Dienstag, 29. April 2008

Las cataratas del Iguazu

Den letzten Eintrag haben wir im Internetcafe in Iguazu getaetigt und anschliessend sind wir mit dem Bus wieder Richtung Hostel gefahren. Leider faehrt der Bus immer andere Strecken (wir haben das System dahinter noch nicht geblickt) und nun hat er gegen 22 Uhr wieder eine andere ausprobiert. Dabei ist mir das erste Mal schon ein wenig mulmig geworden, auch wenn es im Nachhinein betrachtet harmlos war. Der Bus fuhr ploetzlich auf einen sehr unbefestigten Ackerweg, rappelte hin und her und fuhr immer weiter von der Strasse weg.
Zuerst war's noch recht lustig, doch das Ganze zog sich echt hin und es wurde immer dusterer und wir kamen immer weiter ab von der Strasse. Gott sei Dank hat er dann endlich mal gehalten und es stiegen noch Leute zu, damit war klar, das ist hier die ofizielle Strecke und nach weiteren 5 Min waren wir auch wieder auf der normalen Strasse. Alles halb so wild, doch im Dunkeln schon ein wenig unheimlich. Was hier auf den Strassen auffaellt, sind die Muelleimer, die es hier gibt. Jedes Haus hat davor einen Metallkorb, der auf einer ca. 1,20m hohen Stange angebracht ist und darin wird der Muell in Saecken gesammelt. Ich nehme mal an, das dient dazu, keine unerwuenschen Tiere anzuziehen, aber sieht lustig aus.

