte ich, jetzt geht bestimmt zur Strafe gleich das Licht aus und alle inclusive uns kaufen panisch das Zeugs... aber nix geschah..Gott sei Dank. Wir sind dann zum Plaza de Mayo gefahren, der der Hauptplatz der Stadt ist und haben dort das Casa de Rosario (Regierung) und die Catedrale gesehen. Und die vielen alten kolonialen Haeuser, die ueberall stehen. Von dort aus sind wir zum Hafen und dann ueber eine Kirche wieder in die Hauptstrasse zurueck.
Was in der Stadt auffaellt ist folgendes:
1. Alles ist vernebelt, man sieht nie klar. Die Urache dafuer versuchen wir seit 3 Tagen zu ergruenden. Die Stadt stinkt permanent ziemlich heftig nach irgendwas. Kann man sich das in etwa so vorstellen, wie wenn 5 tuerkische Familien mit 40 Mann im Westpark grillen. Oder wie wenn man Massen an Holz verheizt. Doch wo das herkommt, haben wir noch nicht gerafft. Entweder die Klimaanlagen oder die Abgase der 3 Millionen Busse oder oder oder...Fragt man sich nur, woher diese Stadt diesen Namen hat. BUENOS AIRES. Da muss sich einer vertan haben.
2. Es gibt hier den Beruf des Hundeausfuehrers. Wenn man als Einwohner dieser Stadt einen Hund hat und fuer diesen keine Zeit hat, gibt man denselbigen an einen jungen Mann ab, der dann mit 5-15 Hunden bewaffnet, durch die Stadt trabt.
3. Es gibt hier Busse ohne Ende und die in 100 Farben. Und die fahren ueberall hin. Wir haben uns heute einen Guia T (Busplan) am Kiosko geholt, bis wir den blicken, sind wir wieder weg. Aber die Busse scheinen alles abzufahren. Wir sind heute einfach in einen eingestiegen, um den Weg zu verkuerzen und bis ich es endlich geblickt hatte, dass ich 2x 90 Centavos in den Automat im Bus werfen muss, damit ich mitfahren darf, haetten wir fast den Ausstieg verpennt. Aber immerhin gibt es Bushaltestellen wie bei uns. Das ist echt ein Vorteil. Kein Rausspringen wie in Asien.
4. Fehlende Pflastersteine werden nicht ersetzt, sondern die Loecher in gelb angemalt, damit man sie besser sieht.
5. Argentinos stehen auf Dulce di Leche in allen Ausfuehrungen. Hier gibt es viele geniale Konditoreien, die lauter grosse und kleine Leckereien anbieten, ueberall mit der Creme gefuellt, da koennt ich mich reinlegen. Und nachdem wir mittags in einen Cafe fuer Geschaeftsleute ein Tostado gegessen haben (muy rico), gab es zum Kaffee weiche Kokoskekse mit Dulce die Leche gefuellt. Die Dinger waren so genial, dass ich die unbedingt wieder haben musste und die gab es bei dem Konditor, juhu. Da werde ich Stammgast werden.
6. Es gibt so gut wie keine Fussgaengerampeln. Man wird als Fussgaenger grundsaetzlich als Freiwild betrachtet, daher ist bei jeder Strassenueberquerung joggen bis galloppieren angesagt, je nach Objekt, das auf einen zurast. So schaut man immer auf die Autoampeln und rennt dann los, denn die Richtung rot hat, die ein Ueberqueren halbwegs moeglich macht.
Wir sind dann nachmittags noch Richtung einer zweiten Spanischschule gegangen, bei der man den Kurs taeglich beginnen kann, das klingt gut. Die erste, die wir am Dienstag gesehen hatten, fing immer nur montags an. So haben wir uns in der zweiten gleich angemeldet und morgen geht's los. Endlich. 9 Uhr! Frag mich nur, wie ich um die Zeit aus dem Bett kommen soll. Aber wird schon werden. Wir haben schon mal einen Einstufungstest gemacht und dann schauen wir mal, mit was es morgen los geht. Wir werden uns einen Privatlehrer zu zweit nehmen und 4 Std pro Tag machen. So kosten 5 Tage 300 US Dollar, also 190 EUR fuer uns beide. Das ist echt sehr ok. Der Gruppenkurs ist kaum billiger.
Eigentlich wollten wir heute Abend noch zur Tangoshow gehen, doch das war uns dann echt zu anstrengend, das werden wir auf die naechsten Tage vertagen. Werden ja nun noch ne Woche hier bleiben, so wie es aussieht. Gestern konnten wir uns das noch nicht so recht vorstellen, weil der Gestank so uebel war, dass uns das am bleiben gehindert haette, heute war es besser. Ob es wirklich besser ist oder wir uns langsam dran gewoehnen, ich weiss es nicht. Ich kenne ja Bangkok auch als mega stinkende Stadt, aber dort riecht es ueberall anders. Mal ganz uebel nach Klong, mal lecker nach Essen, aber hier stinkt alles gleich schlecht. Sogar in der Kirche. Ich denke, dass man sich an BA gewoehnen kann wie an jede andere Stadt auch, doch den Charme, von dem jeder Reisefuehrer spricht, werden wir erst noch finden muessen.
Was super ist, ist, dass man im Hostel eine Kueche zum Kochen hat, so dass wir das heute schon zum zweiten Mal gemacht haben. So muss man nicht staendig wohin gehen. Aber scheinbar haben andere Backpacker nix andres zu tun als Fernseh zu glotzen. Ich frag mich echt, was das soll. Und das in einer Laustaerke, dass man meint, alle waeren taub. Nur gut, dass die Ubahn unter uns lauter ist:) Aber eigentlich wundert es micht nicht, denn Ruhe scheint es hier nicht zu geben. Massen an Verkehr und Laerm, unglaublich. Sogar in der Kirche hat es gescheppert und gesurrt, wo es doch sonst immer ruhig ist.
Gelernt: Backpacker glotzen staendig. BA ist dauerlaut und dauerstinkig. Hundeausfuehrer ist ein Beruf. Es gibt 1 Million Busse in 100 Farben auf 100 Linien. Als Fussgaenger ist man Freiwild auf der Strasse. Die Steaks sind echt genial. Und: verpasse keine Konditorei...denn wer weiss, wann die naechste kommt.
Freitag, 18. April 2008
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3 Kommentare:
Hallo ihr beiden,
schaut mal hier:
http://www.n-tv.de/Eingehuellt_in_Rauch_Buenos_Aires_haelt_den_Atem_an/180420085111/950863.html
Vielleicht erklärt dies den Dunst in der Stadt?
LG,
Miri
Naja,diese News sprechen sich sogar bis San Francisco rum. Die Bauern "erbrennen" sich sozusagen neues Land. Nicht zu loeschen, geht bis Uruguay. Hier in den Staaten hat es im Mittleren Westen scheinbar kurz gebebt. Habe hier aber nichts gemerkt.
Armin
hi ihr beiden,
die Beschreibung erinnert mich an Cairo, wobei vermutlich lange nicht so schlimm.
Ihr seit ja richtig fleißig, aber ich seh schon es wird Zeit für Natur und Land.
Das Bild von Flo vor dem Steak kommt mir bekannt vor, als ich mir in Floria ein 16oz Steak bestellt hatte und feststellen mußte das man einfach nich mehr als ein 1/2 kb Fleisch essen kann ;-). Aber das Grinsen bleibt, wenn der Teller kommt....
Gruß Chris_heute_Urlaub
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