Gestern frueh sind wir bei strahlendem Sonnenschein gegen 10.30 Uhr zu den Wasserfaellen aufgebrochen. Die Wasserfaelle liegen an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien.
Sie bestehen aus 270 einzelnen Fällen auf einer Ausdehnung von 2,7 Kilometern. Einige sind bis zu 82 Meter, der Großteil ist ca. 64 Meter hoch. Hierbei gibt es einmal viele "kleinere" Faelle, die nebeneinander liegen und zum anderen das umganssprachlich "Garganta del Diablo" oder "Teufelsrachen" genannte Wasserfallsystem (u-förmige, 150 Meter breite und 700 Meter lange Schlucht). Da die meisten Fälle in Argentinien liegen, ist der beeindruckendste Panoramablick von der brasilianischen Seite möglich, doch wir wollten zuerst mal die argentinische Seite sehen, den Rest schauen wir mal.
Dort angekommen haben wir erst mal den Touripreis von 40 Pesos (ca. 8 EUR) als Eintritt bezahlt (Einheimische zahlen ein Fuenftel) und uns auch gleich auf den Weg gemacht. Wir sind die erste Strecke zu Fuss gegangen, die man auch mit der Bahn zuruecklegen konnte. Nur gut, dass es ueberall Schilder gab, dass man sich nicht vom Weg wegbewegen soll, da es Schlangen, Jaguare und sonstiges nettes Getier dort gibt, das gefaehrlich werden koennte. Der Weg fuehrte uns oben an den ersten Faellen entlang, die wirklich atemberaubend waren (nur gut, dass ich keine Hoehenangst habe:)). Hier sind ganz viele kleinere Wasserfaelle nebeneinander, man weiss gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Das Wasser ist mit solcher Wucht an vielen Stellen in die Tiefe gestuerzt, dass ueberall Nebel vom Wasser in der Luft war und uns ganz fein nass gemacht hat. An vielen Stellen konnte man durch die Sonne einen Regenbogen erkennen. Auf dem Weg dorthin haben wir viele Echsen in verschiedenen Groessen gesehen, die groesste wird ca. 25-30cm lang gewesen sein und war sehr schnell. Nach dem oberen Rundgang sind wir zum unteren aufgebrochen, der die gleichen und auch andere Faelle auf Augenhoehe gezeigt hat. Die Wege bestanden fast ausnahmslos aus Bruecken, die sehr nah ans Wasser herankamen oder darueber gebaut waren.
Dann hatten wir uns entschlossen, einen Bootstrip zu machen, bei dem man so nah an die Faelle herankam, dass man geduscht wurde. Flo hat mich schon gewarnt, dass wir nass werden wuerden und wir hatten schon Wechselwaesche dabei, doch so ganz glauben wollte ich das nicht. Im Boot wurden wir in Schwimmwesten gesteckt und nach dem ersten Sprint zum Fall dachte ich noch, na ist doch alles halb so wild. Doch bei zweiten und spaetestens beim dritten hatte das Wasser jede trockene Stelle an einem selbst erobert, so dass wir tropfnass waren. Das Boot ist dabei mit Vollgas auf den Wasserfall zugefahren und ich hatte schon ein wenig Bammel vor den Wassermassen, die von oben kamen, aber es war voellig ungefaehrlich. Nach dieser 20minuetigen Dusche sind wir ausgestiegen und haben uns erst mal umgezogen...
Dann haben wir ein Boot zu der Insel San Martin genommen, das mitten im Wasserfallgebeit liegt und von der man eine herrliche Aussicht hat. Dort waren wir so gut wie allein und auch im uebrigen Park war sehr wenig los, was absolut angenehm war. Vermutlich lag das daran, dass wir relativ spaet los sind und die Masse an Leuten vor uns war, doch in dem grossen Park verteilen die sich gut. Die Aussicht von dort war tatsaechlich atemberaubend und nachdem wir dann schon mindestens 20 Faelle gesehen hatten, wurden wir langsam muede, zumal das Wetter sehr anstrengend war. Der Tag war sehr heiss und durch die Feuchtigkeit des Wassers kamen uns die 30 Grad wie 40 vor.
Im ganzen Park haben wir tausende Schmetterlinge gesehen, in allen Farben und Formen. Leider lassen die sich schlecht fotografieren, weil sie so flattrig sind. Einer hat sich doch gleich in Flo verliebt und hat sich 10 Minuten nicht mehr von seinem TShirt wegbewegt. Wir sind gelaufen, haben geschaut und das hat das lila-orange Tierchen brav erduldet. Es gab Schmetterlinge, die fast Vogelgroesse hatten, welche in gelb, andere in rot mit weiss/schwarz und ausnahmslos alle waren wunderschoen gemustert. Viele hatten "Augen" aussen auf den Fluegeln angedeutet und sahen damit nicht mehr harmlos aus, was aber natuerlich nur Attrappe war, um sich vor dem Gefressenwerden zu schuetzen.
Es gab Kolibris (die gibt es auch im Hostelgarten), die in der Luft vor den Blueten schweben, als waeren sie Marionetten. Es gab tolle Voegel, die man sonst nur aus dem Zoo kennt (auch massenweise Condore zogen ihre Kreise ueber uns). Eine grosse, fette Vogelspinne sass ploetzlich vor uns auf dem Weg. Als wir uns dem Kiosk im Park genaehert haben, habe ich mich noch ueber ein seltsam aussehendes Felltier gefreut. Es sah aus wie ein Waschbaer (so gross wie ein mittelgrosser Hund), hatte einen sehr langen Schwanz und eine tapirartige Schnauze. Nasenbaeren. Ploetzlich kam eine ganze Herde auf uns zugerannt, grosse und kleine Tiere und haben wie in Asien die Affen die Touristen vom Essen "befreit". Sehr witzig die kleinen Tierchen, aber nicht ungefaehrlich.
Obwohl wir wirklich muede waren sind wir gegen 16 Uhr noch Richtung des "Teufelsrachen" aufgebrochen, doch den Weg haben wir per Bahn anstatt zu Fuß gemacht.
Wir sind dann am Ausstieg ca. 25 min ueber das Flussdelta gelaufen, um zur Schlucht zu kommen. Wir waren beeindruckt von der Weite des Iguazuflusses, die dieser an der Stelle eingenommen hat. Man muss dazu sagen, dass wir ja in den 25Min (ca. 1,2km) nur den Teil gesehen hatten, der nicht in den Teufelsrachen gestuerzt ist, sondern in die "kleineren" anderen Wasserfaelle. Der Fluss war an der Stelle auch so ruhig, dass man sich kaum vorstellen konnte, welches Naturschauspiel das Wasser noch bieten wird.
Auf dem Weg ueber den Iguazu haben wir unser erstes Krokodil in freier Wildbahn erlebt, das sich direkt unter uns auf einem Stein gesonnt hat. Es sah ganz harmlos aus und war farblich voll an seine steinbraune Umwelt angepasst. Nur gut, dass wir 3m weiter oben waren.
Beim Teufelsrachen angekommen wurde uns ganz schnell klar, dass sich der Weg hierher trotz der Muedigkeit gelohnt hatte. Diese Wasserfaelle waren das eindruckendste Naturschauspiel der Art, was ich bisher gesehen hatte. Selbst Flo, der schon bei den Niagarafaellen war, war sprachlos. Allein das Getoese des Wassers war ohrenbetaeubend und es krachte mit solcher Wucht in die Tiefe, dass unten nichts ausser Nebel zu sehen war, man konnte den Aufprall der Wassermassen also nur erahnen. Die Menge des Wassers, das nach unten stuerzt ist nicht einmal ansatzweise vorstellbar und man fragt sich, wo kommt das nur alles her...
Wenn der Wind zu uns wehte, haben wir den feinen Wassernebel gut zu spuehren bekommen. Dort haben wir natuerlich auch ein paar Bayern aus Muenchen getroffen, die uns zusammen mit der Bayernflagge von Henri und Antje fotografiert haben:) Nach ca. 20 Min gebanntem Schauen, bei dem wir uns immer wieder fragten, wie es solch ein tolles Naturschauspiel geben konnte, haben wir den Rueckweg angetreten.
Was es zu den Faellen noch zu sagen gibt ist, dass hinter den Wasserfaellen Voegel leben, die dort in den Pflanzen am Fels ihre Nester haben und brueten. Leider haben wir diese nicht gesehen, wir haben daheim nur einen Bericht im Fernsehen darueber gehoert. Doch nun wissen wir, dass wir sie nur wegen des Nebels nicht sehen konnten. Sie sind gut getarnt und damit vor jedem Feind sicher, denn sich in die Wassermassen zu wagen ist alles andere als ungefaehrlich.

Abends sind wir dann noch zum Busbahnhof gefahren und wollten uns ein Ticket nach Nordwestargentinien, nach Tucuman kaufen, was wir als unsere naechste Station auserkohren hatten. Dort war schon so gut wie alles gebucht, doch dann hat der PC der Dame am Schalter gestreikt und einfach nicht das richtige Datum verwenden wollen. Sie bat uns, nochmal heute wieder zu kommen. So ein Mist, aber ok.

Heute hat es wieder die ganze Nacht geschuettet und gewittert, was auch bis in der Frueh angehalten hat. So haben wir einen faulen Lesetag eingelegt. Wir sind jetzt noch einmal zum Busbahnhof und wollten die Fahrt buchen. Nun hiess es, die mittlere Klasse (mit halbumklappbarem Bett, ganz umklappbare gab es dorthin nicht, schade) sei ausgebucht. Haha. Das war sehr aergerlich, zumal wir ja gestern da waren. So haben wir nach langem Hin und Her bei einer anderen Gesellschaft (Andesmar) gebucht. Leider gab es hier nur einen Bus nach Tucuman, der Abends um 21 Uhr abfaehrt und nicht wie der andere am Morgen, aber es half ja nix. Immerhin haben wir die letzten beiden Halbbetten ergattert, die wir die ersten 20 Std nutzen duerfen. Die letzten zwei Stunden wechseln wir in die normalen Sitze, anders ging es leider nicht, sonst haetten wir noch mal einen Tag laenger bleiben muessen. Nun haben wir also einen Tag mehr als geplant und so ganz wissen wir noch nicht, was wir damit machen, denn eine Tour bei dem Regen zu machen, waere ungemuetlich. So denke ich, dass wir doch noch die brasilianische Seite der Faelle bestaunen werden, wenn das mit der Einreise nach Brasilien gut klappt. Aber schauen wir mal, wie es morgen ist...

Beim Essen haben wir heute noch festgestellt, dass hier wirklich absolut salzfrei gekocht wird, was langsam nervt (Frank, das waere was fuer Dich:)) und dass man sich bei dem Brot zwischen "Papier" und "Styropor" entscheiden kann.

Gelernt: Wasserfaelle von Iguazu sind einmalig. Essen ist hier salzfrei. Nasenbaeren und Schmetterlinge gibt es zu Hauf.

Keine Kommentare: